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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

Gepanzerter Eisenbahnzug der Engländer in Südafrika. 
  Artillerie der Buren im Feuer.

Seiten mit großer Tapferkeit worden, groß aber sind auch die Verluste. Ganz besonders schwer ist bei Elandslaagte das deutsche Korps getroffen worden, das die in Transvaal eingebürgerten Deutschen umfaßt. In Pretoria hat sich ein Komitee gebildet zur Unterstützung der Witwen und Waisen der im Felde gefallenen, der Frauen und Kinder von verwundeten Deutschen. Der Generalkonsul der Südafrikanischen Republik Winterfeldt in Berlin (Französische Straße 52) nimmt Geldbeiträge entgegen. Die weiteren Ereignisse auf dem Kriegsschauplatz werden wir auf besonderen illustrierten Beilagen berücksichtigen.

Das Denkmal für in der Völkerschlacht 1813 gefallene Krieger auf dem Leipziger Nordfriedhof. (Mit dem untenstehenden Bilde.) Die Ausdehnung Leipzigs nach Norden hin hatte zur Aufdeckung eines Massengrabes geführt, in welchem Krieger, die in der Völkerschlacht fielen, Freund und Feind in friedlicher Gemeinschaft, bestattet worden waren. Auf dem Nordfriedhofe haben die Gebeine der braven Krieger eine neue geweihte Ruhestätte erhalten. Der Verein für Geschichte Leipzigs hat dafür gesorgt, daß über derselben ein Denkmal errichtet wurde. Das schlichte Denkmal ist aus erratischen Blöcken zusammengefügt und trägt die Inschrift „Freund und Feind im Tod Vereint. 18. Oktober 1813.“ Am Jahrestage der Völkerschlacht ist dieses Denkmal unter zahlreicher Beteiligung von Behörden und Vereinen feierlich enthüllt worden.

Das Denkmal für in der Völkerschlacht 1813 gefallene Krieger auf dem Nordfriedhof zu Leipzig.
Nach einer Photographie von Fritz Völkel in Leipzig.

Mistelgauerin im Brautschmuck. (Zu dem Bilde S. 773.) Wandert man von dem heutigen deutschen Hochsitze musikalischen Lebens, dem lieblichen Bayreuth, in der Richtung gegen Bamberg zu, so gelangt man nach anderthalbstündigem Marsche in eine Landschaft, die Mistelgau genannt wird und ein gleichnamiges Dorf enthält. Der Mistelgau ist eine der von der Natur am meisten begünstigten Gegenden in dem sonst vielfach rauhen bayrischen Kreise Oberfranken, eine jener Gegenden des mittleren Deutschlands, in die vordem der slavische Volksstamm der Sorben oder Wenden eingedrungen war. Der Name Mistelgau wird von dem slavischen Worte „mysliweky“ (zur Jagd gehörig) abgeleitet. Heute ist die behäbige Bauernschaft des Mistelgaues vollständig germanisiert; man hört nur deutsche Laute. Bloß aus einzelnen Anzeichen klingen noch slavische Erinnerungen herauf, die auch aus gewissen Eigentümlichkeiten der Volkstracht sprechen. Die Mistelgauerinnen verwenden viel Sorgfalt auf Haartracht und Anzug, namentlich wenn es zur Konfirmation, zum Tanz oder gar zur Hochzeit als Braut oder Brautjungfer geht. Dann werden die Mädchen „gebändert“; es wird ihnen das Haar mit einem mehrere Meter langen roten Seidenbande umwunden, so daß sie mit einem zierlichen, gefältelten und gezackten Läppchen geschmückt erscheinen. Um den Hals tragen sie Ketten von Silber oder Schnüre von schwarzen Glasperlen, am Rücken mit fliegenden Bandmaschen versehen, dazu über dem grünseidenen Brusttuch einen gestickten Linnenkragen. Ueber den Rock kommen breite, am Rand mit rotgestickten Verzierungen versehene Schürzen. Das hübsche Bild von H. Stelzner läßt uns eine junge Mistelgauerin belauschen, wie sie den Brautschmuck anlegt.

Verwendung von Aluminiumplatten in der Lithographie. Bekanntlich werden bei der Lithographie Zeichnungen, Schriftstücke u. dgl. auf eine besondere Art Kalksteinplatten (Solnhofener) entworfen und nach bestimmter Behandlung mit Säuren (dem sogenannten Aetzen) das erhöht zurückbleibende Bild mit Farbstoff bedeckt und abgedruckt. Die Platten haben aber den Nachteil, daß sie im höchsten Fall nur 12 bis 15 000 Abzüge zulassen, von denen das letzte Drittel jedoch bereits kleinere und größere Fehler aufweist. Außerdem sind die Platten auch sehr schwer im Gewicht und dabei doch leicht zerbrechlich.

Man hat darum schon seit längerer Zeit nach Ersatz für dieselben gesucht, auch aus dem Grunde mit, weil die Solnhofener Ablagerungen doch auch nicht unerschöpflich sind, und der in der Lithographie nur verwendbare, sehr reine Stein thatsächlich immer seltener wird. Im Jahr 1889 bereits kam der deutsche Drucker Schulz auf den Gedanken, Aluminium zu verwenden, und nach vielen Bemühungen hat er thatsächlich Erfolg gehabt und seine Methode soweit vervollkommnet, daß sich das neue Material einzubürgern beginnt. Man hat die Vervielfältigung mit Hilfe solcher Platten Algraphie genannt, und die Vorzüge derselben vor der Lithographie sind ganz bedeutend. So lassen sich von einer einzigen Aluminiumplatte 195000 und mehr Abdrücke herstellen, die bis zuletzt fast die gleiche Schärfe aufweisen, ferner kann der Aufdruck, da kein Aetzen erforderlich ist, leicht entfernt werden. Dazu ist die Aluminiumplatte viel leichter als eine solche aus Stein, – sie wird zur Erzielung größeren Widerstandes nur auf eine eiserne Unterlage ausgelegt – es bedarf beim Drucken weniger kräftiger Maschinen, die eine größere Tourenzahl

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verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 803. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0803.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2023)