Seite:Die Gartenlaube (1899) 0579.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

hohe Anerkennung zu teil geworden: die theologische und philosophische Fakultät zu Jena und die juridische zu Berlin ernannten ihn zum Ehrendoktor; von ersten gelehrten Gesellschaften Deutschlands und vom Centralvorstand des Gustav Adolf-Vereins, wurde er der Mitgliedschaft gewürdigt, von deutschen Fürsten ausgezeichnet; und auch das höchste Glück blieb ihm nicht versagt; er hat sich die Herzen seines Volkes erobert für alle Zeiten. Daß dem also ist, will dieses Volk in der alten Sachsenfeste Hermannstadt beweisen.

Das Denkmal erhebt sich vor der evangelischen Hauptkirche, das Postament besteht aus poliertem schwedischen Granit mit einem Bronzefries, und auf der Vorderseite und Hinterseite befinden sich die Medaillons der vier hervorragendsten Mitarbeiter des Bischofs. Der hohen, in Erz gegossenen sympathischen Gestalt hat die Meisterhand Donndorfs große Lebenswahrheit verliehen, und nicht ohne Bewunderung und Ergriffenheit kann man die milden und doch energischen Züge dieses edlen Kopfes betrachten. L. K.     

Das Teutsch-Denkmal zu Hermannstadt in Siebenbürgen.
Nach dem Entwurf von A. v. Donndorf.

Peter Rosegger und sein Lehrmeister. (Zu dem untenstehenden Bilde.) Den Lesern der „Gartenlaube“ hat Peter Rosegger selber in seinem fesselnden Artikel „Wenn du noch eine Heimat hast“ 1893 geschildert, wie er aus dem armen Waldbauernbuben und Schneidergesellen der Dichter geworden ist, den wir alle bewundern und ins Herz geschlossen haben. Ignaz Orthofer hieß sein Lehrmeister, der ihn in die Kunst des Kleidermachens einführte und dem er bis heute ein treues, ehrendes Gedenken bewahrt hat. Am 5. Juli d. J. nun hat der Dichter ein fröhliches und freudiges Wiedersehen mit dem alten Handwerksmann gefeiert. Es war bei einem Fest in Mürzzuschlag, das von Verehrern Roseggers veranstaltet wurde. Einer derselben hatte den ehemaligen Lehrmeister Roseggers herübergeholt in das schöne Mürzthal, das der 85jährige Mann seit 30 Jahren nicht mehr gesehen hatte, denn er lebt in einem zwar reizenden, aber sehr entlegenen Gebirgsdörfchen der oststeirischen Waldmark, in St. Kathrein am Hauenstein, gänzlich abgeschlossen von aller Welt. Doch gerne folgte er der Einladung in jenes herrliche Thal, in dem er einst als Wanderschneider seine Heimat hatte. Eine halbe Stunde von Mürzzuschlag entfernt steht der Bauernhof zum „Steinbauer“, wo Ignaz Orthofer mit seinem damaligen Lehrling Peter Rosegger einst, wie noch in 66 anderen verschiedenen Bauernhäusern, auf der „Stör“ gearbeitet hat. Noch am selben Abend traf auch Rosegger von seinem Sommerhause in Krieglach zu dem Feste in Mürzzuschlag ein, und nun wurde der denkwürdige 5. Juli gefeiert, an dem vor 39 Jahren der „Waldbauernbub“ zu dem Schneider Ignaz Orthofer in die Lehre kam.

Wer da Zeuge war, wie Rosegger mit seinem alten Lehrmeister in traulichem Gespräch so manche alte Erinnerung auffrischte und wie beide ihre herzliche Freude aneinander hatten, dem werden diese Stunden gewiß unvergeßlich fürs ganze Leben bleiben. Das Fest wurde im „Roseggerstübl“ des Hotels zur Post gefeiert, wo sich viele wertvolle Andenken an den Dichter befinden. Tags darauf wurde Rosegger mit seinem alten Meister photographiert und nachmittags kehrte er in sein Sommerhaus nach Krieglach, der alte Meister in sein stilles St. Kathrein zurück.

Peter Rosegger und sein ehemaliger Lehrmeister, der Schneider Ignaz Orthofer.
Nach einer photographischen Aufnahme von Franz Jos. Böhm, Mitglied der Rosegger-Gesellschaft in Mürzzuschlag.

Die „Mühle“. (Zu dem Bilde S. 569.) Nein, was muß das wohlgezogene Kind Evi sehen, da es eben, zierlich angethan, auf leisen Füßchen herankommt, um die beiden im Baumschatten schlafenden „Tanten“ nicht zu wecken! Keine Tante Klara, keine Tante Irma mehr auf der buntkarrierten Reisedecke, nur die Sonnenschirme und der hochgegipfelte Federhut halten Wache. Hinter dem Baumstamm aber ein Kichern und Lachen, ein Stampfen und Drehen, daß die leichten Kleider fliegen – wahrhaftig, das ist eine „Mühle“, wie sie Klein-Evi und ihre Freundinnen nicht kunstgerechter schwenken können. Starr vor Erstaunen sieht das kleine Ding diesen in der eleganten Stadtwohnung daheim ganz undenkbaren Vorgang, auch der treue Pluto spürt ein heftiges Mißfallen ob solcher Leichtfertigkeit und äußert es in scharfem Gebell. Aber die Herrin lacht unbekümmert weiter: man ist in der Sommerfrische, dort kommen die Leute, besonders wenn sie noch jung sind, auf allerhand Einfälle, und gut ist’s, wenn diese keinen gewagteren Charakter haben als das harmlose Drehen einer „Mühle“. Bn.     

Holztriften durch die Partnachklamm. (Zu dem Bilde S. 573.) Den herrlichsten Besitz unsrer Alpenländer bilden die Wälder, welche in breiten Zügen die mächtigen Rücken der Bergriesen bedecken. Fast das ganze Jahr hindurch klingt die Axt und knirscht die Säge, und wie Donner hallt es bald da, bald dort auf den Höhen, wenn ein Hundertjähriger, von den Holzknechten bezwungen, zu Boden stürzt.

Ist aber schon die Arbeit des Holzfällens eine außerordentlich schwierige und mühevolle, so erfordert der Transport der Stämme bis zu den Verkehrsstraßen im Thale noch ungleich mehr Aufwand von natürlichen und mechanischen Hilfsmitteln. Wo es das Terrain gestattet, hilft man sich durch Anlage von Rutschbahnen, sogenannten Holzriesen, auf starkgeneigten Grasflächen oder holzfreien Waldblößen, wo die Stämme zu Thal gleiten. In den meisten Berggegenden ist es aber möglich, irgend einen wilden Bergstrom zu zwingen, die Last auf seinem Rücken bergab zu tragen. Meistens nimmt ein solcher Wildbach seinen Ausgang zu Thal durch riesige Felsschluchten. Wo er sich nun in eine solche Schlucht stürzen will, wird sein Bett erweitert und gefestigt, so daß es eine Art Sammelbassin bildet, welches man „Klause“ heißt. Im Frühjahr, wenn infolge des Schneeschmelzens und starker Niederschläge die Wasser von allen Seiten dem Bergstrom zufließen und diesen anschwellen lassen, öffnet man die Klausen. Die dort angesammelten Holzmassen werden dann von dem brausenden Strome mit fortgetragen über Fälle und durch Schluchten, und diese Art, das Holz zu Thal zu bringen, wird „triften“ genannt.

Ein derartiger Triftgang befindet sich in unmittelbarer Nähe der Eisenbahnstation Garmisch-Partenkirchen im bayrischen Hochland. Tausende von Alpenreisenden durchwandern alljährlich die dort gelegene Partnachklamm, um sich an der wilden Schönheit dieser imposanten Felsschlucht zu erfreuen.

Mit Staunen betrachtet man die riesigen, turmhohen Felswände, welche eine dämonische Gewalt auseinandergerissen zu haben scheint, um dem brüllenden Bergwasser den Durchzug zu ermöglichen. Ein Fußpfad führt über die Höhe dieser Klamm, sowie ein Holzsteg unten durch dieselbe, welche das eigentliche Operationsfeld für die beim Triften beschäftigten Holzarbeiter ist. Von dort aus müssen die Unregelmäßigkeiten, die sich fortwährend unter dem schwimmenden Holz zeigen, beseitigt werden. Schwimmen kann man aber eigentlich den Vorgang nicht mehr nennen. Die Scheite, Blöcke und Stämme hüpfen, tanzen, springen und überschlagen sich in dem

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 579. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0579.jpg&oldid=- (Version vom 22.12.2022)