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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)


Inhalt.
Seite
Nur ein Mensch. Roman von Ida Boy-Ed (8. Fortsetzung) 517
Der Monte Pincio in Rom. Von Dr. Albert Zacher. Mit Abbildungen 528
Der Dortmund-Ems-Kanal. Von E. Meinhard. Mit Abbildungen 530
Das lebende Bild. Erzählung von Adolf Wilbrandt 532
Fürst Bismarck und Fr. Ludw. Jahn. Von Carl Euler. 538
Die „Kinderzeche“ in Dinkelsbühl. Von Alex. Braun. Mit Illustrationen von Fritz Bergen 540
Der Lebensquell. Erzählung von E. Werner (Schluß) 542
Blätter und Blüten: Die „König Wilhelm-Rast“ bei Rezonville (Mit Abbildungen.) S. 546. – Ueber Reise- und Marschgeschwindigkeit im Mittelalter. S. 546. – Am neuen See im Berliner Tiergarten. Von Alfred Holzbock. (Zu dem Bilde S. 537.) S. 546. – Die deutsche Kaiserin in Berchtesgaden. (Mit Abbildungen.) S. 547. – Wasserdampf als Sprengstoff in Schlagwettergruben. S. 547. – Das Gauß-Weber-Denkmal in Göttingen. (Mit Abbildung.) S. 548. – Für die Gründung eines Bismarck-Archivs. S. 548. – Das Grab des Daphnis. (Zu unserer Kunstbeilage.) S. 548.
Illustrationen: Abbildungen zu dem Artikel „Der Monte Pincio in Rom.“ Die Piazza del Popolo in Rom. Von der Terrasse des Monte Pincio aus gesehen. S. 517. Ein Abend auf dem Monte Pincio zu Rom. Von F. Müller-Münster. S. 520 und 52l. Die Spanische Treppe. Der Brunnen vor der Villa Medici. Die Terrasse des Monte Pincio. S. 529. – Des Löwen Morgengruß. Von F. Specht. S. 525. – Abbildungen zu dem Artikel „Der Dortmund-Ems-Kanal“. Die Ueberführung des Kanals über die Lippe bei Olfen. S. 530. Uebersichtsplan des Dortmunder Hafens. Das Schiffshebewerk zu Henrichenburg. S. 531. – Neckerei. Von Ch. Landelle. S. 533. – Am Neuen See im Berliner Tiergarten. Von M. Plinzner. S. 537. – Abbildungen zu dem Artikel „Die ‚Kinderzeche‘ in Dinkelsbühl“. Von Fritz Bergen. Die „Kinderlore“ mit den Kindern vor dem Rat. S. 540. Der Aufmarsch der Kinder vor der Schranne und der Spruch des kleinen Obristen. S. 541. Stadtansichten aus Dinkelsbühl. S. 542. Obrist Klaus Sperreut verkündet der Stadt den „Pardon“. S. 545. – Die „König Wilhelm-Rast“ bei Rezonville. Das Reliefbild der „König Wilhelm-Rast“ bei Rezonville. S. 546. – Die Begrüßung der deutschen Kaiserin in Berchtesgaden durch die Schuljugend. Das „Grand-Hotel“ in Berchtesgaden, Quartier der deutschen Kaiserin. Von Fritz Bergen. S. 547. – Das Gauß-Weber-Denkmal in Göttingen. S. 548.


Hierzu Kunstbeilage XVII:0 „Das Grab des Daphnis“. Von M. Rieder.




Kleine Mitteilungen.


Jeannette Schwerin †. Die große Bewegung, welche sich in der Frauenwelt zur Hebung der Lage der Arbeiterinnen und zur Erweiterung des weiblichen Arbeitsfeldes vollzieht, hat soeben eine ihrer bedeutendsten Förderinnen verloren. Frau Jeannette Schwerin, welche am 14. Juli in Berlin plötzlich starb, war eine der begabtesten und erfolgreichsten Führerinnen dieser Bewegung in der Reichshauptstadt. Eben war sie noch anf dem Internationalen Frauenkongreß in London zum Mitglied des Hauptausschusses gewählt wnrden, und kurz zuvor hatte sie die Redaktion des „Centralblattes deutscher Frauenvereine“ übernommen, als der Tod sie ihrer segensreichen Wirksamkeit entriß. Sie mußte sich vor kurzem einer schweren Operation unterziehen, an deren Folgen sie verschieden ist; ihr Leichenbegängnis zeigte durch die überaus große Beteiligung, welcher Liebe und Verehrung die Verstorbene sich erfreute. Sie war die Tochter des Dr. Abarbanell, der sich 1848 in der Berliner Volksbewegung hervorthat; seit siebenundzwanzig Jahren war sie mit dem Arzte Dr. Schwerin verheiratet, der als Vorsitzender des großen Berliner Handwerkervereins sich ebenfalls große Verdienste auf dem Gebiete gemeinnützigen Wirkens erworben hat. Jeannette Schwerin ist Gründerin der „Auskunftsstelle“ der „Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur“ in Berlin, zu deren Vorstand sie von Beginn an gehörte. Diese Auskunftsstelle giebt jedem Hilfesuchenden aufs genaueste darüber Bescheid, in welchen Wohlthätigkeitsanstalten, Stiftungen etc. Mittel vorhanden sein könnten, um ihm zu Hilfe zu kommen. Ferner gründete sie eine „Centralstelle für das Studium der Arbeiterinnenfrage“, wirkte erfolgreich für die Errichtung der ersten Volkslesehalle in Berlin und entfaltete ihre glänzende Redegabe sehr eindringlich zu Gunsten der Einrichtung besonderer Fabrikinspektorate für die Arbeiterinnen. Dabei war Jeannette Schwerin eine ausgezeichnete Hausfrau.

Adolf Pichler. Am 4. September dieses Jahres wird der rüstige Altmeister der deutschen Dichter Tirols, Adolf Pichler, seinen achtzigsten Geburtstag begehen. In Innsbruck, wo er bis zur Vollendung seines siebzigsten Jahres als Professor der Mineralogie wirkte, hat am 6. Juli bereits eine Vorfeier stattgefunden, ein Fackelzug wurde unter starker Beteiligung dem Dichter gebracht, der in seinen Werken mit so viel Liebe und Verständnis die Schönheit seiner Heimat und die kraftvolle Eigenart seiner Landesgenossen zu schildern verstanden hat. Adolf Pichler kam als Sohn eines Mautbeamten in Erl bei Kufstein zur Welt. Er studierte in Innsbruck zunächst Rechtswissenschaften, wandte sich aber in Wien der Medizin und den Naturwissenschaften zu. Die große Bewegung des Jahres 1848 fand in ihm einen begeisterten Teilnehmer; als Hauptmann einer Schützencompagnie bestand er mehrere siegreiche Gefechte an der italienischen Grenze. Im Herbst 1848 wurde er Lehrer am Innsbrucker Gymnasium, 1867 erhielt er die oben genannte Professur an der dortigen Universität.

Als Dichter trat Pichler schon im Vormärz hervor; 1846 ließ er seine freiheitlich gestimmten „Frühlieder aus Tirol“ erklingen. Auch seine nächsten Bücher gehörten der Lyrik an. Als er dann in Prosa „Allerlei Geschichten aus Tirol“ erzählte, durfte sich die „Gartenlaube“ seiner Mitarbeit erfreuen. Seine gereifte liebenswürdige Persönlichkeit und ihr interessantes Erleben spiegelt sich gar treulich in den anziehenden erzählenden Dichtungen „Neue Marksteine“ und dem Erinnerungsbuch „Zu meiner Zeit, Schattenbilder aus der Vergangenheit“.

Für Blumenfreunde. Es ist nicht immer leicht, einen in Feld und Wald gepflückten Strauß Blumen zu Hause gut in Gefäße zu ordnen. Die langstieligen darunter lassen sich leicht in Vasen unterbringen, aber was mit den anderen kleinen, oft sehr kurzstieligen Blumen thun, besonders wenn es nur wenige sind? Sie fallen in kleine Väschen leicht hinein, und auf Tellern mit Sand sehen sie nicht hübsch aus. Aus dieser Verlegenheit hilft uns leicht ein Streifen weichen Bleis, der im Kreis oder als Spirale in jede Vase, jedes flache Gefäß gelegt werden kann. Durch diese Unterstützung sehen gerade die kurzstieligen unscheinbaren Blumen sehr hübsch aus; sie bleiben an dem gewünschten Platz stehen, denn man kann den Bleirand beliebig groß oder klein, hoch oder niedrig machen. Wenn nötig, wird er mit etwas Moos gedeckt, das gut zu den Blumenfarben steht. Rosen kann man auf diese Weise in flacher Glasschale zum prachtvoll großen Strauß ausbreiten und die langstieligen Blumen aufs schönste hoch übereinander aufbauen.

Die Bleistreifen, denen man mit leichtem Druck jede beliebige Form geben kann, sind in jeder Eisenhandlung erhältlich.

Wer es einmal versucht hat, seine Blumen, besonders auch für Tafelschmuck, mit Hilfe von Bleibändern zu arrangieren, mag diese nicht mehr entbehren.

Das Pressen von Naturpflanzen. Die Natur mit ihrem Reichtum an Blumen und Pflanzen weckt bei Tausenden die Lust am Pressen und Aufbewahren derselben zu Sammlungs- oder anderen Zwecken. Aber selten gelingt es bekanntermaßen, blaue und rote Blumen in ihrer natürlichen Farbe zu erhalten, und selbst das sorgfältigste Arbeiten und tägliche Umlegen der Blumen zwischen den Fließpapieren in der Presse sichert nicht immer den gewünschten guten Erfolg. Man kann diesen jedoch leicht erreichen, wenn man eine Imprägnierungsflüssigkeit zu Hilfe nimmt, welche aus 12 g Salicylsäure, 25 g Kampfer und 150 g Glycerin besteht; jedes löst man einzeln in 1/3 l gutem Alkohol und gießt dann alles zusammen, wonach die Lösungen noch tüchtig durch Schütteln gemischt werden. Die zum Pressen bestimmten Fließpapiere läßt man sodann in einem flachen Gefäß mit der Flüssigkeit gut durchtränken und an der Luft trocknen. Am ersten Tage preßt man die Blumen, aber nur sanft, in üblicher Weise zwischen gewöhnlichem Fließpapier, am zweiten Tage legt man ein imprägniertes Papier unter, bestreicht die Blumen mittels Pinsels mit der Imprägnierungsflüssigkeit, die in gut verkorkten Flaschen aufzubewahren ist, und deckt ein gewöhnliches Fließpapier darüber. Am dritten Tage ersetzt man letzteres durch ein imprägniertes Fließpapier und erhöht zugleich den Druck der Presse. Das Mittel bewährt sich bei den meisten Pflanzen ganz vorzüglich, und namentlich blaue und rote Blumen behalten dabei ihre natürliche Farbe. Man nehme die Arbeit stets am Tage vor, da die Alkoholflüssigkeit feuergefährlich ist.

Engerlinge im Garten – welchen Verdruß bedeutet das! Kein Pflänzchen ist vor ihnen sicher, sie zerfressen alles: die zarten Würzelchen der Gemüse, die härteren der Baumpflanzungen, und der Rasen geht förmlich ein. Um Engerlinge zu vertreiben, rät man häufig, Maulwürfe einzusetzen. In der Not frißt der Maulwurf Engerlinge, wenn er aber Regenwürmer genügend hat, verschmäht er sie, ganz abgesehen davon, daß im kleinen Garten der Maulwurf auch kein angenehmer Gast ist. Man kann Engerlinge aber ziemlich leicht auf folgende Weise fortbringen. Es wird auf der einen Seite desjenigen Beetes, in dem sich die Engerlinge besonders stark aufhalten, ein Graben aufgeworfen, 40 cm tief. Auf die Sohle des Grabens bringt man eine 25 cm hohe Schicht Dünger. Die Engerlinge ziehen alle nach dem Dünger und sammeln sich massenhaft unter ihm. Wird der Dünger im Verlauf von einigen Wochen gehoben, so läßt sich eine tüchtige Menge der lästigen Gäste ohne Mühe sammeln und zur Fütterung für die Hühner gebrauchen. Man bringt den Dünger nachher wieder ein und wiederholt das Aufdecken, bis der Fang sich nicht mehr lohnt. Dann macht man eine längere Pause. Im Herbst ist diese Art des Fanges am lohnendsten. Die Engerlinge suchen dann einen warmen Unterschlupf und sind im zeitigen Frühjahr fast alle unter dem Dünger versammelt.

Blumenversendung. Ein gutes Mittel, um selbst im Sommer frische Blumen und Zweige so zu verpacken, daß sie unverwelkt ankommen, verrät uns eine erfahrene Gärtnerin. Sie erkundigt sich genau voraus, wann sie zur Post müssen, um sie möglichst wenig Zeit unterwegs zu lassen, und schneidet sie womöglich frühmorgens oder nach Sonnenuntergang ab. Dann umwickelt sie das abgeschnittene Ende jedes Stieles sehr fest erst mit nasser und darüber mit etwas trockener Watte, packt, die Blumen im übrigen ganz trocken und fest aufeinander und deckt noch trockene grüne Blätter oder Holzwolle darüber. Kommen die Blumen an, so werden sie wieder ganz frisch, wenn man zuerst die Stiele ein wenig kürzt und dann die ganzen Stengel und Zweige in eine flache Schüssel voll Wasser bringt, so daß die Köpfchen der Blumen auf den trockenen Rand zu liegen kommen; in wenig Stunden erholen sie sich wieder.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 516_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0516_d.jpg&oldid=- (Version vom 15.2.2022)