Seite:Die Gartenlaube (1898) 0186.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Die Gartenlaube (1898)


Das Schmücken der Ostereier ist auch bei den slavischen Volksstämmen der österreichisch-ungarischen Monarchie gebräuchlich und unsere nebenstehenden Abbildungen zeigen uns einige Proben galizischer Kunstfertigkeit. Bei den Polen pflegen die Frauen hier und dort gewöhnliche Ostereier auszublasen und sie sodann mit farbigem Sammet und allerlei Fäden und Flittern zu bekleben. Nr. 4 unserer Abbildung zeigt ein derart verziertes Ei, während Nr. 2 ein geritztes und gefärbtes darstellt. Die beiden übrigen Muster sind ruthenischen Ursprungs.

Galizische Ostereier.

In Böhmen herrscht das lichtrote Osterei vor, während die Salzburger Ostereier auf den ersten Blick Gebilden aus Marmor oder jener Masse gleichen, aus der die Parfümeure ihre bunt geäderten Seifenkugeln verfertigen. Erst bei näherer Betrachtung entdeckt man, daß Hühnereier durch äußerst geschickte, sehr zarte bunte Färbung die Aederung erhielten.

Das Bemalen und sonstige Herrichten der Ostereier bildet auf dem Lande, insofern es im Hause für das Haus geschieht, vielfach noch ein Ereignis und wird hier und dort, zumal in Ungarn, auch mit Volksliedern begleitet. Dabei pflegen die Mädchen insbesondere das dem Auserwählten gewidmete Ei sorgsamst zu behandeln, es mit Herzen, sich schnäbelnden Tauben und ineinandergelegten Händen zu schmücken. Der ruthenische Bursche, der aus der Hand eines Mädchens das mitunter auch mit Wollfäden schön verzierte Osterei empfängt, kann ihrer Liebe und Treue versichert sein. Dasselbe ist in Kärnten der Fall. Doch muß dort, und zwar im oberen Rosenthale, das Mädchen ihrem Liebsten unbedingt zwei, im Gailthale, wo die Slovenen wohnen, sogar drei rote mit Inschriften versehene Ostereier schenken, um ihm hinsichtlich der Festigkeit ihrer Zuneigung jeden Zweifel zu benehmen.

Wie wir schon bemerkt haben, verdrängt immer mehr das künstliche Osterei jene kleinen Werke des Hausfleißes, und einmal wird wohl die Zeit kommen, daß Ostereier, wie die geschilderten, nur noch in Museen zu finden sein werden.

Bemaltes und beschriebenes Gänseei.

Heute aber und noch so manches Jahr werden sie beim Klange der Osterglocken in ihrer ganzen Pracht und Herrlichkeit wieder erscheinen, sie werden Liebe und Freundschaft künden, Freude wecken, und manch ein Bursche aus Mähren, der ferne der Heimat in seiner Garnison weilt, wird wohl mit freudiger Beruhigung das ihm zugesandte Osterei betrachten, auf dem etwa das Sprüchlein steht:

In Iglau auf festem Lande,
Da fing unsre Liebe an.
Ewig, ewig soll sie dauern,
Bis ich nicht mehr atmen kann.“




Wie das erste Deutsche Parlament entstand.

Ein Rückblick von Johannes Proelß.
Mit Illustrationen nach gleichzeitigen Lithographien und Holzschnitten.
III. Märzstürme und Märzerrungenschaften. (Schluß.)


Die Wiener Märztage, die erst nach den Erfolgen des deutschen Südwestens – am 7. – begannen, zeigten den Frühlingscharakter der nationalen Bewegung in seiner ganzen frischen Jugendlichkeit.

Es war die deutsche Studentenschaft, von der in Wien der Antrieb zur zielbewußten Volkserhebung ausging. Eine von hinreißender Leidenschaft durchglühte Rede des ungarischen Volksmannes Ludwig Kossuth, die dieser am 5. März in der zu Preßburg versammelten Ständetafel gegen Metternichs System der Völkerbedrückung gehalten hatte, fand gleichzeitig mit den „Mannheimer Forderungen“ in der akademischen Jugend der österreichischen Hauptstadt begeisterten Wiederhall. Dem eisgrauen Großmeister der Reaktion, der die deutsche Jugend von 1813 um ihr Vaterland betrogen hatte, dem grausamen Verfolger der deutschen Burschenschaft war es vom Schicksal bestimmt, durch die geschlossene Schar der Wiener Studenten aus Amt und Würden zu kommen.

Wohl fehlte es dem Gewaltigen nicht an Gegnern in der Wiener Bürgerschaft und Beamtenwelt, ja es gab deren in der nächsten Umgebung des Staatskanzlers, wo Graf Kolowrat, Metternichs Kollege in der „Staatskonferenz“, und die Erzherzogin Sophie, die einflußreiche Mutter des Thronfolgers Franz Joseph, im geheimen auf seinen Sturz sannen. Aber der bürgerliche Freisinn, der sich in der Adresse des Niederösterreichischen Gewerbevereins an den Erzherzog Karl Franz, sowie in der vom Politisch-juridischen Leseverein veranlaßten „Eingabe österreichischer Bürger“ an die niederösterreichischen Stände wandte, war viel zu zahm, um Metternichs „System“ ins Wanken zu bringen; erst die Adresse der „Aula“ an den Kaiser selbst, die, von mehr als 2000 Unterschriften bedeckt, durch die Professoren Endlicher und Hye am 11. in der Hofburg überreicht ward, brachte die Bewegung in Fluß.

Mit Kossuths Forderung einer konstitutionellen Verfassung für alle Länder der Monarchie verknüpfte sie das „Mannheimer“ Verlangen einer Volksvertretung am Bundestag für die deutschen Landesteile. Von den Studenten ging dann auch der Ruf nach Entlassung Metternichs aus. Und als am 13. die Eröffnung der üblichen Frühjahrssitzung der niederösterreichischen Stände, für welche Anton Schmerling eine Adresse entworfen hatte, stattfand, da gab das kühne Auftreten der Studenten das Signal zu jenen stürmischen Scenen, welche von außen her die Stände zu einem energischen Eintreten für ihre Forderungen zwangen.

Die gewaltige Wirkung des Redners der Studenten, Dr. Fischhof, und ihr zähes Festhalten an dem Verlangen sofortiger Hilfe durch die Ständekammer bewirkten allein, daß noch an demselben Tage die Abgeordneten mitsamt dem Landtagsmarschall Grafen Montecuccoli sich zu ihrem Zug in die Hofburg aufrafften.

Als das Militär gegen die Zusammenrottungen vor dem

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0186.jpg&oldid=- (Version vom 26.6.2020)