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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)

Das Altonaer Denkmal der Erhebung Schleswig-Holsteins vor fünfzig Jahren. (Mit Abbildung.) Der fünfzigjährige Gedenktag der Erhebung Schleswig-Holsteins gegen Dänemark wurde am 24. März in Kiel und Altona besonders festlich begangen. In Altona geschah dies im besondern durch die Enthüllung eines Denksteins, dessen bildlicher Ausschmuck an die heldenhaften Kämpfe erinnert, welche die Schleswig-Holsteiner von jenem Tage an für ihr Deutschtum und ihre unteilbare Selbständigkeit unter dem begeisterten Anteil der ganzen deutschen Nation geführt haben. Schon in den Jahren vorher hatten dänische Anmaßungen jene Volksbewegung geweckt, als deren Führer Wilhelm Beseler 1846 Präsident der schleswigschen Ständeversammlung wurde. Da führte im März 1848 ein Gewaltstreich des Königs Friedrich VII zur Erhebung. Trotzdem die Oberlehnshoheit über die einst unabhängigen Herzogtümer vertragsmäßig an die Bedingung geknüpft war, daß die Lande „auf ewig ungeteilt“ zusammenbleiben sollten, schickte sich König Friedrich an, Schleswig von Holstein zu trennen und dem dänischen Staat völlig einzuverleiben. Der Geist der deutschen Märzbewegung hatte damals auch die Schleswig-Holsteiner ergriffen und ihr Nationalgefühl in mächtige Wallung gebracht. Eine Deputation der schleswig-holsteinschen Stände suchte in Kopenhagen vergeblich das alte gute Recht zur Geltung zu bringen. Nunmehr trat in Kiel am 24. März auf Betreiben W. Beselers eine provisorische Regierung ins Leben, in welcher dieser mit M. T. Schmidt von Kiel und Bremer von Flensburg das Bürgertum, Graf Reventlow die schleswig-holsteinsche Ritterschaft und Prinz Friedrich von Noer das herzogliche Haus der Augustenburger vertrat, welches auf Schleswig-Holstein Erbansprüche hatte für den Fall, daß der Mannesstamm des dänischen Königshauses erlösche. Bis 1846 war Prinz Friedrich Statthalter und kommandierender General in den Herzogtümern gewesen, hatte aber nach dem Beginn der dänischen Usurpationspolitik beide Aemter niedergelegt. Jetzt übernahm er im Auftrag der provisorischen Regierung wiederum die Führung der Truppen und besetzte sofort, ohne daß ein Schwertstreich nötig ward, die Landesfestung Rendsburg. Da die gesamte deutsche Bevölkerung der Herzogtümer eines Sinnes mit der provisorischen Regierung war, erklärten ihr auch die am 3. April nach Rendsburg berufenen Stände einstimmig ihr Vertrauen. Diesem so glatt verlaufenen Anfang folgten sturmbewegte Kriegsjahre, an deren Siegen und Niederlagen, wie bekannt, viele Freiwillige aus allen Ländern Deutschlands und deutsche Bundestruppen starken Anteil hatten. Die kühne Erhebung von 1848 führte direkt zu keinem bleibenden Sieg; heute aber betrachtet die schleswig-holsteinsche Bevölkerung in ihr den Anfang des historischen Prozesses, der die Herzogtümer schließlich doch „ungeteilt“ zu einem organischen Gliede Deutschlands gemacht hat, das sich, wie früher ihr Kampf, der herzlichsten Sympathien aller deutschen Stämme erfreut und mit Recht gepriesen wird als die deutsche „Wacht am Meere“.

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Das Altonaer Denkmal der Erhebung Schleswig-Holsteins vor fünfzig Jahren.
Nach einer photographischen Aufnahme von Hans Breuer in Hamburg.

Der Denkstein in Altona ist auf einem Platz an der Fritz Reuterstraße errichtet worden. Eine junge Doppeleiche überragt den mächtigen Felsblock, an dessen Vorderseite eine eherne Tafel eingelassen ist, welche die Inschrift trägt: „Zum Gedächtniß der Erhebung Schleswig-Holsteins“. Der bildliche Schmuck daneben stellt zwei Frauengestalten dar, welche Schleswig und Holstein verkörpern. In Eintracht reichen sie sich die Hand, während die eine in der Rechten das entblößte Schwert, die andere in der Linken den wappengeschmückten Schild hält. In dem Festzug zur Denkmalsenthüllung fuhren die achtundvierziger Veteranen den Kriegervereinen voran. An der schönen Enthüllungsfeier nahm auch Graf Waldersee teil. Die Festrede hielt Geheimrat Dr. Wallichs, der einst als begeisterungsvoller Student an der Erhebung beteiligt war.

Unterm Lindenbaum. (Zu unserer Kunstbeilage.) Ein Künstlerheim der guten alten Zeit zeigt uns hier Simm, der unübertreffliche Schilderer der „Empire“-Menschen und ihrer so lange als unerträglich steif und nüchtern verschrieenen Umgebung. Wie reizend behaglich sitzt hier das junge Ehepaar unter der alten Linde, hinter dem Hause am uraltmodischen Eßtisch, wo sie soeben in glücklichem Beisammensein getafelt haben! Jetzt nimmt der Gatte – er ist Maler – sein großes Skizzenbuch wieder vor, und sein Frauchen im zierlichen, seideunterlegten Florkleid beugt sich voll Eifer mit darüber hin, sie versteht auch etwas von der Sache und muß beurteilen, ob er ihren reizenden Blondkopf mit den rings aus der griechischen Frisur sich heraus ringelnden Löckchen richtig abkonterfeit hat. Beide sind ganz ins Schauen vertieft, sie bewundernd, er zweifelnd, aber beide sind dabei doch von dem Wohlgefühl ihrer jungen Liebe und ihres glücklichen Heims unablässig durchdrungen. Ja, es ist ein beneidenswertes Stückchen Menschenglück, das uns aus diesem liebenswürdigen Bilde ansieht! Bn.     




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Druck von Julius Klinkhardt in Leipzig.
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verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0292.jpg&oldid=- (Version vom 1.11.2020)