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I. Ungeschichtliches

anderen Stück der Säufer Veit auf. Er stößt die Schwester in die Iller, den Vater ins Verließ usw., der Wahrsager und philosophierende Hausnarr, die gespenstische Ahnfrau, der unterirdische Gang, kurz alles, was zu einem „Ritterstück“ gehört, fehlt nicht. Daß sich schließlich das Ganze in Wohlgefallen auflöst, nachdem der ruchlose Eisenburger seine schwarze Seele im Zweikampf fluchend aushauchte, daß sich die Verstoßenen wiederfinden, darf wohl kaum berichtet werden. – Uebrigens hält sich die Sage von unterirdischen Gängen im Volke standhaft. Es bestehen hierüber zwei Sagenformen. Die eine weiß, daß ein unterirdischer Gang von der Eisenburg zur Kronburg führe, in welchem man schon Waffengeklirr gehört habe. Die andere weiß von drei Gängen zu erzählen: nach Trunkelsberg, Grünenfurth und Memmingen. Was letzteren anbelangt, so sah man, als man bei geschlossener Schranke beim heutigen schienengleichen Bahnübergang der Augsburgerstraße in Memmingen noch unter der Brücke durchkonnte, tatsächlich auf der Kanalseite gegen Eisenburg einen gemauerten Ausgang, der wegen Verfalls nicht genauer untersucht werden konnte. Jedenfalls führte er unter allen Umständen nicht bis zur Eisenburg, gab aber den Gerüchten neue Nahrung. – Aus Anlaß dieser Sagenbesprechung möchte auch an jene erinnert werden, die ausführt, daß der Name Eisenburg daher stamme, daß die Raubritter einstmals ohne Erfolg die Eisenburg belagert hätten und hiedurch in die Meinung versetzt worden seien, sie sei eisern (hier ist wieder merkenswert, daß die Isenburger auch in der Sage keine Raubritter waren!). – Wie der (übrigens geschichtlich durchaus ungerechtfertigte) schlimme Ruf der Burg ist auch der der Ortschaft. Im Volke kreist das Sprichwort: „Wer Vater und Mutter nicht folgt, kommt nach Trunkelsberg, und wer gar kein Gut tut, nach Eisenburg.“ Die Leute bringen die Ursache dieser mißlichen Charakterisierung mit dem Hochgericht in Zusammenhang, das einst, in der guten alten Zeit, den nunmehr so hübsch bewaldeten Hügel unmittelbar südlich der Ortschaft „zierte.“ Mir möchte scheinen, daß dies eher mit den unhaltbaren Zuständen zu erklären wäre, die sich ergaben, als die Neubronner 1671 die Herrschaft zerstückelten, als schließlich jedes dritte Haus einen anderen „Landesherrn“ und alle zusammen wieder einen gemeinsamen, alle Jahre aber wechselnden Administrator über sich erkennen mußten, sodaß im Laufe der Jahre infolge mannigfacher Käufe und Vertauschungen wirklich mancher nicht mehr wußte, wem er eigentlich untertan war. Die kurbayerische Regierung dekretierte 1805 nicht umsonst, solche Zustände seien

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Ludwig Mayr: Die Geschichte der Herrschaft Eisenburg. Selbstverlag, Steinbach bei Memmingen 1914–1918, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Geschichte_der_Herrschaft_Eisenburg_Ludwig_Mayr_025.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)