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Inhalt.
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Kleine Mitteilungen.


Eine Biographie von Luise Otto-Peters. Wiederholt schon hat die „Gartenlaube“ ihrer vor einigen Jahren dahingeschiedenen alten Mitarbeiterin gedacht und in kurzer Darstellung deren jahrzehntelanges unablässiges Mühen um Hebung der weiblichen Bildung, um Eröffnung neuer Berufszweige für die Frauen geschildert. Heute liegt in einem Bändchen der „Biographischen Volksbücher“ (Leipzig, Voigtländer) der ausführliche Lebenslauf dieser merkwürdigen Frau vor, die als eigentliche Begründerin der deutschen Frauenbewegung zu betrachten ist. Ihrem eigenen Wunsch entsprechend, stammt der erste Teil des Buches, die an interessanten Details reiche Biographie, von Hugo Rösch, dem Freund und Biographen ihres Gatten A. Peters. Im zweiten Teil zeichnet Auguste Schmidt, die weitbekannte Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, in vortrefflicher Darstellung die geistige Thätigkeit der Dichterin und Schriftstellerin, in welcher sich Charakterstärke, Intelligenz und weibliche Herzensgüte zu einer seltenen Gesamtpersönlichkeit vereinigten.

Heute, wo unsere materiell so reiche Gegenwart dankbar der Idealisten von 1848, der Pioniere für Deutschlands Einheit gedenkt, heute sollten sich auch Deutschlands Frauen an die begeisterte junge Genossin jener alten „Achtundvierziger“ erinnern, an die für jene Zeit erstaunliche Honoratiorentochter, die aus ihrer behaglichen Familienexistenz heraus den Blick auf das soziale Elend richtete und in frühen Jugendgedichten schon Gerechtigkeit für die Unterdrückten, Hilfe für die Rechtlosen verlangte.

In jenen vormärzlichen Zeiten, wo das persönliche Auftreten einer Frau ausgeschlossen war, blieb nur der litterarische Weg, um Reformgedanken in die Oeffentlichkeit zu bringen. Luise Otto hat ihn energisch beschritten und durch eine Reihe sozialer Romane sich die Achtung und Freundschaft vieler Gesinnungsgenossen und Schriftsteller jener Zeit erworben, auch im Jahr 1844 die Verbindung mit Ernst Keil, dem späteren Begründer der „Gartenlaube“, geknüpft. Selbstverständlich ließen die Ereignisse der Jahre 1848 und 1849 die Begeisterung der jungen Dichterin zu hellen Flammen aufschlagen; sie stellte ihre Feder in den Dienst der Bewegung, gründete Vereine und sprach in Frauenkreisen, hatte auch nicht minder unter dem Polizeidruck zu leiden als ihre männlichen Freunde, ließ sich aber dadurch nicht verhindern, den Flüchtlingen, sowie deren Frauen und Kindern die aufopferndste Hilfe zu gewähren.

Bekannt ist ihr merkwürdiges Herzensbündnis mit dem in Rastatt gefangenen Freischarenführer und Schriftsteller A. Peters, der ihr angesichts des über ihm schwebenden Todesurteils brieflich seine Liebe gestanden hatte. Die Hochherzige zögerte keinen Augenblick, sie zu erwidern, und kam später, als das Urteil auf acht Jahre Zuchthaus gefallen war, um sich mit ihm in Gegenwart des Gefängniswärters zu verloben! Nach sieben langen Jahren endlich wurde Peters begnadigt, und 1856 konnten die beiden hochstehenden Menschen die bescheidenen äußeren Bedingungen schaffen, aus welchen eine wahrhaft ideale Ehe hervorging. Sie dauerte nur kurz: im Jahr 1864 erlag Peters der im Gefängnis erworbenen Krankheit.

Von da an wandte sich Luise Otto, geklärt durch Leiden und Erfahrung, aber unverrückt in ihrem innersten Streben, ganz der Hebung und Bildung ihres eigenen Geschlechtes zu. 1865 gründete sie mit Auguste Schmidt und Ottilie v. Steyber den heute zu so mächtiger Blüte gediehenen „Allgemeinen Deutschen Frauenverein“, dessen Organ „Neue Bahnen“ von ihr durch 30 Jahre redigiert wurde. Sie leitete die Versammlungen des Vereins und wußte die Gegner stets durch ihr ganz einfaches, echt weibliches Wesen zu entwaffnen, das sich von jedem aufgeregten Emanzipationsgeschrei fern hielt. Ihre Ziele hießen: „Vermehrung der Fähigkeit und Kraft zur Arbeit, zum klaren Denken, zum sittlichen Wollen“; sie hat sie lebenslang festgehalten und in ihrem höheren Alter noch reiche, beglückende Erfolge erlebt als Lohn eines ganz ans Allgemeine hingegebenen Lebens.

Unserer eigenen, nach raschen Erfolgen und materiellem Gewinn haschenden Zeit kann der Hinweis auf solche hart und unverdrossen arbeitende Idealisten nur gut thun, deshalb wünschen wir dem sehr anziehend geschriebenen Bändchen recht viele Leserinnen und Leser. Sie werden vielleicht heute nach den mitgeteilten Gedichtproben der feurigen Freiheitssängerin den Kranz der Dichtung nicht mehr reichen, wie es dereinst ihre Zeitgenossen thaten, aber sie werden sicher mit Ehrfurcht das Bild der Frau betrachten, die, gleich groß im Handeln wie im Ertragen, sich um die deutsche Frauenwelt unsterbliche Verdienste erworben hat und das Denkmal, das ihr binnen kurzem in Leipzig errichtet werden soll, voll verdient!

Bn.


Das Photographieren unter Wasser. Schon vor mehreren Jahren ist es gelungen, einen photographischen Apparat herzustellen, dessen sämtliche Einrichtungen so getroffen sind, daß man damit auch unter dem Wasser arbeiten kann, ohne den optischen Apparat und die Metallteile des Mechanismus zu verderben. Es handelte sich nur noch darum, auch die erforderliche Beleuchtung für photographische Aufnahmen unter dem Wasser herzustellen. Das gelang anfangs durch die Erzeugung von Magnesiumblitzlicht in einem Sauerstoffstrom. Die Magnesiumlampe befand sich in einem wasserdicht abgeschlossenen Glasgefäß, und der Sauerstoff in einem mit dem Taucher gleichzeitig hinabgelassenen und am Meeresboden verankerten Ballon. Da der Photograph bei dieser Einrichtuug an die nächste Umgebung des Sauerstoffballons gebunden war, so hat man sich neuerdings des elektrischen Lichtes nach einem System des brasilianischen Kapitäns Boiteux bedient, um an jedem beliebigen Ort des Meeresgrundes, auch in ziemlich weiter Entfernung von dem Taucherschiff, photographische Aufnahmen machen zu können. Auf dem Taucherhelm befindet sich eine elektrische Glühlampe von großer Leuchtkraft, deren Strahlen durch einen Reflektor und eine Linse noch bedeutend verstärkt und nach einer Richtung konzentriert werden können. Die Lampe erhält ihren Strom durch einen vom Taucher mitgenommenen Draht aus einer Dynamomaschine oder Accumulatorbatterie, die an Bord des Taucherschiffes steht. Die optischen Teile des photographischen Apparates werden durch eine starke geschliffene Glasscheibe geschützt, welche in die vordere Seite der Camera wasserdicht eingefügt ist. Die Ergebnisse bei der Anwendung des Apparates sollen ganz vortrefflich sein. Nicht nur für die Erforschung des unterseeischen Tier- und Pflanzenlebens ist dies photographische Verfahren von Bedeutung, sondern auch zur Feststellung von Beschädigungen an gesunkenen Schiffen, zur genauen Aufnahme des Zustandes von Wracks und anderen Gegenständen, die der Schiffahrt hinderlich sein können, zur Feststellung der Lage und Einrichtung unterseeischer Minen, Hafensperren und für viele ähnliche Zwecke.

Bw.


Selbstangefertigter Waschschwamm. Einen sehr weichen Schwamm, der sich besonders zum Waschen kleiner Kinder eignet, kann man aus weißer Wolle herstellen. Man häkelt mit einer Holznadel zuerst eine 15 m lange Luftmaschenkette und darauf zurück immer abwechselnd eine Luftmasche und eine feste Masche in die siebente Luftmasche. Nach Beendigung dieser Tour wendet man die Arbeit und häkelt abwechselnd eine Luftmasche und eine feste Masche in jede zweite feste Masche der vorhergehenden Tour, worauf man abermals wendet und diese Tour immer wiederholt, bis die Maschenzahl verbraucht ist. Zum Aufhängen wird noch eine Luftmaschenkette extra gehäkelt. Der Schwamm läßt sich nach dem Gebrauche gut reinigen und muß zum Trocknen nur immer in die frische Luft gehängt werden. Will man den Schwamm zu Frottierzwecken benutzen, so kann man ihn statt in Wolle in hartem Garn arbeiten.

H.


Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 708_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0708_d.jpg&oldid=- (Version vom 31.1.2019)