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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)


Allerlei Winke für jung und alt.



Bürstentasche aus Hobelspänen.

Bürstentasche aus Hobelspänen. Unser originelles Modell ahmt die Form eines Pantoffels nach und zeigt trotz des einfachen Materials ein elegantes Aussehen. Es wird in zwei Teilen gearbeitet, und zwar zunächst die Sohle, zu der 6 je 11/2 cm breite Hobelspäne, nachdem man sie in warmem Wasser biegsam gemacht hat, mit 17 Spänen durchflochten werden. Um sie leichter verarbeiten zu können, befestigt man die Enden auf einem Zeichenbrett. Sehr praktisch ist es, sich die Form des Pantoffels aus Papier zu schneiden, diese dem Flechtwerk aufzulegen und dasselbe danach zu bilden, worauf man die Form mit weißumsponnenem Draht einfaßt. Zum Oberteil des Schuhes braucht man 13 Späne, die mit 9 Spänen durchflochten werden. Nachdem man sie ebenfalls nach einem Papierschnitt geformt und sie mit Draht begrenzt hat, werden die beiden Teile zusammengenäht. Eine hübsche Randborte deckt die Naht und faßt auch die Sohle ein. Zu derselben teilt man einen Span der Länge nach, flicht ihn umeinander und drückt die Vertiefungen leicht ein. Die Borte wird dunkelbraun gebrannt, bei den leuchtenden Chrysanthemen werden nur die Konturen gebrannt, sie werden mit Wasserfarben leicht ausgemalt, und zwar ist das größere rosa gehalten, während das andere ein dunkleres Rot zeigt. Eine kleine Drahtöse dient zum Aufhängen, dieselbe wird der Randborte entsprechend mit brauner Seide umschlungen. A. K.     

Gobelin- und Kreuzstichstickerei auf Tüll. Jetzt, wo die Durchzugarbeiten auf Tüll so sehr beliebt sind, ist der Hinweis gewiß willkommen, daß man auch Gobelin- und Kreuzstich auf Tüll sticken kann. Diese Stickereien, bei deren Muster allerdings auf den versetzten Löchergrund Rücksicht genommen werden muß, wirken sehr dekorativ. Einfache Einsätze, wie die abgebildeten, sind sehr schnell herzustellen und bilden eine hübsche Ausstattung für leinene Unterröcke, Schürzen, Kinderkleider etc.

Gobelinstickerei auf Tüll.

Der Arbeitsfaden, Twist oder sonstige weiche Baumwolle, Seide etc., muß den Tüllgrund gut decken. Man arbeitet die geraden Gobelinstiche von oben nach unten in schrägen Reihen; jeder Stich wird seiner Höbe nach von Loch zu Loch über einen geraden Gewebefaden ausgeführt. Regelrechte Stiche sind auf der Rückseite länger als auf der rechten Seite. Zu Ende jeder Reihe wird ein Hilfsstich nötig. An den von links nach rechts gearbeiteten Reihen führt man die Nadel beim letzten Stich links von dem überfangenen geraden Webefaden nach außen, wendet die Arbeit, führt die Nadel von rechts unter dem Gobelinstich, aber über den Webefaden nach links und durch das links vom Stiche liegende Tüllloch wieder für den nächsten Stich in das richtige untere Loch.

Kreuzstichstickerei.

Den entstandenen Querstich deckt der Gobelinstich vollständig. In den von rechts nach links ausgeführten schrägen Reihen wird die Nadel rechts vom letzten Stich nach außen geführt und nach dem Wenden der Arbeit von links nach rechts der Querstich gemacht. Recht sorgfältig ist der Arbeitsfaden anzulegen und zu befestigen. Die Muschen sind ebenfalls über einen geraden Webefaden gearbeitet, durch den beim Beginn der Faden zu ziehen ist. Entgegen dem Gobelinstich wird der Kreuzstich je über ein Tüllloch in geraden Reihen gestickt, doch kann, da die Stiche gerade unter einander stehen müssen, nur jede zweite Löcherreihe überstickt werden; einzelne schräge Stichreihen wirken nicht gut, geschlossene Musterfiguren stets am besten.

Ein Meßlineal, um das jährliche Wachstum der Kinder zu notieren, sollte in keiner Familie fehlen. Es ist sehr interessant, die Verschiedenartigkeit des Wachstums bei Kindern sowohl im Vergleich zu einander als auch in den einzelnen Altersstufen zu beobachten, und es lohnt sich wohl der kleinen Mühe, welche die Herstellung und Aufbewahrung eines entsprechenden Meßlineals verursacht. Die Kinder selbst werden mit Freuden an der Jahreswende oder am Geburtstag an das „Messen“ erinnern und um so stolzer dreinschauen, je mehr sie in der Zwischenzeit an Länge zugenommen haben. Messungen werden ja jetzt wohl auch vorgenommen, aber entweder verliert oder verlegt man die Notizen oder man macht sie an Gegenständen, besonders gern an Thürgewänden, wo die betreffenden Zeichen mit der Zeit verschwinden, die Thüre beschmutzen, und bei einem Umzug lassen sich solche „Merktafeln“ auch nicht mitnehmen. Man besorge sich daher lieber von einem Tischler ein etwa 180 cm langes und vielleicht 10 bis 15 cm breites Brett in mäßiger Stärke und verziere es, um es nicht ganz schmucklos erscheinen zu lassen, mit leichter Brandmalerei, einem Rankenmuster etwa, das noch von einem Spruch bekrönt werden kann, zum Beispiel: „Es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken.“ Die Meßskala bezeichnet man durch eine schwarze Linie für jedes Kind, die alle Jahre um so viel weiter geführt wird, als das Kind gewachsen ist. Das betreffende Maß markiert man noch besonders durch eine Verstärkung der Linie, einen Punkt oder ein Sternchen und schreibt nebenbei das Datum und eventuell auch das Körpergewicht hin. Oder man zieht die Linien von vornherein über die ganze Länge des Brettes und macht dann jährlich nur Querstriche mit Maß-, Gewicht- und Datumangabe in die so entstandenen Rubriken. – In einer mir befreundeten Familie werden schon seit langer Zeit die Kinder derartig gemessen und ein Vergleich, wie verschiedenartig diese gewachsen sind, ist in der That lehrreich.




Hauswirtschaftliches.


Buttermilchauflauf für die einfache Küche. Man rührt 75 g Mehl mit 1 l guter Buttermilch glatt, giebt nun vier Eier, 75 g feinen Zucker, ein Stückchen feingestoßene Vanille und vier geriebene bittere Mandeln dazu und verquirlt alles gut miteinander. In eine gut ausgestrichene Auflaufform, am besten aus feuerfestem Porzellan, schüttet man die Masse und bäckt sie in Mittelhitze 30 bis 35 Minuten. In dieser Zeit kocht man ein Kirsch-, Heidelbeer-, Brombeer- oder Preißelbeerkompott, das nicht zu viel Saft zeigen darf. Man giebt den Auflauf in der Form zu Tisch und das warme Kompott dazu. L. H.     

Gefüllte Weinblätter mit Wildresten. Aus frischen zarten Weinblättern und kleinen Wildresten kann man ein originelles Eingangsgericht nach der Suppe herstellen. Die Weinblätter werden möglichst in gleicher Größe und recht zart gewählt, worauf man sie gut wäscht, abtrocknet und nebeneinander ausbreitet. Kleine Wildreste wiegt man mit etwas Speck und einer Chalotte fein, würzt die Masse mit Salz, Pfeffer und wenig Muskatnuß und giebt ein Ei und einige Löffel saure Sahne oder Portwein daran. Von der Farce werden walnußgroße Kügelchen geformt und jedes Kügelchen mit einem Weinblatt umwickelt. Aus zwei Eiern, etwas Milch, einem Theelöffel Olivenöl und Mehl wird darauf ein guter Ausbackteig gerührt, die eingehüllten Wildkugeln bineingetaucht und nun in Schmelzbutter ausgebacken. Man richtet die gefüllten Weinblätter nach dem Abtropfen auf heißer Schüssel an und giebt eine braune Champignonsauce. Diese setzt sich zusammen aus einer Brühe, die aus den Wildknochen gewonnen wurde, braunem Buttermehl, gewiegten Champignons und etwas Fleischextrakt. He.     

Sommersalat für Feinschmecker. Hat eine der Leserinnen einmal das Glück oder Unglück – wie sie es nun nennen will – einen gefürchteten Feinschmecker als Gast bei sich zu sehen, so darf sie sicher sein, dessen ganze Hochachtung zu gewinnen, wenn sie ihm den folgenden Salat auftischt. Reste eines feinen gekochten Fisches werden behutsam aus Haut und Gräten gelöst und in Streifen geschnitten, ebenso zerteilt man Fray Bentos-Zunge, gekochten Schinken und kleine Pfeffergurken. Eine auf bekannte Art hergestellte Mayonnaise stellt man kühl, ebenso bereitet man aus aufgelöstem Liebigs Fleischextrakt, Citronensaft, Wein, etwas Wasser, Kräutergewürz und Gelatine eine klare Fleischsulz. Zwei schöne frische Gurken werden abgerieben, der Länge nach durchgeschnitten und ausgehöhlt. Man trocknet sie ab und füllt sie mit den mit der Mayonnaise vermengten Zuthaten. In die Mitte legt man ein Blumenkohlröschen von einem in Salzwasser vorher weichgekochten und danach in Citronensaft und Oel etwas marinierten Kopf Blumenkohl. Wenn die hergestellte Fleischsulz zu erstarren beginnt, wird sie über den Inhalt der Gurken geschüttet und diese bis zum Anrichten, das auf länglicher Schüssel auf grünen Blättern geschieht, kühl gestellt. L. H.     

Einmachen frischer Früchte in Honig. Aus Amerika kommt die Kunde von einem mit Erfolg angewandten neuen Einmacheverfahren. welches sich durch Einfachheit auszeichnet. Man braucht bei diesem Verfahren das Obst nicht zu kochen, kann aber nur ganz frische, eben vom Baum gepflückte, abgewischte tadellose Früchte verwenden und muß den Honig, welchen man zum Einmachen braucht, stets dunkel gestellt haben. Man schichtet, wenn diese beiden Vorbedingungen erfüllt werden können, das Obst in Glasbüchsen, gießt den Honig darauf und schließt die Dosen sofort luftdicht. Dann wickelt man die Gläser gleich in Holzwolle und darauf dicht in Leinentücher und stellt sie nebeneinander in kleine Kisten, die man mit einem Deckel schließt. Man stellt immer nur eine Fruchtsorte in eine Kiste und bemerkt den Inhalt der Kiste oben mit Blaustift auf deren Deckel. Die Kisten werden an einem trockenen Ort aufgehoben. Die Probe solches mit Honig eingemachten Obstes war überraschend, der Honig hatte das Aussehen und den Geschmack feinsten Fruchtgelees, die Früchte hatten gerade die richtige Süße. Hausfrauen, die selbst einen Obstgarten haben, sollten daher einen Versuch mit diesem einfachen neuen Verfahren einmal auch in Deutschland machen. He.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 484_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0484_a.jpg&oldid=- (Version vom 18.4.2022)