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Einleitung

um der Heimatliebe willen! Uebrigens ist die eindringende Geschichte auch des kleinsten Gebietes immer ein Abdruck, ein Spiegelbild der „großen“ Geschichte des Stammes, des Volkes. Sie spielt sich ja doch auf seiner Bühne ab. Sie ist seine Geschichte im kleinen, an Ort, am Einzelnen und im einzelnen. Hinwiederum bietet sie stellenweise viel mehr als die „große Geschichte“: sie hat es mit den Persönlichkeiten zu tun, aus denen jene sich spinnt und webt; sie stellt sie uns persönlich vor, in ihrem Alltags-Fühlen und -Denken und -Handeln: Sie ist weniger Kriegs-, aber desto mehr Kulturgeschichte, die Psyche der Geschichte. Gerade wir „bayerischen Schwaben“ sind in dieser Beziehung übel daran. Durch die Einverleibung mit Bayern wurden wir von unserem Stamm losgerissen, kennen wohl schulgerecht die Entwicklung des neuen großen Vaterlandes, wurden aber den Wurzeln unseres Seins und Werdens völlig entfremdet, wenigstens was die große Menge betrifft. Und da ist nun die Erforschung des kleinen Heimatgebietes zugleich eine Erforschung eines Teiles der Stammesgeschichte, und dieser wird durch jene eher die Möglichkeit geboten in weitere Kreise einzudringen als es durch die großen Werke bewerkstelligt werden kann. – Alles Alte heischt Ehrfurcht, auf welcher ein Goethe die Erziehung aufbaute. Und Ehrfurcht vor der Heimat ist heute nötiger denn je. – Aus diesem Gedanken heraus möge vorliegende Arbeit beurteilt werden.

1. Ungeschichtliches.

Daß eine alte, weithin sich aufdrängende Ritterburg gar keine literarischen Spuren hinterlassen sollte, ist undenkbar. Tatsächlich sind dem Bearbeiter zwei dramatische Erzeugnisse bekannt geworden, die sich mit Eisenburgischen beschäftigen. „Silach oder die Stiftung des Klosters Ottobeuren“ lautet das eine „historische Ritterschauspiel“, die „Grafen von Erolzheim“ das andere. Ersteres schrieb der Benediktinerpater Kaspar Kuhn von Ottobeuren (erschienen bei Kösel-Kempten), das andere befindet sich handschriftlich im Besitze der Theatergesellschaft Boos und soll einen Pfarrer der württembergischen Nachbarorte zum Verfasser haben. Beide bringen Eisenburger Herren ganz dem Rufe gemäß, den die Eisenburg sonderbarerweise im Volke genießt: der Ritter Raudulph erscheint bei Kuhn als Geck und charakterloser, die Freunde wie das Hemd wechselnder Unterstützer der Strauchdiebe. Sonstige stilistische und geschichtliche Unmöglichkeiten sind dem sonst schätzenswerten Pater nicht zu verzeihen. Noch abstoßender tritt im

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Ludwig Mayr: Die Geschichte der Herrschaft Eisenburg. Selbstverlag, Steinbach bei Memmingen 1914–1918, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Geschichte_der_Herrschaft_Eisenburg_Ludwig_Mayr_024.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)