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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

verwenden, die unseren Zwecken besser entsprechen, um so ein Kreuzungsprodukt zu gewinnen, das mit den guten Eigenschaften des eingeführten Blutes die Zähigkeit und Widerstandskraft der einheimischen Rasse verbindet.

Außerdem kann man für einen bestimmten Zweck das Damara- oder Namarind ohne Beimischung fremden Blutes weiterzüchten, nämlich zur Gewinnung von Arbeitstieren. Es sind besonders zwei wertvolle Eigenschaften, durch welche sich die einheimische Rasse auszeichnet: die Tiere leiden wenig unter zeitweilig schlechten Wasser- und Futterverhältnissen und sind wie geschaffen, im schweren andauernden Zuge am südafrikanischen Ochsenwagen zu dienen. Hierfür sind sie unübertrefflich, und wohl keine andere Rasse würde bei dem oft tagelangen Mangel an Wasser und Futter und unter den sonstigen Verhältnissen dasselbe leisten. Die Zug–, Reit- und Lastochsen wird man daher stets am besten der einheimischen Rasse entnehmen.

 Junge Strauße
 Weidefeld mit der östlichen Spitze der Anasberge.

Farmwächterhaus, im Vordergrunde eine primitive Gerberei
 nach Boerenweise.

Leider hat der Viehstand des Schutzgebietes durch die Rinderpest in den letzten Jahren fühlbare Verluste erlitten. Indes hat die rechtzeitige Anwendung der Kochschen Impfmethode zur Folge gehabt, daß trotz des bedeutenden Verlustes in den Bezirken Windhoek und Otymbingwe sowie im Nordbezirk doch noch eine ansehnliche Anzahl Rinder erhalten geblieben ist.

In Deutsch-Südwestafrika handelt es sich vor allem darum, die ungeheuren Grasflächen zu verwerten und möglichst hoch auszunutzen, und das geschieht am besten durch ausgedehnte Viehhaltung bei ununterbrochenem Weidebetrieb. Während und bald nach der Regenzeit ist überall frisches Gras in reichlicher Menge vorhanden, das dann aber im Laufe des Jahres mehr und mehr eintrocknet, so daß es schließlich auf dem Halme zu Heu wird. Dieses Heu auf dem Halme ist aber ein nahrhaftes und gedeihliches Futter, das vollständig zur Ernährung des Viehes ausreicht, wenn es in genügendem Maße vorhanden ist.

In besonders trockenen Jahren sowie bei zu starker Besetzung eines gegebenen Weidegebiets mit Vieh kann es aber vorkommen, daß dieses Futter knapp wird, so daß alsdann das Vieh Not leidet und zurückgeht. Dem muß natürlich möglichst vorgebeugt werden, sei es durch Beschaffung von Futter auf andere Art, sei es durch rechtzeitige Minderung des Viehstandes. Bei dem Weidebetrieb, wie er bis jetzt bei den Eingeborenen sowobl wie bei den Weißen in Deutsch-Südwestafrika üblich ist, findet eine sehr ungleichmäßige und im Durchschnitt nur geringe Ausnutzung des zur Verfüguug stehenden Weidegebiets statt. Das Vieh bleibt im großen und ganzen sich selbst überlassen, und daher werden die in der Nähe der Wasserstellen liegenden Grasflächen meist übermäßig stark abgeweidet, während die entfernteren Strecken wenig benutzt werden. Zwar geht das Vieh allmählich von selbst weiter, aber es hält sich doch naturgemäß hauptsächlich in der Nachbarschaft der Wasserstellen auf. Ein solches Weidefeld zeigt das obenstehende Bild.

Acker- und Gartenbau können in Südwestafrika nur an den Stellen mit Erfolg betrieben werden, die entweder nahe an der Oberfläche liegendes Untergrundwasser haben oder sich künstlich berieseln lassen. Wo der Boden die nötige Feuchtigkeit hat, können Getreide, Mais, Tabak und die meisten europäischen Gartenbauprodukte gezogen werden. Deshalb ist die Wasserversorgung in diesem Schutzgebiet eine Lebensbedingung für die kulturelle Entwicklung und für die Besiedelung der Erdoberfläche.

Für die Wassergewinnung kommen die Bohrung von Wasser und die Ausschachtung von Brunnen, aus denen die Flüssigkeit durch Saug- und Druckpumpen gehoben wird, in Betracht. Solche Brunnen sind in großer Zahl angelegt worden, weil durch dieselben zugleich dem Frachtverkehr große Erleichterung geboten wird.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0429.jpg&oldid=- (Version vom 7.5.2021)