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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

Aussaat verloren. Ende Oktober, Anfang November verstopft er seine beiden Röhren, frißt sich in der Vorratskammer bis zum Platzen voll und versinkt dann, zusammengekugelt, in den tiefsten Schlaf. Jetzt wird er ausgegraben – ein recht lohnendes Geschäft – seiner Vorräte beraubt, getötet und ihm das schmucke Fell abgezogen, das nicht ohne Wert ist. Südwestdeutschland ist von der Hamsterplage ganz verschont, dagegen haust er oft böse in der mitteldeutschen Ebene und am Rhein.

Wiederum ein sehr schädlicher Geselle, aber ein ganz besonders hübsches Tierchen ist das baumzerstörende, Vögelchen und Vogelbrut vernichtende Eichhörnchen. Wir lieben es alle, und doch muß der Naturkenner seine allzugroße Schonung bedauern; die Jäger dürften ihm schärfer aufpassen, die Herren Sonntagsschützen könnten durch seine Vertilgung sogar nützlich werden. Ein eigentlicher Winterschläfer ist das Eichhorn nicht; der Forstmann kennt die doppelfurchigen Wunden, die es spiralförmig in der Baumrinde zieht, sobald winterliche Nahrungssorge eintritt. Im Frühjahre aber ist der so elegante und gewandte Turner der allergefährlichste Plünderer aller Vogelnester. Einen je nach der Witterung mehrere Wochen, meist aber nur mehrere Tage hintereinander anhaltenden Schlaf hält das Eichhorn aber doch; es baut sich hierzu, insbesonders gern auf verlassenen Krähennestern, oft mehrere, mindestens zwei kugelige Nester, die aus Reisig, Laub und Moos völlig dicht und undurchlässig für Wasser und Schnee ausgestopft sind und während der anhaltenden Regenschauer und Schneestürme, bei Nebel und arger Kälte wohlige Zufluchtsorte bilden. In ihnen verträumt der lustige Geselle des Winters böseste Zeit, in ihnen finden sich auch Vorräte von allerlei Nüssen. Kommt dann der Frühling, wird solch ein Bau auch die Wiege der Jungen (im April und das zweite Mal im Juni).

Ohne alle Vorräte, ohne Wohnungsanlage, lediglich nur nach denkbar klügster Auswahl passender Plätze, verfallen in Höhlen, auf Kirchtürmen, mehr noch in Kellern, Gängen, in Ruinen, in tiefen Ziehbrunnen unsere Fledermausarten in Winterschlaf. Wir haben noch 18 Arten dieser uralten Tierform in Deutschland, finden aber weit mehr und sehr große Arten versteinert im Schwäbischen und Fränkischen Jura aufbewahrt.

Die Fledermäuse wandern zu passenden Winterschlafstätten, je nach Verhältnissen recht bedeutende Strecken. Die meisten hängen, wie im sommerlichen Tagschlafe, so auch in der Wintererstarrung, angekrallt am Gebälk, andere aber verkriechen sich zu dem langen Schlafe. Alle sind sie fett von der reichen Insektennahrung, welche der Herbst noch bot, und zehren nun, in fast völliger Erstarrung, langsam von diesem Fette, ohne der Ernährung zu bedürfen. Wohl aber müssen sie einen bestimmten Feuchtigkeitsgrad haben, um dem Tode nicht zu verfallen. Viel zu sehr bedroht dieser die so nützlichen und so merkwürdigen Geschöpfe während des Winters. Starke Kälte räumt ganz fürchterlich unter ihnen auf. Denn sie beschleunigt den Blutumlauf, erweckt das Tier, dasselbe wechselt seinen Platz; wo Hunderte schlafen, entsteht ein verzweifeltes Flattern, viele fliegen in das Freie, eine um die andere fällt tot zu Boden. Solche Lücken schließen sich schwer, denn die Vermehrung der Fledermäuse ist sehr langsam: ein bis zwei Junge, mehr sind nicht möglich, da sie sich gleich nach der Geburt an dem Muttertiere festsaugen und dieses nun mit den Kindern herumfliegen muß. Leider verfolgt auch noch der Unverstand der Menschen sie, die an Nützlichkeit noch die Schwalben übertreffen! Wo Fledermäuse sind, da kommen die schädlichen Nachtfalter nicht auf, unter den Maikäfern wüten sie enorm. Milde Wintertage unterbrechen den Schlaf der kleineren Arten, sie fliegen aus und finden unzweifelhaft Nahrung, wohl Aas- und Mistkäfer, Fliegen und ähnliches. Die harte kleine Mopsfledermaus, ein sanftes, kluges und wirklich liebenswürdiges Geschöpfchen (Plecotus barbastellus), hält die kürzeste und am häufigsten unterbrochene Winterruhe, sie fliegt schon im Februar und verfällt selten vor Mitte November in Dauerschlaf.

Mit den Handflatterern haben wir die Zahl unserer deutschen Winterschläfer aus den Reihen der Säugetiere erschöpft.

Vielleicht findet mancher der freundlichen Leser bei einer aufmerksamen Wanderung durch den wintersstillen Wald, durch verschneite Flur und weißes Feld eine Stätte des geheimnisvoll schlummernden Lebens, die er früher nicht beachtet hätte. Gewährt ihm ihre Erforschung die gleiche hohe Freude wie mir, so fände ich darin den besten Erfolg dieser Zeilen.


Blätter und Blüten.

Vermißten-Liste der „Gartenlaube“. Wieder sind wir in der glücklichen Lage, eine Reihe von Fällen bekannt zu geben, in welchen es durch Vermittlung der „Gartenlaube“ gelungen ist, Verschollene aufzufinden und, wo dies möglich war, sie ihren Lieben wieder zuzuführen.

„In alle Winde möchte ich es schicken: er lebt, mein lieber Sohn, er lebt! Gott sei gedankt und tausend Dank Ihrem lieben so hochgeschätzten Blatt ,Die Gartenlaube‘,“ schreibt uns die Mutter des unter Nr. 440 unserer Liste von ihr gesuchten Sohnes, von dem wir ihr einen Brief aus Matagalpa in Nicaragua übermitteln konnten.

Dank dem Schreiben des Herrn Kapitän E. de Vedig konnten wir die Schwestern des Seemanns Staberow aus ihrer Ungewißheit über das Los des letzteren befreien.

Auf den Aufruf Gustav Asters aus New York, welcher seine Mutter suchte, gab sein Schwager seine Adresse an und erbot sich, die erwünschte Auskunft zu erteilen.

Friedrich August Mey dankt der „Gartenlaube“, daß er durch sie von seinem Bruder in Buenos Aires endlich wieder ein Lebenszeichen erhalten habe, und spricht seine große Freude aus, daß er nun in Briefwechsel mit dem Bruder treten könne.

Ueber den Tischler Josef Miksch trafen Nachrichten ein, nach denen er leider in Wiskonsin beim Holzfällen von einem Baum erschlagen worden ist.

Auch die Nachfragen nach Albin Rudolf Stüber, sowie den Schwestern Therese Stranski und Marie Markl sind erledigt.

Die quälende Unruhe und Sorge um das Schicksal des geliebten Kindes konnten wir von der Mutter Robert Bremers nehmen, indem wir ihr leider von seinem Tode, der ihn im Hospital zu Bendigo in Australien ereilte, schonend Mitteilung machen mußten.

Ferner hatte der Aufruf Nr. 479 Erfolg, indem Sohn und Tochter der Verschollenen aus Cambridge, Mass., zur Freude ihres Onkels Nachricht gaben.

Die Mutter Peter Meyers, der wir einen Brief ihres Sohnes aus Chile vorzulegen vermochten, schreibt uns: „Das Glück ist zu groß für uns, wir können es kaum fassen, da ich meinen geliebten Sohn schon für verloren hielt.“

Angesichts dieser so erfreulichen Erfolge drängt es uns, allen denen, die uns bei unseren Nachforschungen nach Vermißten beigestanden haben, nochmals unseren herzlichsten Dank zu sagen. Gleichzeitig lassen wir hier eine Fortsetzung unserer Vermißten-Liste folgen und bitten Leser und Leserinnen, auch dieser ihre Aufmerksamkeit zu schenken, damit es mit ihrer Hilfe gelingt, noch recht viele Verlorengeglaubte wieder aufzufinden und dem Kreis ihrer Angehörigen zurückzugeben.

(Fortsetzung der Vermißten-Liste auf Seite 129 dieses Jahrgangs.)

493) Im Jahre 1880 wanderte der am 26. Febr. 1861 zu Esens in Ostfriesland geborene Kaufmann Ferdinand Peter Wilhelm Breske nach Amerika aus und schrieb zuletzt im Jahre 1889 aus Seattle in Washington in Nordamerika. Seitdem ist Breske verschollen.

494) Von seinen alten Eltern wird gesucht der Diener Mathias Waldvogel, der am 10. Febr. 1867 zu Vierthäler, Amt Neustadt in Baden, geboren ist und im Jahre 1890 in Baden-Baden bei einer Herrschaft in der Sternstraße in Diensten stand.

495) Seit 1874, zu welcher Zeit er in Elmira, New York, wohnte, hat der am 21. September 1842 zu Daber, Rgbz. Stettin, geborene Maurer Carl Friedrich August Möde nichts von sich hören lassen. Sein Bruder bittet herzlich, ihm Auskunft über den Verschollenen zu geben.

496) Vor etwa 5 Jahren verließ der am 17. Aug. 1863 zu Wola geistlich in Posen geborene Arbeiter Franz Nawrazki seine Frau, um in Stettin zu arbeiten, und hat seitdem nichts von sich hören lassen. Vom 4. Dezember 1893 bis 2. Januar 1894 war er als Knecht in Spandau beschäftigt.

497) Gesucht wird der Tischler und Instrumentenbauer Andreas Hartstein, geb. am 13. Oktob. 1822 zu Breitendorf bei Löbau in Sachsen.

498) Am Abend des 23. Novemb. 1897 hat sich der zu Bernburg am 24. Oktob. 1882 geborene Präparand Friedrich Wilhelm Emil Elze aus dem Landesseminar zu Cöthen entfernt und ist nicht zurückgekehrt.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 864. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0864.jpg&oldid=- (Version vom 4.6.2023)