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Kleine Mitteilungen.


Artesische Brunnen als Kraftquellen. Die Amerikaner, welche die freien Naturkräfte geschickt für die Zwecke der Technik auszunutzen verstehen, haben seit längerer Zeit sich auch des Wasserdrucks, mit dem viele artesische Brunnen ihren Inhalt ausspritzen, zum Antrieb von Turbinen bedient. Bekanntlich kann man an vielen Stellen der Erde durch mehr oder weniger tiefe Bohrungen Quellen erschließen, deren Ursprung so hoch in benachbarten Hügel- oder Bergketten liegt, daß ihr eigener Druck das Wasser befähigt, nicht nur bis an den Rand des Brunnens, sondern noch weit darüber hinaus zu steigen. Es ist oft vorgekommen, daß solche Brunnen, sobald die Bohrung bis zur wasserführenden Schicht vordrang, mit solcher Gewalt zu Tage traten, daß sie Bohrwerkzeuge, Gestänge und Röhren aus dem Bohrloch herausschleuderten und seitdem jahrelang denselben mächtigen Wasserstrahl weit über das Niveau des Bodens emporheben. Der artesische Brunnen von Grenelle bei Paris liefert seit sechzig Jahren eine Wassermenge von vierhundert bis sechshundert Litern in der Minute, welche in einem Rohre zehn Meter über den Boden emporsteigt. Daß solche zum Teil unter starkem Druck hervorbrechende Wassermassen sich sehr gut zum Betriebe von Turbinen verwenden lassen, wenn man sie durch geeignete Röhren faßt, liegt auf der Hand. So wird schon seit längerer Zeit ein artesischer Brunnen in Süd-Dakota, dessen Wasser mit sechs Atmosphären Druck zu Tage tritt, durch Peltonturbinen ausgebeutet, um eine große Getreidemühle zu treiben. Der Erfolg machte diese neue Art des Ersatzes für die Dampfkraft in jener körn- und mühlenreichen Gegend schnell beliebt, und bald war in Dakota eine ganze Menge artesischer Brunnen für den Turbinenbetrieb gebohrt worden. Wie bedeutend die auf diese Weise zu erzielenden Kräfte sind, zeigt eine bei Plankton erbohrte Quelle, die eine hundertfünfzigpferdige Turbine in Bewegung setzt. Da diese Ausnutzung der artesischen Brunnen deren Wassermenge weder verringert noch für Bewässerungs-und andere Zwecke unbrauchbar

macht, so kann man ihr unschwer eine bedeutende Zukunft voraussagen.

Bw.


Wann wurde die Steinkohle entdeckt und zuerst nutzbar gemacht? Ueber den Zeitpunkt, an dem dies geschah, herrschten bis vor kurzem sehr verschiedene Ansichten. Nach den eingehenden Durchforschungen der Archive in den an Steinkohle so reichen belgischen Provinzen Lüttich und Hennegau geschah dies dort gegen Ende des 12. Jahrhunderts, etwa im Jahre 1195. Im Jahre 1329 wurde in Frankreich zum erstenmal die Steinkohle bergmännisch gewonnen, die Steinkohlenzeche, wo dies geschah, hieß Roche la Molière. Viel später begann dagegen in Norddeutschland der regelmäßige Steinkohlenbergbau, nämlich erst um 1500 herum. Die Belgier beabsichtigen, in diesem Jahre das siebenhundertjährige Jubiläum der Entdeckung der Steinkohle zu feiern.


Der kriechende Gummibaum. Außer dem gewöhnlichen Gummibaum, Ficus elastica, giebt es noch andere Sorten, doch sind sie alle nicht so schön. Der bekannteste ist der kriechende Gummibaum (Ficus repens), dessen dünne Zweige das Bedürfnis haben, sich zu stützen, und sich infolgedessen, sobald sie die nötige feuchte Luft finden, überall mit ihren Luftwurzeln festklammern und Bäume, Mauern etc. wie unser Epheu überziehen. Wir können diesen Gummibaum so im Warmhause an feuchter Wand verwenden. Im Zimmer dient er als Ampel- oder Hängepflanze und erfüllt als solche ihren Zweck sehr gut, weil die kleinen harten Blätter widerstandsfähig sind.


Die Linde macht sich als Straßen- und Alleebaum häufig dadurch unangenehm bemerkbar, daß die Blätter schon im Hochsommer gelb werden und nach und nach abfallen. Dieser Uebelstand wird durch eine kleine Milbe, das in Gärtnerkreisen als rote Spinne bekannte Insekt, hervorgerufen, welches die Linden in zahllosen Mengen bewohnt und ihnen das Grün des Blattes wegsaugt. Es leiden mehr oder weniger alle Linden von diesem Insekt, das infolge seines massenhaften Auftretens schwer zu vertilgen ist. Immerhin brauchen wir deswegen nicht auf eine Pflanzung von Linden Verzicht zu leisten. Es darf nur nicht die fast überall vorhandene kleinblätterige Linde, Tilia vulgaris, oder die großblätterige Linde, Tilia platyphylla, angepflanzt werden, sondern statt dieser beiden Tilia euchlora oder dasystila Diese Linde hat ein prächtiges, glänzend dunkelgrünes Laub und bleibt auch in dem Rauch und Staub der Städte bis tief in den Herbst hinein grün. Tilia euchlora wird in neuerer Zeit dieser Eigenschaften wegen auch in den Baumschulen viel vermehrt und ist schon fast überall käuflich. Allen Linden, welche inmitten oder in der Nähe harten Pflasters stehen, ist es sehr dienlich, wenn ihnen nach langer Dürre durch Anwendung von Locheisen Wasser in die Tiefe gebracht wird, damit sie dem Sonnenbrand besser Widerstand leisten können.


Waldmeister im Garten. So aromatisch wie im Walde können wir den Waldmeister im Garten nicht ziehen, weil er hier infolge des besseren Bodens seine Hauptkraft in die Ueppigkeit der Triebe legt. Immerhin lohnt es sich aber sehr, dem Waldmeister ein kleines Plätzchen im Garten anzuweisen – in der Nähe von Gebüsch, unter einem Baum, an einer Hecke etc. – wo der Boden an und für sich nicht so kräftig ist und wo wir durch Liegenlassen des Laubes Verhältnisse, wie sie der Waldmeister liebt, schaffen. Das Anpflanzen des Waldmeisters macht keine Schwierigkeit. Einige Wurzeln aus dem Walde geholt wachsen schnell an; vom Handelsgärtner kann man häufig auch Waldmeister kaufen. Nach der Pflanzung muß öfter gegossen werden; später kann man den Waldmeister sich selbst überlassen und braucht nur dafür zu sorgen, daß er im Herbste ordentlich mit Laub zugedeckt wird. Das Laub soll nicht zum Schutze dienen, sondern zur Vermehrung des Aromas. Es darf auch im Frühjahr nicht fortgenommen werden, denn die Erfahrung hat gelehrt, daß der Waldmeister immer der aromatischste ist, welcher aus den dürren Blättern des Waldbodens hervorwächst.


Eine Tasche, um das nasse Schwimmkleid vom Bad heimzubringen, stellt man praktisch folgendermaßen her: ein Stück Cretonne von nicht zu empfindlicher Farbe, etwa 80 cm Länge und 25 bis 30 cm Breite wird mit leichtem Wachstuch gefüttert und am einen Ende zu einem Sack für das Schwimmkleid von etwa 20 cm Tiefe umgeschlagen und festgenäht. Am anderen Ende steppt man eine schmale Tasche für Kamm und Haarnadeln etc. auf, das Handtuch kommt dazwischen zu liegen; eine übertretende Klappe mit Bindebändern besorgt den Verschluß, schmales farbiges Band verziert die Ränder.


Ein gestrickter Unterrock ist trotz aller Fortschritte der Maschinentechnik eine sehr angenehme Winterhülle, er läßt sich auch in den langen Sommertagen, wo man arbeitend im Freien sitzt, aufs bequemste anfertigen, wenn man ihn nicht im ganzen, sondern in Streifen arbeitet. Langjährige Erfahrung hat folgendes Rezept als preiswürdig ergeben: Von dünner Rockwolle nimmt man etwas mehr Grau als Weiß, im ganzen nahezu ein Pfund. Hierauf strickt man mit zwei hölzernen Nadeln von der grauen Wolle immer rechts (so daß es durch das Umwenden Rippen giebt), sieben Streifen von 54 cm Länge und 18 cm Breite. Um diese zusammenzufügen, braucht es sieben schmale Streifen. Sie werden aus der weißen Wolle mit einer mittelstarken Beinhäkelnadel im tunesischen Stich 5 cm breit gearbeitet und, ebenso wie die grauen Streifen, nach Bedürfnis durch Abnehmen im obersten Drittel etwas verengert, so daß der Rock später einem runden Bund faltenlos angesetzt werden kann. Die Rockstreifen werden dann mit starker weißer Rockwolle auf der rechten Seite mit Kettenmaschen aneinandergehäkelt und zum Rock vereinigt. Zum Volant, der den Abschluß nach unten macht, schlägt man mit tunesischem Stich dreißig Maschen auf und häkelt, immer am unteren Ende eine Masche aufnehmend und am oberen eine abnehmend, je vier Reihen grau und vier weiß, so daß ein schräggestreifter Volant entsteht, der die Rockweite erreichen muß. Angesetzt wird dieser dann durch eine 3 cm breite feste weiße Kettenstichborte. Nach unten schließt man ihn durch eine weiße Stäbchentour und graue Bogenspitze ab. Die Kosten der Wolle betragen nicht mehr als für einen maschinengestrickten Rock, der selbstgearbeitete ist aber ungleich dauerhafter und wärmer.

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verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 292_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0292_d.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2019)