Seite:Die Gartenlaube (1898) 0516 a.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Die Gartenlaube (1898)


Allerlei Winke für jung und alt.


Selbstgefertigter Gürtel aus Seidenband. Aus jeder Art Seiden- oder Atlasband, welches aber ein wenig mehr als 2 cm breit sein soll, läßt sich ein Gürtel in der beliebten Miederform auf folgende Art herstellen. Fünf gleich lange Bandstreifen – jeder etwa 17 cm lang – werden zu beiden Seiten an ein mit Seide überzogenes, 18 cm langes Fischbein genäht und das Ansetzen derselben durch vier kleine darüber genähte Bandrosetten maskiert. Die beiden oberen und beiden unteren Bandstreifen an jeder Seite läßt man schräg gehen und befestigt nun die ziemlich eng zusammenlaufenden Enden wieder an zwei Fischbeinen, welche durch einen Riegel aus Seidenband verdeckt werden und von denen drei wagerechte Bandstreifen, so lang wie die vorigen, ausgehen. Den Schluß bilden nochmals Fischbeine, besetzt mit Oesen, Schließhaken und drei verdeckenden Bandrosetten.

Doppelseitiges Arbeitstäschchen. Zwei oben und unten oval abgerundete, ganz gleich geschnittene Stücke Woll- oder Leinenstoff, 33 cm lang und 15 cm breit, werden aufeinander gelegt, ringsum mit zierlichen Rundzacken versehen und zusammengenäht, indem man diese Rundzacken in buntem Garn oder Seide languettiert.

Dann schneidet man das obere Stoffblatt genau in der Mitte der Breite nach bis zum Rande durch und bricht an jeder der durch den Schnitt entstandenen beiden Kanten einen schmalen Saum, den man nach unten umnäht. So entsteht eine Art Doppeltasche, die für Handarbeiten, namentlich auf Reisen oder Ausflügen, sehr bequem ist. Sie wird an einem schmalen, 28 cm langen Streifen Stoff getragen, der, ebenfalls ausgezackt und languettiert, als Handhabe angenäht wird. H. R.     

Imitation von Florentiner Mosaik. Unter den vielen heutzutage von geschickten Dilettantenhänden ausgeübten Techniken verdient diese Imitation hervorgehoben zu werden, denn sie liefert Füllungen, welche das Abwaschen vertragen und zum Schmuck an Tischen, Kästchen, Wandbecken, Untersätzen etc. sich ausgezeichnet eignen. Die altbekannten Florentiner Mosaiken zeigen eingelegte Blumen, Vögel, Früchte in den zarten Farben verschiedener Steinsorten auf schwarzem Marmor- oder Lavagrund. Man nimmt zu ihrer Imitation eine Glasplatte und legt sie auf das vorher gepauste Muster, welches umgedreht wurde, weil auf der linken Seite der Platte gearbeitet werden muß. Dann zieht man alle Linien des Umrisses recht genau und gleichmäßig mit der Zeichenfeder und dicker Tusche nach, füllt, sobald diese Aufzeichnungen trocken sind, den ganzen Grund mit dem Pinsel und schwarzem Spirituslack aus und setzt nun, sobald auch dieser völlig trocken, mit Oelfarben das eigentliche Muster auf. Daß hierbei Vorsicht, Geschmack und besonders eine gute Kenntnis der Wirkung und Farbenskala der echten Florentiner Mosaiken nötig ist, braucht keine besondere Versicherung, es müssen die einzelnen Töne sowohl, als ihre Zusammenstellung in Licht und Schatten einer Blume, eines Blattes etc. genau nach den guten Originalen gebildet werden. Ist die Malerei ganz vollendet, so dreht man die Glasplatte um und hat nun, mit dem Muster auf der rechten Seite, die Wirkung eines zarten Mosaiks auf schwarzem Grunde. Als Zeichnung ist jedes, in etwas großen Formen gebildete Blumenstück zu verwenden, wie die „Liebhaberkünste“ (München, Oldenbourg) so manches schon gebracht haben. Im Heft 10, Jahrgang 1898 der genannten Zeitschrift findet sich auch ein Artikel von Wobeser über diese Technik, welcher ganz eingehende Ratschläge für den Ungeübteren erteilt und besonders alles betont, was vermieden werden muß, soll die Arbeit schön gelingen. Wer Uebung und Geschmack besitzt, dürfte sie nach obigen Angaben auch allein zu stande bringen.

Wandkorö für Bürste und Staubtuch. (Tiroler Maultiertasche). Diese als Wandkorb für Bürste, Staubtuch und dergleichen sehr hübsch und originell wirkende Tasche können Reisende in Südtirol sich von dort, wo solche den Maultieren zum Tragen angehängt werden, schon fertig mitbringen; wer aber diese Gelegenheit nicht hat, macht sich den Gegenstand ohne viel Mühe selbst nach.

Datei:Die Gartenlaube (1898) b 0516 a 3.jpg

Wandkorb für Bürste und Staubtuch.

Grundbedingung hierzu ist ein Korb aus nicht zu hellem Geflecht, rückwärts flach, unten abgerundet, mit glattem Deckel. Den oberen Rand faßt man nun mit dunkelbraunem Leder ein und spannt sowohl über die Mitte wie über die beiden gewölbten Seitenwände je einen breiten Lederstreifen, den man mit Lederkerbschnitt in beliebigem Muster verziert, worauf die zwischen den Einschnitten entstandenen Vertiefungen mit grüner Beize gefärbt werden. Durch zwei braune kleine Lederriemen, die man noch annäht und mit runden Bohrlöchern für die Nägel versieht, wird der Korb an der Wand befestigt.


Ferienarbeiten im Garten.

Ein praktisches Gartenzelt. Ein lauschiges und schattiges Plätzchen im Garten bietet ein Zelt wie das beistehend abgebildete. Freie Stunden in den Ferien kann man recht gut benutzen, um es fertigzustellen. Man gebraucht hierzu acht je 3 m lange Holzstangen, welche unten zugespitzt und oben mit einem kräftigen Nagel versehen sind, desgleichen eine ebensolche Stange von 31/2 m Länge.

Die ersteren gruppiert man derartig auf eine geeignete Rasenfläche, daß der Grundriß des Zeltes der untenstehenden Skizze entspricht. Genaue Maße bezüglich des Abstandes lassen sich nicht geben, da man das Zelt in jeder Größe herstellen kann; doch empfiehlt es sich, um bequem sitzen zu können, eine vordere Breite von 3 m und eine Tiefe von 2 m zu wählen. In die Mitte des Halbkreises, jedoch 1 Fuß weiter heraus, schlägt man die neunte, 1/2 m längere Stange. Diese erhält oben einen Ring, in welchen acht dünne Hanfseile geknüpft werden, von denen je eines über die Spitze einer Grenzstange hinweg bis zu einem schräg in die Erde gerammten Pflock geführt wird, wodurch die nötige Festigkeit und Spannung entsteht und das ganze Zeltgerüst fertig ist. Es bedarf nun noch der Anbringung des Zelttuches, welches man am besten aus genau berechneten Zwickeln zusammennäht.

Die Spitzen derselben werden ebenfalls in einen festen Ring vernäht, der sich leicht über die vordere Mittelstange streifen läßt und dort auf den Hanfseilen festliegt. Wo die acht Grenzstangen das Zeltdach durchstoßen, languettiert man ein genügend großes Loch aus, damit die hervorstehenden Nägel den Stoff nicht beschädigen. Die Zeltwände, deren sieben gleiche Teile erforderlich sind – unten etwas breiter als oben –, erhalten an ihren vier Ecken kleine Messingringe, mit denen sie an zuvor eingeschraubten Haken einerseits oben an den Grenzstangen, anderseits unten an den Pflöcken befestigt werden.

Um Lücken zu vermeiden, thut man gut, auch die einzelnen Zeltwände an ihren Langseiten zusammenzunähen. Schöne, mit rotem Band eingefaßte Lambrequins schneidet man gleich mit den Zwickeln des Zeltdaches aus einem Stück zu und läßt sie über die Zeltwände herabhängen. Vorn schließt man das Zelt durch eine ebenfalls rot bordierte Gardine aus gleichem Stoffe ab und bringt auch wohl noch ein Fähnchen an der Spitze an.

Gartenmöbel mit Brandmalerei. Die sogenannten Bauernstühle und Bauerntische mit ihren einfachen Formen und ihrer massiven Bauart sind als Gartenmöbel ganz besonders geeignet: sie halten Wind und Wetter stand und bedürfen keiner anderen Pflege als derjenigen einer öfteren Reinigung.

Durch Brandmalerei kann man nun aber diese Möbel außerordentlich verschönern, ohne daß sie dadurch an ihrem praktischen Werte verlieren. Nur muß man keine zierlichen Feinmalereien anbringen, sondern derbe, tief eingebrannte Figuren in bäuerlichem Geschmack, große Blumen, ein paar verschnörkelte Herzen etc., umgeben von einer leichten Kante aus parallelen oder Zickzacklinien, Punkten und dergleichen. Auch ein kerniger Dialektspruch in großen Buchstaben ist angebracht und erhöht die Poesie der einfachen Möbel. Vorteilhaft ist es, die Brandmalerei zum Schluß zu wachsen und mit einer harten Bürste kräftig zu reiben.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 516_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0516_a.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2022)