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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

den herrlichsten Punkt Upolus bildet aber der Lanutoberg, der sich 780 m über den Meeresspiegel erhebt. Er ist ein alter Kraterberg und birgt auf seiner Spitze einen kreisrunden See, den ein etwa 30 m hoher mit Bergpalmen und Baumfarnen bestandener Felsenkranz umschließt. An diesem bezaubernden smaragdgrünen Gewässer hat der deutsche Lehrer von Apia für sich samoanische Hütten bauen lassen und so eine der lieblichsten Sommerfrischen geschaffen.

Westlich von Upolu liegen zwei kleine Inseln, Manono und Apolima; die erstere ist überaus fruchtbar und gleicht einem einzigen Garten, die andere ist der Rest eines zur Hälfte eingestürzten Kraters, der, malerisch mit Bäumen bewachsen, etwa 150 m über den Meeresspiegel hervorragt. Die westliche Grenze des Archipels bildet Savaii, die größte der Samoainseln, denn ihr Flächeninhalt beträgt 1700 qkm, während Upolu nur 880 qkm umfaßt. Landschaftlich ist Savaii Upolu ähnlich; nur steigen hier die Berge höher empor und die Erhebung des Kraters Mua bei dem Dorfe Aopo wird auf 1600 m geschätzt. Die vulkanische Thätigkeit hat hier länger gedauert als auf Upolu; an manchen Stellen liegen noch Asche und unverwitterte Lavafelder. Rings um die Insel zieht sich ein breiter Streifen überaus fruchtbaren Landes, und auf ihm wohnen etwa 13000 Einwohner in verschiedenen Ortschaften, als deren wichtigste Matautu an der Nordküste zu nennen ist. Völlig unbewohnt ist aber noch das gebirgige Innere, das von üppigen Urwäldern bedeckt ist.

Ein Samoaner.

Upolu, Savaii und die an diese grenzenden kleinen Eilande sind nunmehr in deutschen Besitz übergegangen. Ein inniger Wunsch unserer Kolonialfreunde ist damit erfüllt worden, denn deutscher Geist und deutsche Arbeit spielen seit Jahrzehnten die hervorragendste Rolle auf Samoa. Im Jahre 1722 werden die Inseln von dem Holländer Roggeveen entdeckt, und erst nach hundert Jahren, gegen 1830, ließen sich auf ihnen die ersten Missionare nieder. Heute ist die gesamte Bevölkerung wenigstens dem Namen nach christlich. Das Verdienst, auf Samoa regelmäßigen Handel und Plantagenwirtschaft eröffnet zu haben, gebührt dem Hamburger Hause Godeffroy, das in den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts mit 32 Handelsschiffen die Südsee beherrschte und später Apia zum Mittel- und Stützpunkt seiner weitreichenden Unternehmungen machte. Nach der Auflösung des Hauses Godeffroy im Jahre 1879 gingen seine samoanischen Besitzungen an die „Deutsche Handels- und Plantagengesellschaft“ über, die das Kulturwerk mit unermüdlicher Ausdauer fortsetzte. Sie hat bis jetzt gegen 3500 ha Land in mustergültiger Weise mit Kokospalmen bepflanzt. Die reifen Nüsse werden durch farbige Arbeiter, die zumeist auf den Salomoninseln angeworben werden, eingesammelt, von Eseln nach den Wagen getragen und auf diesen durch Ochsen nach den Kopradarren gefahren. Hier werden die Nüsse mit der Axt aufgeschlagen, das weiße „Fleisch“ (Endosperm) wird herausgeschnitten und in den Darren getrocknet. So zubereitet heißt es Kopra, aus dem in europäischen Fabriken Oel gepreßt wird. Außerdem hat die Gesellschaft Kulturen von Kaffee und Kakao angelegt. Sehr ausgedehnt ist auch die Viehhaltung, die sich auf etwa 2000 Stück Rindvieh und etwa 150 Pferde und Esel beläuft. Fünfzig deutsche Beamte stehen in Diensten der Gesellschaft, die gegenwärtig 600 Arbeiter beschäftigt. Früher belief sich die Zahl derselben auf 2000, aber die fortwährenden Wirren auf Samoa zwangen die Pflanzer zur Einschränkung ihrer Thätigkeit.

Nun ist der größte und schönste Teil der Samoainseln deutsch. Dem Pflanzer ist unter dem Schutz des Reiches eine sichere Zukunft gewährleistet. Samoa wird aufblühen, und hoffentlich wird es gelingen, auch das heitere Völkchen der Samoaner wirklich zu kultivieren, indem man ihm die kleinen Kriege unmöglich macht und es nach und nach zur Arbeit erzieht. F.      

Der Strand von Apia.


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verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 848. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0848.jpg&oldid=- (Version vom 2.6.2023)