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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)


Allerlei Winke für jung und alt.


Kleine Deckchen in Blumenform. Als Unterlage für Blumenvasen und Nippsachen auf polierte Möbel, Tischdecken etc. empfehlen sich die kleinen Deckchen in Blumenform ganz besonders. Ihrer geringen Größe wegen kann man geeignete Reste von Seidenstoffen, Stickereileinen etc. sehr gut dazu verwenden. Man zeichnet sich die natürliche Form zum Beispiel einer Sonnenblume, eines Stiefmütterchens, einer Margaretenblume, eines Weinblattes oder dergleichen auf den Stoff auf, ebenso die Adern oder Staubfäden.

Die Konturen werden nun mit farbiger Seide in Languettenstichen derart ausgeschmückt, daß die Breite derselben nach den inneren Spitzen oder Eckwinkeln abnimmt, wodurch die Stickerei gefälliger aussieht. Die Staubfäden etc. werden ebenfalls mit Seide in Stielstichen gearbeitet, allenfalls kann man auch im Rahmen mit einigen Federstichen eine Abschattierung hervorbringen oder eine ganze Nadelmalerei ausführen. Das teilweise Anbringen von Gold erhöht die Wirkung oft ungemein, ebenso kann man die Arbeit mit Malerei verbinden, zumal es jetzt waschbare Farben giebt. Zuletzt schneidet man den Stoff den Konturen entlang vorsichtig mit einer guten Schere aus und plättet das Deckchen auf der Rückseite glatt. Unsere Abbildungen geben einige Formen von Blumendeckchen, welche sich durch Aneinandersetzen auch als Abschluß zu sehr wirkungsvollen Serviertischdecken, Tischläufern, Büffettdecken etc. verwenden lassen. Für solche Zwecke nimmt man am besten feines altdeutsches Leinen als Grundstoff und paßt auch wohl die Farben denen des Porzellans an.

Reinigung weißer Stiefel. Neben den seit Jahren beliebten braunen Damen- und Kinderschuhen sind in neuerer Zeit grüne und weiße Lederstiefel modern geworden, und in Modebädern sieht man auch schon indigoblaues und rotes Schuhwerk! Weiße Stiefel, die zu sommerlichen Kleidern elegant und chic ausschauen, sind für ihre Besitzerin nur insofern oft ein Gegenstand der Sorge, als ihre Reinigung große Achtsamkeit erfordert. Wer sich jetzt erst weiße Schuhe bestellt, der sollte darauf achten, daß sie aus eigenartig präpariertem Lammleder hergestellt werden, dessen Reinigung am einfachsten ist, da man es mit neutraler Seife, mit Bürste und lauem Wasser nur abzuseifen und nachher trocken zu reiben braucht, um das Leder stets sauber zu erhalten. Hat man diese Art weißer Schuhe nicht, so soll man stets nach jedem Tragen die Stiefel lose abstäuben und, wenn sich keine Flecke zeigen, die Staub oder Schmutz hervorgerufen haben, danach abbürsten und mit einem in Kartoffelmehl getauchten Watteflausch nachreiben. Wo sich Flecke zeigen, muß man diese durch weiße Deckfarbe verbergen. Man nimmt pulverisiertes Kremserweiß, feuchtet ein wenig davon mit einigen Tropfen reinem Spiritus an und taucht ein feines Bürstchen in die Masse, worauf man mit diesem leicht über die Flecke hinfährt. Wenn die Farbe nach kürzester Zeit getrocknet ist, sind die Flecken verschwunden und die Stiefel tadellos sauber. Le.     

Zerlegbarer Hutständer. Der kleine Ständer, den unsere Abbildung zeigt, dürfte noch nicht allgemein bekannt sein, und doch ist er so einfach und gerade deshalb so praktisch. Er eignet sich besonders gut dazu, um auf die Reise mitgenommen zu werden. Zerlegt zeigen ihn unsere unteren Abbildungen in zwei gleich großen Teilen, bei denen die Einschnitte verschieden sind, das heißt sich ergänzen.

Jeder Schreiner kann aus dünnen Brettchen, am besten aus Ahornbolz, den Ständer sägen. Sollte aber eine Laubsäge zur Hand sein, so sind die beiden Teile mit wenig Mühe aus sogenannten „Laubsägebrettern“ bald geschnitten. Die Maße sind bei der Abbildung angegeben. Am leichtesten läßt sich der Hutständer mit farbig ausgemaltem Holzbrand verzieren. Es darf nicht befremden, daß sich auf einem Teil des Ständers je ein halbes Muster befindet; das muß so sein, da ja die andere Hälfte mit dem zweiten Brettchen eingeschoben wird. Nach der kleinen Zeichnung kann eine einigermaßen geübte Hand leicht das Muster vergrößern. Die ergänzende Hälfte gewinnt man durch Umschlagen des Musters nach der anderen Seite.

Praktischr Kleiderraffer für Ausflüge. Wie häßlich verstaubte oder nasse Kleiderränder aussehen, das hat schon jede Leserin an sich oder doch – an den lieben Nächsten erfahren, und sie kennt auch die Last und Arbeit, welche die Reinigung solcher Ränder am folgenden Tage macht. Das häßliche Aussehen wie die Mühe des Säuberns vermeidet man, wenn man sich den folgenden praktischen Kleiderraffer anfertigt, dessen Herstellung leicht und einfach ist. Man nimmt etwa 4 bis 5 cm breites Atlasband in beliebiger Farbe und fertigt aus ihm einen einfachen Gürtel, der entweder mit einer Schnalle oder einer Bandschleife geschlossen wird. Von etwas schmälerem Atlasband gleicher Farbe schneidet man nun vier Bandenden, die etwa 18 bis 25 cm lang sind, befestigt sie vorn, hinten und an beiden Seiten des Gürtels und näht unten an jedes Ende eine gute Sicherheitsnadel. Mit dieser wird der Rock an vier Stellen aufgerafft, er ist dann ganz gleichmäßig aufgenommen und wird absolut nicht zerknittert. Man kann den Kleiderraffer in einem kleinen Ledertäschchen verpackt stets in der Tasche bei sich tragen, damit man ihn immer zur Hand hat. L.     


–– Hauswirtschaftliches. ––

„Immerfrisch“ nennt sich eine von Frau Anna Helberger erfundene, patentierte Verschlußglocke, deren sinnreiche Konstruktion ein längeres Konservieren des Inhalts (Butter, Käse, Aufschnitt, Obst etc.) gestattet. An Stelle des Knopfes sitzt ein Ventil und in dem Glasteller befindet sich eine Rinne, in welche etwa Wasser gegossen wird. Das Innere der Glocke ist dadurch nicht nur luftdicht abgeschlossen, sondern der Feuchtigkeitsgehalt des Innenraumes wird so vergrößert, daß dem Austrocknen des Inhalts vorgebeugt wird. Angestellte Proben mit geriebenem Käse, Aufschnitt, Sandwiches und geschnittenem Pumpernickel haben ein vortreffliches Resultat ergeben, so daß wir diese auf verschiedenen Ausstellungen mit der Goldenen Medaille ausgezeichnete Glocke unseren Hausfrauen bestens empfehlen können. Sie ist zu beziehen aus der Fabrik elektrischer Heizapparate von Ingenieur Helberger, Thalkirchen-München.

Sättigende Speise nach einem Ausflug. Bei der Heimkehr abends nach einem Sommerausflug pflegt der Appetit der Familie meist größer zu sein als die Lust der ermüdeten Hausfrau, noch etwas Besonderes zum Abendbrot zu bereiten, zumal die Essensstunde bei solchen Gelegenheiten meist viel später fällt als sonst. Für solche Fälle sind die rasch herzustellenden Setzeier nach folgender Zubereitung sehr zu empfehlen; sie sind kräftig, sättigend und zugleich bekömmlich. Man läßt in einer größeren Pfanne Butter zergehen, rührt einen Theelöffel Liebigs Fleischextrakt hinein, salzt etwas und schlägt die Eier behutsam in die Sauce. Man stellt sie auf ganz langsames Feuer und begießt sie hin und wieder mit der Butter, bis das Weiße fest ist. Indes reibt man 100 g Schweizerkäse, streut ihn und ganz wenig Pfeffer beim Anrichten über die Eier und hält so lange eine heiße Schaufel darüber, bis der Käseüberzug anfängt zu zerschmelzen, worauf die Eierspeise sofort möglichst heiß zur Tafel gebracht wird. H.     

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Verschlußglocke „Immerfrisch“.

Einfache Reinigung der Gußsteine. Eine besondere Aufmerksamkeit muß die Hausfrau in den heißen Sommermonaten den Gußsteinen, wie jeglichen Abflußröhren schenken, um in ihnen das Entstehen schädlicher Bakterien zu verhüten und den dadurch entstehenden üblen Geruch, der so oft in den Küchen herrscht, völlig zu unterdrücken. Eine umständliche Säuberung, auch die Anwendung desinfizierender Flüssigkeiten ist nicht nötig, wenn es peinlich durchgeführt wird, daß Gußstein wie Abflußröhren dreimal wöchentlich auf folgende einfache Weise gereinigt werden.

Man nimmt 1 kg gewöhnliche Soda, löst sie in kochendem Wasser auf, giebt eine Handvoll Salz und einen Theelöffel voll übermangansaures Kali in die Lösung und gießt diese nun langsam durch den Gußstein. Sie löst alles Fett oder andere angesetzte Schmutzteilchen in den Röhren völlig auf, so daß diese tadellos sauber erhalten werden und eine Ausdünstung nicht stattfinden kann. H.     

Schinken mit Tomaten. Zur Tomatenzeit ist das nachfolgende Gericht allen Hausfrauen, welche eine aparte Frühstücks- oder Abendschüssel wünschen, sehr zu empfehlen. Man bereitet einen einfachen Kartoffelsalat einige Stunden vor dem Gebrauch, damit er durchzieht, während man Tomaten und Schinkenscheiben erst kurz vor dem Anrichten fertigstellt. Die Tomaten müssen frisch und fest sein, sie werden gewaschen, in Scheiben geschnitten und mit Pfeffer und Salz bestreut. Man zerläßt etwas Butter, verrührt in ihr eine große Messerspitze Liebigs Fleischextrakt und brät die Tomaten darin auf beiden Seiten bis sie breiig werden. Zu gleicher Zeit hat man dünne Schnitten von rohem Schinken, die einige Stunden in Milch gelegen haben, geröstet. Jetzt richtet man alles an. Der Kartoffelsalat wird bergförmig in die Mitte einer flachen, erwärmten Schüssel gefüllt, die Schinkenscheiben legt man kranzförmig herum und bedeckt sie dicht mit Tomatenscheiben. Statt des Schinkens kann man, wenn man die Speise fetter wünscht, auch englischen Frühstücksspeck, der nicht gewässert zu werden braucht, nehmen; das Einlegen in Milch ist auch nicht nötig, wenn man Braunschweiger Kern- oder westfälischen Lachsschinken nimmt, es ist aber auf alle Fälle bei sogenannten Bauern- oder Landschinken anzuraten. L.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 548_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0548_a.jpg&oldid=- (Version vom 25.11.2022)