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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)

Allerlei Winke für jung und alt.

Kakemono heißen die Bilder zum Aufhängen, mit denen die Japaner ihre Veranden und Pavillons ausschmücken, aus Stoff oder Papier, oder beidem zusammen. Diese gute Idee eines beweglichen und leicht aufzubewahrenden Wandschmuckes ist auch in unsere Weise zu übersetzen. Dort ist meist die Malerei eingerahmt durch ein ornamentales Stoffmuster von sanften Farben, welches das Bild hebt. Dies müßte man in Aquarellmalerei nachahmen, wemm man nicht einen leichten Seidenstoff verwenden will. Das Ganze ist ein Stück nicht zu starken Aquarellpapiers, auf Schirting gezogen in der Art der Landkarten, und wie diese mit Stäben oben und unten versehen. Hübscher macht es sich, wenn der Stab mittels einer Goldlitze festgeschnürt ist, die mit Schleifen oder Quasten zum Aufhängen dient. Auch eine Oelstudie auf Malleinwand läßt sich auf diese Weise als gutes Dekorationsstück fertig machen. J.     

Wandborte. Zum Schmuck für die Veranda, wenn sie frisch getüncht worden, eignet sich sehr eine aufgemalte farbige Bordüre, die sich unterhalb der Decke hinzieht und, in wenigen einfachen Tönen gehalten, dem Raum etwas festlich Heiteres giebt. Das Malen auf die Mauer selbst ist unbequem, obwohl sich mit den gewöhnlichen Leimfarben und hübsch breiten Pinseln gute Wirkungen erreichen lassen. Wer sich’s bequem einrichten will, schneidet sich aus grobem Meterpapier die nötigen Streifen zurecht, steckt sie auf einem langen Tisch fest und malt oder schabloniert eine Bordüre wie die anbei dargestellte mit Leim- oder Temperafarben darauf. Es ist praktisch, beim AUsschneiden der Schablone aus Karton nur die Hauptformen ganz auszuschneiden, von den Stielen nur ab und zu ein Stück, das als Anhaltspunkt dient, dann nutzt sich die Schablone nicht so schnell ab und verzieht sich weniger, während man leicht mit dem Pinsel ergänzen kann, was fehlt. Die Streifen klebt man auf die Wand mit Kleister sorgfältig fest; wenn sie genau die Farbe derselben haben, ist kein Abschluß nötig; sonst grenzt man sie durch einen breit aufgemalten Rand oder eine schmale aufgenagelte Holzleiste nach unten ab. – Unsre Bordüre verlangt nur helles und dunkleres Rot und etwas Gelb für die Aepfel, helles und dunkles Grün für die Blätter und warmes Braun für die Stiele; eine kräftig braune Umrandung macht sich gut.

Schmetterlingswolle heißt eine ganz besonders hübsche Wolle, die kürzlich in den Handel gekommen ist. Der sehr weiche Faden zeigt in seinen Uebergängen verschiedene lichte Farben, die beim Wirken und Häkeln eine Art von unbestimmten Mustern ergeben, ein milder Grundton – taubengrau, hellbraun etc. – herrscht vor. Die Wolle eignet sich sehr für leichte Kopftücher und dergleichen; auch als Ueberzug eines Sofakissens macht sie sich gut, wenn derselbe aus losen Stäbchenreihen ganz einfach gehäkelt und mit passender Seide unterlegt wird.

Tischdecken aus gewebten Borten und Leinwand. Ueberall erhält man jetzt die schönen, farbig gewebten Borten, die zuerst in Tirol aufkamen, blau, rot oder gelb auf weißem Grund. Drei von diesen gewebten Streifen, etwa 12 cm breit, und zwei weiße Leinwandstreifen von der doppelten Breite dazwischen, mit einem Lochsaum oder Durchbruch angesetzt, und eine einfache Leinenspitze, vielleicht auch eine selbstgehäkelte von guipureartigem Muster, um den Rand gesetzt, das ergiebt eine sehr hübsche Kaffeetischdecke, die viel weniger Mühe macht als die gestickten und im Waschen weniger leidet als jene. J.     

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Tischdecke aus gewebter Borte.

Adressenbuch – ein praktisches Geschenk auf den Schreibtisch der Hausfrau. Wer nicht selbst buchbindert, läßt sich ein nettes Buch aus weißen Blättern mit Kartondeckeln (Holzpappe) und Leinwandrücken, oder ganz in Leder gebunden, herstellen, brennt oder punzt den Deckel, malt ihn aus, wählt auch vielleicht Wappen oder Namenszug des Empfängers statt des ornamentalen Blumenschmuckes und teilt das Buch in einzelne Rubriken mit ebenfalls verzierten Titelblättern, die am Rande kenntlich gemacht werden können. Dies ist für unseren Zweck praktischer als die angeklebten Buchstaben des Alphabets. In das Buch schreibt man Adressen von Bekannten, von Bezugsquellen und Geschäftsleuten, die Titel empfohlener und verliehener Bücher etc. je in eine Rubrik zusammen, zu bequemem Nachschlagen. J.     

Das Selbstanfertigen von Kleidern ist eine so lohnende Ersparnis, daß sich noch viel mehr Frauen und Mädchen daran begeben sollten. Die meisten finden es unmöglich, einen Journalschnitt ihrer Person anzupassen, und verzichten zu früh auf den Versuch, der doch an der Hand von guten Lehrbüchern für Zuschneiden, wie sie die großen Modezeitungen herausgeben, leicht genug zu machen ist. Es gelingt sicher, wenn man als Grundlage dafür eine ältere, gut sitzende Taille zertrennt, das Futter sorgfältig mit wenig heißem Eisen bügelt und nun den Schnitt der Musterzeitung auf dieses Futter legt. Die Unterschiede fallen sofort in die Augen, und es ist nicht schwer, die neue Form mit den Linien der eigenen Figur in Einklang zu bringen und sich so ein bleibenden Grundmuster zu verfertigen. Ganz ebenso verhält es sich mit den Aermeln, deren Länge und Weite sich immer nach dem eigenen Arm richten muß. Für die Röcke finden sich in allen Musterzeitungen stark verkleinerte Schnittübersichten, deren Weite man nur mit dem eigenen Längenmaß zu kombinieren hat. Selbstverständlich wird zum Selbstschneidern Uebung in allen den kleinen Handgriffen erfordert, welche bei Herstellung eines Kleides nötig sind; sie sollte eben unseren Haustöchtern zeitig beigebracht werden, indem sie bei der Hausschneiderei mithelfen und allmählich zu so viel Selbständigkeit gelangen, um wenigstens das Verändern getragener Sachen, sowie die Anfertigung von einfacheren Kleidern und Blusen selbst besorgen zu können. Es kommt bei dieser Thätigkeit viel mehr Gewinn heraus als beim Sticken, Häkeln oder Holzbrandmalen, ganz abgesehen von dem Zuwachs an praktischer Tüchtigkeit fürs Leben!




Hauswirtschaftliches.

Neue Restverwendung von Hammelfleisch. Jede Hausfrau weiß, wie schlecht gerade Hammelfleischreste sich wohlschmeckend verwenden lassen, sie wird deshalb ein treffliches Restergericht davon mit Freude begrüßen. Man braucht zu dieser Speise 150 g gekochte, erkaltete Maccaroni, die in ganz kleine Stückchen geschnitten werden, und 250 g gewiegtes kaltes Hammelfleisch. Beides mischt man untereinander, giebt eine Messerspitze Paprika, einen Theelöffel gewiegte Petersilie, eine halbe geriebene Zwiebel und etwas Salz dazu. 1/4 l Milch bringt man ins Kochen, giebt 20 g Butter und 30 g glatt gerührtes Mehl dazu und rührt eine dicke Sauce davon, die man nebst einer Messerspitze aufgelöstem Fleischextrakt unter die gemischten Zuthaten rührt. Die Masse muß erkaltne, wird dann zu länglichen Rollen geformt, diese werden nun in Ei und Semmel gedreht und in Schmalz ausgebacken. Ich gebe sie zu Sauerkraut als passende Beilage. L. H.     

Apfelsinen als Nachtisch hübsch herzurichten. Aus zwölf schönen Apfelsinen stellt man zwei hübsche Dessertschüsseln her, die man auf verschiedene Weise herrichtet. Zu der einen Schüssel nimmt man sechs Apfelsinen, schneidet sie quer mitten durch und macht mit scharfem Messer rings um die Schale entlang fahrend das Fleisch am Rande los, worauf man mitten durch das Fleisch einen Kreuzschnitt macht. Für jede Apfelsinenhälfte rechnet man 1½ Theelöffel guten Cognak und ebensoviel gestoßenen Zucker. Man verrührt beides miteinander und beträufelt die Orangenhälften, etwa zwei Stunden vor dem Anrichten beginnend, allmählich mit dem süßen Cognak, der das Apfelsinenfleisch ganz durchziehen muß. Man richtet die Apfelsinenhälften auf flacher, mit grünen Blättern belegter Schale pyramidenförmig an und wird mit ihnen besonders bei den Herren großen Erfolg haben. Für die dem Pikanten abgeneigte Damenwelt sind die andern sechs Apfelsinen bestimmt. Von ihnen schneidet man oben einen Deckel, höhlt sie behutsam aus und schneidet das von den Kernen befreite Fruchtfleisch in Würfelchen. Vorher hat man eine Weincreme bereitet, unter die man etwas aufgelöste Gelatine rührt. Man schlägt die Creme, bis sie anfängt steif zu werden, mischt jetzt das Apfelsinenfleisch unter sie und füllt die Orangen damit. Die Oberfläche wird mit gewiegten Pistazien bestreut und der Deckel oben wieder aufgesetzt. Man kann übrigens die Früchte, zumal wenn sie groß sind, auch mitten durchschneiden und die Hälften ebenso wie die ganzen Apfelsinen füllen. He.     

Leberspeise für den Abendtisch. Man kocht ½ k fettes frisches Schweinefleisch mit einer Zwiebel, einem Lorbeerblatt, etwas Gewürz in Wasser weich, läßt es erkalten und wiegt es fein. Eine kleine Kalbsleber häutet man, schabt sie und rührt sie durch ein Sieb. Man mischt die Lebermasse mit dem gewiegten Fleisch, thut eine in Butter gedünstete, gewiegte Zwiebel, eine Obertasse voll Fleischbrühe, drei ganze Eier, zwei Löffel geriebene Semmel und wenig geriebenen Majoran (oder auch Thymian) daran. Die Masse wird in eine vorgerichtete Form gefüllt und im Ofen im Wasserbade 11/4 Stunde gebacken. Man stürzt die Speise, läßt sie erkalten und giebt folgende Sauce dazu: Ein säuerlicher Apfel wird geschält und gerieben und dann mit reichlich saurer Sahne, etwas Oel, Essig, Senf, Zucker, Pfeffer und Salz zu einer dicklichen wohlschmeckenden Sauce gerührt.

Bei einfachem Abendessen ist diese Leberspeise als Hauptschüssel vortrefflich. He.     

Ofenfarbe. Zur warmen Jahreszeit werden viele Oefen außer Thätigkeit gesetzt, welche durch das fortwährende Feuern im Winter oft recht unansehnlich geworden sind und darum gern mit irgend einer Farbe aufgefrischt werden. Besonders eiserne Öefen pflegt man mit Asphaltlack neu zu lackieren und muß dann beim Wiederheizen die Erfahrung machen, daß der Lack schnell verbrennt und hierbei viele Tage lang ein häßlicher Geruch entsteht. Man nehme als Ofenfarbe – auch für Thonöfen – kein anderes Bindemittel als Natronwasserglas, welches man mit noch einmal so viel abgekochtem Wasser verdünnt und mit der gewünschten Farbe verrührt.

Für eiserne Oefen nimmt man Kienruß oder Frankfurter Schwarz. Sollen Ornamente etc. vergoldet werden, so verrührt man auch das Bronzepulver mit Wasserglasflüssigkeit. Wasserglas erhält man in jeder Droguenhandlung. Sollen eiserne Oefen schön schwarz glänzen, so bestreicht man sie mit einer Farbe aus 100 Teilen Wasserglas und 10 Teilen Kienruß und bürstet sie hiernach kräftig mit 20 Teilen Graphitpulver ab, die man in 100 Teile Leimwasser mischt.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 324_a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0324_a.jpg&oldid=- (Version vom 17.7.2020)