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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)


Allerlei Winke für jung und alt.


Kurländische Theekannendecke. Statt der auf vielen Kaffee- und Theetischen eingebürgerten sogenannten „Kaffeemütze“ findet man in Rußland und den Ostseeprovinzen nicht selten die Kannendecke. Inwendig ist die Decke mit starkem weißen Leder gefüttert, das den Strapazen des täglichen Gebrauches gut widersteht; die Oberseite aus farbiger Seide oder feinem Tuch zeigt irgend ein zum Porzellan passendes Muster in Plattstich ausgeführt.

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Kurländische Theekannendecke.

Die Decke ist im Quadrat ungefähr 45 cm groß; an den vier Ecken werden Quasten aus Seide oder Goldfäden angenäht, in welche man kleine Bleistückchen verbirgt, um durch deren Gewicht die Decke straff über die Kanne herabzuziehen. H. R.     

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Untersetzer in Linoleumgravierarbeit.

Untersetzer in Linoleumgravierarbeit. Ein Reststück Linoleum, das jedoch einfarbig sein muß, wird mit einem einfachen Linienmuster, wie auf beistehender Abbildung, versehen und dieses mit einem Zierbohrer oder Rilleisen ausgehoben. Die so entstehenden Rillen lassen sich durch Einmalen von Bronzefarbe oder von Siccativöl, das man mit Blattmetall belegt, noch sehr wirksam hervorheben, und solche Arbeiten bilden stets brauchbare, wenig Zeit raubende Geschenkartikel. Um die Aufzeichnung deutlicher sehen zu können, reibt man ein Stück Papier erst mit Seife, dann mit Kreide ein und benutzt dasselbe zum Durchpausen.

Indische Perlmutterintarsien. Es ist bekannt, daß die Orientalen bei ihren kunstgewerblichen Arbeiten besonders auch für einen zauberhaften Farbeneffekt begeistert sind und nach dieser Richtung hin oft mit einfachen Mitteln oder doch auf einfache Weise große Wirkungen erreichen. Namentlich die mit Elfenbeinplättchen, Perlmutterstücken, Metallen etc. eingelegten orientalischen Möbel besitzen einen wunderbaren Reiz und werden teuer bezahlt, obwohl die Art ihrer Herstellung sehr wohl fast jedem Dilettanten möglich ist und natürlich dann viel wohlfeiler zu stehen kommt. Hauptsächlich kommen für derartige Dekorationen Tischplatten, Kästen aller Art, Truhen, Rahmen, Einlagen in allerhand Gegenstände, Füllungen für Möbel, Paneele etc. in Betracht. Was das Material zu den indischen Perlmutterintarsien anbelangt, so unterscheidet man dünne und dicke Perlmuttereinlagen, je nach der Muschelsorte, welche man zur Verwendung bringt. Im Handel befinden sich verschiedene Sorten, die ausgezeichnet für den vorliegenden Zweck geeignet sind. Die sogenannte Awabiperlmutter ist ganz dünn, wird darum auch kaum eingelegt, sondern meist aufgeleimt.

Sie schillert prächtig in allen Farbentönen, muß aber ihrer Feinheit wegen stets einen sehr dunklen Untergrund haben oder aber auf der Rückseite mit Asphaltlack, der zugleich als Klebemittel dienen kann, geschwärzt werden, wenn das Licht in voller Schönheit reflektiert werden soll. Ebenso schön in der Farbe ist die etwa 1/2 mm dicke Goldfischperlmutter und die polierte Burgosperlmutter, nur treten bei letzterer die Farben nicht wolkig auf wie bei den anderen Arten, sondern mehr strichweise. Schließlich giebt es auch weiße Perlmutter von etwa 1 mm Stärke. Billiger als die echten Perlmutterarten ist die imitierte Perlmutter und imitierte Irismuschel. Für etwa 2 bis 3 Mark bekommt man eine Tafel von 13X14 cm Größe, so daß man damit große Figuren aus einem Stück einlegen kann. Die Ausführung der Arbeit selbst beruht nun einmal auf dem Zuschneiden der einzulegenden Figuren und Musterteile, wozu entweder eine Schere oder eine Laubsäge genommen wird, zum anderen auf dem Ausgründen der betreffenden Holzfläche und schließlich auf dem Einlegen der Perlmutterteile in die ausgegründeten Stellen. Das Ausgründen darf nur gleichmäßig flach geschehen, damit später die Perlmutter nicht zu tief liegt, aber auch nicht über die Fläche hervortritt. Selbstverständlich muß die ausgegründete Stelle genau so groß sein wie die entsprechende Perlmutterfigur – die übrigens auch aus kleinen Teilen zusammengesetzt sein kann –, man muß also die einzelnen Musterteile auch auf Holzfläche zuvor aufzeichnen. Um scharfe Konturen zu erzielen, sticht man dieselben mit einem schmalen Balleisen senkrecht etwas vor und hebt dann die Innenfläche mit einem gebogenen Schnitzeisen recht gleichmäßig durch hobelnde Bewegungen heraus. Das Befestigen der Perlmutterstücke geschieht mit Syndetikon oder Fischleim. Soll der Gegenstand gebeizt oder poliert sein, so hat dies vor dem Ausgründen und Einlegen zu geschehen.

Gehäkelte Spitze. Das zierliche Spitzchen eignet sich besonders gut zur Ausstattung von Kinderwäsche. Die einfache Häkelarbeit schließt sich in zwei Touren der Zackenlitze an. 1. Tour: 2 zusammen abzumaschende Stäbchenmaschen, die je eine Zackenspitze erfassen und 5 Luftmaschen in steter Wiederholung. – 2. Tour: Abwechselnd Stäbchenmasche in jede zweite Masche der vorigen Tour und 1 Luftmasche.

Auffrischung von Strohhüten. Wohl manche junge Dame wird gegen Ende der Sommersaison bemerkt haben, daß ihr moderner Strohhut, der in zarten Farben: rosa, lila, silbergrau etc. prangte, ganz gelb von der Sonne gebrannt wurde und recht häßlich aussieht. Noch sind es aber beinahe zwei Monate, in denen sie ihn tragen möchte – was thun? Jedenfalls statt einen neuen zu kaufen, soll sie ihn mit einem leichten Anstrich von Oelfarbe noch retten! Um ein schönes Hellgrau herzustellen, nimmt man Elfenbeinschwarz und ziemlich viel Kremserweiß und trägt die Farbe sehr dünn auf (mit etwas Siccativ vermischt trocknet sie schneller), verreibt mit dem Borstpinsel die Farbe in alle Vertiefungen des Geflechts und kann nach dem Trocknenlassen den Hut wieder in seiner früheren Farbe tragen. Wenn man vorsichtig verfährt, braucht man die Garnierung nicht zu entfernen. Selbstverständlich kann man auch jede andere Farbe durch eine ähnliche Mischung des Grundtons mit Weiß erneuern.


-- 0 Hauswirtschaftliches. --

Der Verschluß der Einmachegläser verursacht unseren Hausfrauen viel Mühe und Kopfzerbrechen; einen sehr einfachen und sicheren Verschluß, bequemer als das Zubinden mit Blasen oder Pergamenpapier, können wir aus langjähriger Erfahrung empfehlen. Man wählt Gläser mit nicht zu weiter Oeffnung, schwefelt sie und füllt das Kompott oder die Marmelade heiß ein, und zwar so, daß im Glase etwa 6 bis 8 cm freier Raum darüber bleibt, wischt mit einem reinen Tuch das Glas oben herum fest und trocken aus und preßt dann einen dicken Bausch chemisch reiner Watte in den Hals des Glases, aber ohne erst einen Pfropfen daraus zu drehen. Die Watte darf die Flüssigkeit nicht berühren, da sie sich sonst damit vollsaugt. Marmeladen, die leicht schimmeln, halten sich unter solchem Verschluß oft mehrere Jahre lang.

Tomaten als hübsches Abendgericht Die roten Liebesäpfel, die jetzt zu immer billigeren Preisen auf den Markt gebracht werden, können den Hausfrauen Gelegenheit geben, das folgende äußerst wohlschmeckende und hübsch ausschauende Gericht zu erproben. Man achtet darauf, daß die Tomaten reif, aber noch fest sind und auch eine ziemliche Größe haben. Dann schneidet man sie, nachdem man sie gut gewaschen hat, mitten quer durch und entfernt den weichen Inhalt so rein wie möglich. Von Resten gekochten Hummers nimmt man das Fleisch und schneidet es in kleine Würfel, bereitet nun eine recht dicke Mayonnaise und füllt hiermit die ausgehöhlten Tomaten. In jede Tomate schiebt man darauf einige Hummerwürfel, streut obenauf wenig gewiegten Schnittlauch und richtet die gefüllten Tomaten auf grünen Salatblättchen an. Wenn man keinen Hummer hat, kann man auch frisch ausgeschälte Garneelen in die Mayonnaise legen. – Das ausgehöhlte Fleisch der Tomaten ist zur Bereitung einer einfachen Suppe sehr gut zu benutzen.

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Watteverschluß für Einmachegläser.

Man thut es mit einigen trockenen Schinkenresten und einer gehackten Zwiebel in etwas zerlassene Butter, schwitzt es darin durch, füllt 1 bis 2 l kochendes Wasser, je nach der Fruchtfleischmenge darauf, salzt die Brühe und kocht alles 20 Minuten. Man streicht die Brühe durch, verdickt sie mit braunem Buttermehl, daß man eine sämige Suppe erhält, giebt 10 bis 15 g Liebigs Fleischextrakt daran und eine große Messerspitze weißen Pfeffer, kocht die Suppe auf und giebt sie über verlorene Eier. – Noch einfacher kann man die Suppe bereiten, wenn man in der Tomatenbrühe gleich 49 bis 60 g Reis weich kocht und sie mit diesem durchstreicht. Ein Bindemittel ist alsdann nicht mehr nötig. Diese letzte Zubereitung ist jedoch weniger wohlschmeckend. L. H.     

Pilzsuppe aus großen Pilzen. Größere Pilze, wie Steinpilze, Champignons oder Pfifferlinge, die ihrer Größe wegen weder zum Einmachen noch zu frischem Gemüse zu gebrauchen sind, verwendet man vorteilhaft zu einer trefflichen Suppe. Man achtet nur darauf, daß die Pilze nicht zerfressen sind, was gerade bei großen Exemplaren, die äußerlich tadellos aussehen, oft der Fall ist, putzt die Pilze gut, wäscht sie und hackt sie dann gröblich. Man nimmt für 6 Teller Suppe einen glatten Teller voll gehackter Pilze und thut sie in 70 g zerlassene Butter, giebt Salz, einen Theelöffel gehackte Petersilie und eine Messerspitze weißen Pfeffer daran und dünstet die Pilze in der Butter zehn Minuten. Dann gießt man 11/2 l leichte Fleischbrühe daran und kocht die Suppe noch eine Viertelstunde. Man bereitet in dieser Zeit eine braune Mehlschwitze, giebt sie an die Suppe, fügt eine große Messerspitze Fleischextrakt daran und zieht sie nun noch mit einem verquirlten Eigelb ab. Sie wird sofort angerichtet mit mit gerösteten Semmelbröckchen zu Tisch gegeben. He.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 580_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0580_a.jpg&oldid=- (Version vom 9.12.2022)