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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)


Inhalt.
Seite
Die arme Kleine. Eine Familiengeschichte von Marie von Ebner-Eschenbach (7. Fortsetzung) 422
Ein Tag im Postzeitungsamt zu Berlin. Von Wilhelm Berdrow 431
Elektrische Touristenbahnen 436
Der Künstlerverein „Malkasten“ in Düsseldorf. Gedenkblatt zum fünfzigjährigen Jubiläum. Von Ed. Daelen. Mit Abbildungen 437
Antons Erben. Roman von W. Heimburg (Schluß) 439
Der „Brutus“ der Mediceer. Von Isolde Kurz. Mit Abbildungen (Schluß) 443
Blätter und Blüten: Willibald Alexis. S. 450. – Die neuen Kölner Hafen- und Werftbauten. (Mit Abbildung.) S. 451. – Die wirtschaftliche Frauenschule. S. 451. – Ostseeküste bei Groß-Dirschkeim. (Zu dem Bilde S. 421.) S. 451. – Ein Schwerenöter. (Zu dem Bilde S. 441.) S. 451. – Therese Malten. (Mit Bildnis.) S. 452. – Das Opfer. (Zu dem Bilde S. 425.) S. 452. – Wasserpartie. (Zu dem Bilde S. 429.) S. 452. – Heitere Jagdgeschichten. (Zu dem Bilde S. 449.) S. 452. – Koloriertes Schmecken. S. 452.
Illustrationen: Ostseeküste bei Groß-Dirschkeim. Von J. Wentscher. S. 421. – Das Opfer. Von R. Ernst. S. 425. – Wasserpartie. Von Konr. Egersdörfer. S. 429. – Abbildungen zu dem Artikel „Der Künstlerverein ‚Malkasten‘ in Düsseldorf“. Die Festaufführung des Düsseldorfer „Malkastens“ zu Ehren Kaiser Wilhelms I im Jahre 1877: Blüchers Rheinübergang bei Caub. Von Fritz Neuhaus. S. 432 und 433. Initiale. Im Garten des „Malkastens“ zu Düsseldorf. Von Ed. Daelen. S. 437. Schlußbild. S. 438. – Ein Schwerenöter. Von E. Louyot. S. 441. – Abbildungen zu dem Artikel „Der ‚Brutus‘ der Mediceer“. Kardinal Ippolito. Von Tizian. S. 444. Herzog Cosimo I von Florenz. S. 445. – Heitere Jagdgeschichten. Von Fritz Paulsen. S. 449. – Die neuen Kölner Hafen- und Werftanlagen. Von R. Mahn. S. 451. – Therese Malten als Isolde. S. 452.


Hierzu Kunstbeilage XIV:0 „Partie aus dem Garten des ‚Malkastens‘ in Düsseldorf“. 0Von W. Degode.




Kleine Mitteilungen.


Tuchblumen. Noch immer bildet die Herstellung künstlicher Blumen eine Lieblingsbeschäftigung von Damen und jungen Mädchen. So verschiedenartig aber auch schon die Materialien sind, aus denen man Blumen macht, so gern nimmt man weitere Anregungen entgegen. Neuerdings kommen wieder die Tuchblumen sehr in Mode und werden vornehmlich in Verbindung mit mehr oder weniger Stickerei als Auflagen zu zahlreichen Gegenständen verwendet, z. B. Arbeitsbeuteln, Wandkörbchen, Kissen, Lambrequins, Buchdeckeln u. dergl. – Tuchblumen kannte schon Goethes Mutter, aber wie bescheiden mögen sie gewesen sein bei der geringen Auswahl des Materials und dem Geschmack der damaligen Zeit! Geschickt angefertigte und gruppierte resp. aufgenähte Tuchblumen sehen entzückend aus, dank den heutzutage so vielartig und vielfarbig vorhandenen Stoffen und Stickfäden, und wer etwas Originelles schaffen möchte, dem ist die Anfertigung freistehender oder applizierter Tuchblumen sehr zu empfehlen.

Selbstverständlich darf man nur einfarbige Stoffe benutzen und hiervon wieder möglichst nur solche, die den Naturfarben von Blumen und Blättern entsprechen. Man kann sparsamerweise billige Reste dieser Art sich verschaffen; kleine Stücke ergeben schon eine reichliche Anzahl von Blumen. Allzu dick sollen die Stoffe nicht sein, auch nicht mit irgend einem Strich versehen und schließlich auch keine ausfasernden Webefäden haben. Am besten eignen sich wohl die zu den nordischen Stickereien üblichen Filztuche, die außerdem in den zartesten Farben im Handel sind und gewiß von jedem größeren Tapisseriegeschäft bezogen werden können. Man kann diese Filztuche oder besser die daraus zugeschnittenen Blumenteile etc. übrigens auch anfeuchten und mit einem Fingerhut oder Holz in gewölbte Formen pressen.

Will man freistehende Tuchblumen anfertigen, so ist der Arbeitsgang der Herstellung aller anderen Stoffblumen fast ganz gleich: man schneidet sich die benötigten Formen nach einer Vorlage mit der Schere zu und befestigt sie untereinander mit möglichst unsichtbaren Stichen; die Staubfäden – dünne, mit einem Knoten versehene Tuchstreifchen – sind hierbei mit einzulegen, ebenfalls darf man beim Zusammensetzen das Einlegen des Stieldrahtes nicht vergessen. Die Adern und Schattierungen freistehender Tuchblumen werden mit Pinsel und Farbe markiert. Recht saftig aufgetragene Bronzefarben, die teils nach dem Schatten zu verwaschen, teils in Strichen aufgesetzt werden, sind am effektvollsten, besonders wenn man sehr belichtete Stellen noch mit Gold oder Silber hervorhebt. – Anders verfährt man bei den auf Stoffgegenstände zu applizierenden Tuchblumen. Hier sollen sie zwar auch plastisch hervortreten, sind jedoch flach zu gruppieren. Die Adern und Schattierungen können gemalt oder gestickt werden. In letzterem Fall zeichnet man die Einzelformen auf das Tuch auf, spannt dieses in einen Rahmen und stickt nun mit buntfarbiger Seide, Goldschnürchen, Kantillen, Perlen etc. möglichst naturgetreu die Formen aus, ohne hierbei jedoch den Grundstoff ganz zu verdecken. Erst hiernach werden die Teile ausgeschnitten und auf den Gegenstand entweder glatt appliziert oder nur an einigen Stellen aufgeheftet, um eine etwas bewegtere Gestalt zu erzielen. Sehr schön sehen mehrblätterige Blüten aus, deren Formen zwei- bis dreimal in abnehmender Größe und immer hellerer Nuance übereinander gestickt werden.

Soutacheverzierung. Auf Jäckchen, glatten Taillen, Röcken und Capes sieht man jetzt oft Posamenterieverzierungen aus einfacher Soutache oder auch reich mit Schmelzperlen benäht; vor Jahren war dies ebenso modern, und damals stellten die Damen diese nette, solide Arbeit vielfach selbst her, mit geringen Kosten und nicht allzuviel Mühe. In der Großstadt giebt es ja derartiges massenhaft, wenn auch nicht gerade billig, zu kaufen; am kleinen Ort und auf dem Lande aber lohnt sich’s auch heute noch, ein Muster, wie es die Modezeitungen bringen, auf Pausleinwand durchzuzeichnen und die Soutache selbst zu einem hübschen Ganzen zu verbinden. Erst wird sie, genau den Linien des Musters folgend, auf die Pausleinwand geheftet, wobei man darauf achte, daß sie scharf und genau umbiegt, wo eine Ecke oder Spitze zu nähen ist. Dann näht man die Litzen überall, wo sie einander kreuzen, aneinanderstoßen oder umwenden, mit ein paar feinen Stichen mit Seide fest, wobei man sich hütet, die Leinwand mit anzustechen. Gitterstiche und Spinnen zwischen den einzelnen Formen werden ebenfalls in Seide ausgeführt.

Das fertige Muster muß, von der Pausleinwand losgetrennt, in sich fest zusammenhängen und wird dann möglichst unsichtbar auf den Stoff appliziert. Es giebt verschiedenartige Zierbörtchen, gedrehte Seidenschnürchen etc., die sich außer der üblichen wollenen Soutache dafür verwenden lassen und durch reichliches Benähen mit Schmelzperlen und kleinen Jetplättchen noch eleganter werden. Meist wird die Arbeit in Schwarz ausgeführt, aber auch farbige Soutache mit buntschillernden Metallperlen und weiße, mit Wachsperlchen benäht, sind beliebt und bieten der schaffenden Phantasie einen weiten Spielraum.

Wäschesack für Spitzen. Von Zeit zu Zeit veranstaltet die fleißige Hausfrau Spitzenwäsche und -flickerei. Zum Sammeln und Aufbewahren der feineren Sachen ist ein besonderer Wäschebeutel praktisch, der aus irgend einem leichten Stoff als längliche Tasche angefertigt werden kann. Soll er sich gewöhnlich in der Nähe des Arbeitstisches aufhalten, so erhält er eine gefällige Verzierung durch Stickerei oder aufgenähte Spitze etc., auch ein durch Beinringe gezogenes Schlußband mit Schleife.

Rindfleischgericht aus Suppenfleisch. Im Sommer hält sich das gekochte Suppenfleisch, dem leicht kleine Reste von Suppengrün anhaften, nur ganz kurze Zeit; am besten verwendet man deshalb das Fleisch gleich an demselben Tage, an dem man die Brühe kocht. Eine treffliche und gut schmeckende Benutzung des Rindfleisches bietet das folgende Gericht. Wenn das Fleisch aus der Suppe genommen ist, hackt man es sofort mit drei Löffeln voll vorher weich gedünsteter Champignons und einer geriebenen Zwiebel fein. Auch 150 g Reis – für 1/2 kg fettdurchwachsenes Suppenfleisch gerechnet – kocht man vorher in Salzwasser mit einem Eidick Butter und einer Messerspitze Liebigs Fleischextrakt weich, mengt unter diesen Reis einige Löffel Sahne und ein Ei, mischt das gehackte Fleisch, Pfeffer und etwas Muskatnuß darunter und füllt diese Mischung in eine flache, gut vorgerichtete Tortenform. Die Oberfläche belegt man mit Butterstückchen, bestreut sie dick mit geriebenem Käse und bäckt das Gericht 20 Minuten. In dieser Zeit bereitet man eine Tomatensauce, zu der man eine braune Mehlschwitze mit Tomatenbrei und Fleischbrühe zu sämiger Beschaffenheit kocht. Im Verein mit der aus dem Rindfleisch gekochten Fleischbrühe, welche am besten eine Einlage aus Sommergemüsen erhält, giebt das Rindfleischgericht mit der Tomatensauce ein treffliches Mittagsmahl. L. H.     

Suppe von Hühnerresten. Niemals sollte ein Hühnergerippe nach der Mahlzeit weggeworfen werden, denn es ergiebt noch bei richtiger Bereitungsart eine vortreffliche Suppe. Man zerstößt zu diesem Behuf den ganzen Ueberrest, Knochen, Fleisch- und Füllungsteilchen, fein im Mörser, bräunt die Masse dann mit Butter oder Rindsfett und einer Zwiebel scharf an und füllt mit kochendem Wasser auf (3 bis 4 Teller voll auf ein Huhn gerechnet), worein noch etwas Suppengrün, Gelberübe und Sellerie gegeben wird. Nach zweistündigem Kochen schüttet man die Brühe durch ein Haarsieb, richtet sie über einem Eigelb an und giebt geröstete Semmelschnitten dazu auf den Tisch.

Echter Karlsruher Zwieback. 1/2 l Milch, 200 g Zucker, 250 g Butter, stark 2 Pfund Weißmehl, eine Messerspitze voll gestoßener Zimmet, für 5 Pfennig Hefe. Von 1/4 l Milch macht man einen Vorteig und läßt ihn gehen, bis er wieder fällt. Dann nimmt man die übrige Milch, löst den Zucker darin auf und macht mit dem Rest des Mehles einen recht festen Teig, arbeitet zuerst den Vorteig, dann die Butter und den Zimmet darunter. Hierauf wird der Teig auf das Nudelbrett genommen, längliche Laibchen daraus geformt und auf ein mit Speckschwarte gestrichenes Blech gesetzt. Der Teig muß so fest sein, daß er schön stehen bleibt. Nun muß er nochmals gehen und wird in einem nicht zu heißen Ofen schön gelb, aber nicht hart gebacken. Am folgenden Tag schneidet man die Laibchen in dünne Schnitten und röstet dieselben auf beiden Seiten hellgelb.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 420_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0420_d.jpg&oldid=- (Version vom 8.4.2023)