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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)

Allerlei Winke für jung und alt.

Büchergestell mit Brandmalerei oder Flachschnitt. Das Ornament läßt sich sowohl für Brandtechnik als auch für Flachschnitt verwenden, und da erstere allen Liebhaberkünstlern bekannt

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Büchergestell mit Brandmalerei oder Flachschnitt.

sein dürfte, so sind wohl nur über letzteren ein paar Worte zu sagen. Auf die einzelnen, vom Tischler sauber zugerichteten Brettchen (am besten aus Lindenholz für den Anfänger) baust man sorgfältig das Muster, dessen Umrisse dann mit dem gut geschliffenen Zierbohrer nachgezogen werden, welcher auch die Bogen elastisch nimmt. Jedoch beachte man, daß der Zierbohrer nur auf der Oberfläche des Holzes gleiten darf, nicht hineinbohrend.

Man kann, um beide Hände frei zu haben, das Brett an den Tisch anschrauben, wozu das Sägebrett von der Laubsäge praktisch ist. Drückt man zu stark auf mit dem Zierbohrer, so läuft man Gefahr, leicht über das Ziel hinaus, ja sogar in die Hand zu gleiten. Sind sämtliche Formen der Zeichnung umrissen, so wird der Grund mit der gewöhnlichen Korn- oder Rauhpunze gepunzt, jedoch: je enger desto schöner. Das Beizen der nun fertigen Brettchen besorgt am besten der das Ganze zusammenfügende Tischler.

L. v. Sp.

Hängerkleidchen mit Stickerei. Das nebenstehend abgebildete Kleidchen wird aus Kongreßstoff oder aus dem zum Besticken vorzüglich geeigneten Gitterkrepp hergestellt. Der Schluß befindet sich auf dem Rücken, so daß das Kleidchen vorn glatt herunterhängt und die Falten schön zur Geltung bringt. Aus den Aermellöchern reicht je eine breite Quetschfalte bis zur Achsel und wird dortselbst mit Schleifen verziert. Die einfache Stickerei wird ein- oder zweifarbig ausgeführt und dem Ganzen ein selbständiges leichtes Futter gegeben.

Die Gummiringe der Konservengläser halten bei verständiger Behandlung mehr als ein Jahr, müssen aber zum Anfang der Einmachezeit auf ihre Fähigkeit des luftdichten Verschlusses neu geprüft werden. Wer einen solchen Verschluß beim Herausnehmen des Kompotts nicht einfach mit dem Messer oder der Nadel anstach, sondern vorsichtig zwischen Ring und Deckel hinein die Messerspitze schob und letzteren langsam lüpfte, der hat Aussicht, seine Gummiringe unverletzt zu finden. Um darüber Gewißheit zu erhalten und sich vor künftigem Schaden zu schützen, ist es genügend, ein Stück brennendes Papier in das Einmacheglas zu werfen und schnell den Deckel über dem Ring zu schließen.

Nach einigen Sekunden versuche man, den Deckel zu heben. Leistet er Widerstand, so ist der luftdichte Verschluß noch gut, läßt er sich heben, so muß ein neuer Gummiring eingelegt werden, weil sonst das Eingemachte sicher schimmeln würde.

Krawattenschleifen für Damen. Sehr beliebt sind zur Zeit die Halsschleifen aus Seidenband, mit Spitzen, die sich von den bisher üblichen dadurch unterscheiden, daß das Band nicht zur Schleife doppelt zusammengelegt, sondern der Breite nach genommen, am einen Ende fein in Fältchen gefaßt wird, nach außen frei aufspringt; zwei oder drei solcher fächerartiger Teile liegen übereinander, je reicher desto besser. Den äußeren Rand besetzt man mit einem besonders eingekrausten Spitzchen oder einer ganz feinen Rüsche von Gaze, der Knoten in der Mitte muß sehr fest und klein sein. Auch aus Tüll oder Spitze allein läßt sich diese Schmetterlingsform gut herstellen.

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Verzierung für das Büchergestell.

Barometerblumen bilden eine nicht uninteressante chemische Spielerei, die jedoch auch sehr nützlich werden kann, wenn man sie zur Kontrolle der im Zimmer vorhandenen Luft benutzt, die bekanntlich ebensowenig ganz trocken wie sehr feucht fein darf. Man löst 10 Teile Kobaltchlorid (aus der Apotheke) in so viel destilliertem Wasser, als zur völligen Lösung erforderlich ist, setzt 2 Teile Glycerin hinzu, ferner 1 Teil Kochsalz und schließlich 5 Teile zuvor in kaltem Wasser gequollene und hiernach in warmem Wasser aufgelöste Gelatine. Sodann wird alles heiß gemacht (nicht gekocht!) und nach dem Abkühlen durch feine Gaze filtriert. In die Flüssigkeit taucht man nun aus ungefärbtem Stoff angefertigte Blumen, die mit künstlichen Blättern etc. zu einem Strauß gebunden werden können. Sind die Blumen tiefrot, so ist große Feuchtigkeit vorhanden, Rosenrot bedeutet feucht, Blaurot mehr trocken als feucht, Lavendelblau sehr trocken.

Deckchen auf Waschtüll, Blattform. Bekannt sind die kleinen Leinwanddeckchen mit garn- oder seidefestonnierten Rändern in Form eines gezackten Blattes, wie man sie gern in Brotkörbchen oder metallene Kuchenschalen legt. Noch zierlicher machen sich diese auf einer Unterlage von starkem Waschtüll, der ringsum einen breiten Rand bildet und die Form des Blattes in größerem Format genau wiederholt. Das aus Leinwand geschnittene Blatt wird auf den Tüll geheftet und die äußere Form ringsum in genügendem Abstand vorgezeichnet; die Ränder des Leinwandblattes verbindet man im Ausfestonnieren mit dem Tüll, für den äußeren Rand zieht man mit losem Stopfgarn eine dicke Kontur im Tüll vor, über die man dann die seidenen Festonstiche legt. Den übrigen Stoff schneidet man vorsichtig weg; die Adern des Blattes stickt man feiner und lichter als den Rand.


Hauswirtschaftliches.

Verschiedene Verwertung alter Leinwand. Keine sparsame und praktische Hausfrau wird alte Leinwand, sei es nun Tischzeug, Handtücher, Laken oder Leibwäsche, fortwerfen, sondern sie wird sie sorgfältig aufheben und zu allerhand praktischen Sachen verwenden, zu denen ihr die folgenden Winke allerhand Anregungen geben mögen.

Vom Tischzeug schneidet man vorerst die besten Stellen heraus und fertigt aus ihnen einesteils Kinderservietten, die mit kleiner Kreuzstichborde oder nur einem farbigen Monogramm in Strickstich verziert werden, oder man benutzt sie zur Herstellung von Obstmundtüchern, franst sie dazu ringsum aus und verziert sie mit Hohlnaht und in einer Ecke mit einer kleinen Stickerei in Stiel- und Zierstich. –

Auch Pudding- und Kuchentücher lassen sich aus mürbegewordenem Tischzeug sehr gut herstellen, sie werden in gewünschter Größe geschnitten und nur einfach gesäumt. Da diese Tücher weder sehr angegriffen noch beschmutzt werden, also auch keinerlei starke Wäsche erfordern, so lohnt sich ihre Herstellung wohl, sie halten immerhin mehrere Jahre. Kleinere Tischzeugreste geben nette Beutel für alle möglichen Sachen, sie werden nur einfach zusammengenäht, mit Zugsaum versehen, durch den ein Leinenband geleitet wird, und erhalten in einfachem Stielstich die Inhaltsangabe mit rotem Waschgarn aufgestickt. Die letzten Reste geben, je nach ihrer Größe, entweder Spültücher oder auch nur Anfasser. Da natürlich nur noch die dünnsten, auch die zerrissenen Stellen übrig geblieben sind, muß man immer fünf bis sechs solcher Stücke – die schlechtesten nach innen – übereinanderlegen und diese kreuz und quer durch- und zusammensteppen. Man braucht diese Tücher einfach. bis sie entzwei gehen, und wirst sie dann fort, Anfasser werden ebenso, nur kleiner hergestellt.

Bettzeug wird man wohl meist erst verwenden, wenn die Betttücher nicht mehr zu wenden und zu flicken sind, man wird deshalb meist nur an den Rändern noch gute Stücke finden, aus denen sich recht gut Bügelbrettüberzüge machen lassen. Feines alles Bettzeug giebt außerdem die besten Erstlingswindeln und liefert die trefflichsten Verbandbinden, die in einem ordentlichen Haushalt nicht fehlen dürfen.

Diese Binden müssen 6 bis 10 cm breit sein, ihre Länge wählt man ganz verschieden. Sie werden an beiden Seiten bestochen, an einem Ende in eine Spitze geschlagen und mit einem Band zum Zubinden versehen. Man rollt sie fest aus und legt sie in die Hausapotheke, in der man auch andere beliebig groß und kleine Stücke alter Leinwand aufbewahrt. Bleibt noch alte Leinwand übrig, so kann man Putz- und Fenstertücher davon nähen. – Abgenutzte leinene Leibwäsche, die zudem immer mehr außer Mode kommt, bietet kaum große Stücke, sie ist meist nur zum Flicken zu verwenden. Bei den Handtüchern ist meist die Mitte abgenutzt, während der Rand noch gut ist. Man thut daher gut, die zerrissene Mitte herauszuschneiden und die beiden Längsstreifen zusammenzunähen und mit doppelter Naht zu versehen, sie können dann als Messer- oder Abreibetücher noch trefflich verwandt werden.

Um die so hergestellten Restertücher von den guten Wäschesachen zu unterscheiden, bindet man sie mit einem andersfarbigen Band zusammen und legt diese Haufen für sich auf ein besonderes Brett des Wäscheschrankes. H.

Blüten zum schnellen Aufblühen zu bringen. Wie oft, wenn man selbstgezogene Blumen für den Schmuck einer Festtafel oder als Geschenk benutzen möchte, steckt die Sonne, die treibende Kraft, hinter dichten Wolken in den vorausgehenden Tagen und die Blüten entfalten sich nicht zur rechten Zeit. Liegt einem nun sehr viel daran, die Blumen zu einem bestimmten Zeitpunkt erschlossen zu sehen, so thut man gut, sie 3 bis 4 Tage vorher mit recht langen Stielen abzuschneiden. Man stellt sie in ein recht hohes Gefäß mit Wasser, in welchem man ein bohnengroßes Stück Salpeter auflöste, an einen möglichst warmen Ort. Das Wasser erneuert man täglich, bis die Blumen aufgeblüht sind. Dann gilt es, sie bis zur bestimmten Zeit recht frisch zu erhalten. Dies erreicht man, wenn man neues, mit etwas Kochsalz vermischtes Wasser in das Gesäß thut, die Blumen hineinstellt und diesen Tops in ein noch größeren, mit Wasser gefülltes Gefäß stellt. Ueber das Ganze stülpt man eine Glasglocke, die auf dem Rand des äußeren Blumengefäßes ruht und die Blumen oben einige Centimeter überragt. Durch das verdunstende Wasser, welches sich unter der Glocke sammelt, bleibt die Lust über den Pflanzen feucht und erhält sie frisch. H.

Zungengericht. Bei unerwartet eintreffendem Besuch kann ich als ausgezeichnetes Einschiebegericht die folgende Zungenspeise, die in meinem Hause oft erprobt und bewährt befunden ist, allen Hausfrauen sehr empfehlen. Die Bereitung der ansehnlichen Schüssel erfordert nur knapp eine halbe Stunde Zeit, falls man die praktischen Fray-Bentos-Zungen in Büchsen vorrätig hat und einige frische Gurken rasch beschaffen kann. Die Zunge erwärmt man in der geöffneten Büchse im Wasserbade im eigenen Saft, wobei man die Zunge mehreremal wenden muß. damit sie durch und durch heiß wird. Die Gurken schält man, schneidet sie in Scheiben, dünstet sie in Butter durch, überstäubt sie mit Mehl, giebt etwas von der Zungenbrühe und eine Messerspitze Liebigs Fleischextrakt daran und schmort sie weich. Zuletzt giebt man etwas Pfeffer und einen Löffel Citronensaft zu den Gurken, die nun zu sämiger Sauce zerkocht sein müssen. Die Zunge wird aus der Brühe genommen, in Scheiben geschnitten und mit der Sauce überfüllt. Geröstete Brotscheiben ißt man dazu. L. H.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 420_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0420_a.jpg&oldid=- (Version vom 1.6.2021)