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verschiedene: Die Gartenlaube (1898)

ist er glatt zusammengedrückt, oberhalb desselben zeigt er aber bei einem Durchmesser von 0,3 m seine natürliche Rundung. Sowohl der Stamm wie die abgestorbenen Aeste sind mit zahlreichen eingeschnittenen Inschriften, Buchstaben und Jahreszahlen, bedeckt. Um dem Publikum diesen eigenartigen Baum zugänglich zu machen, hat die Forstverwaltung einen bequemen Fußpfad von der Landstraße ab herstellen lassen. Der Boden um den Stein herum ist vom Moos befreit und mit sauberem Kies bedeckt. Einwohner der Umgegend schätzen das Alter des Baumes auf etwa hundert Jahre.

Guido Hammer †.
Nach einer Photographie von G. Chr. Hahn Nachf. in Dresden.

Guido Hammer †. (Mit Bildnis.) Jahrzehnte hindurch haben die „Wild-, Wald- und Weidmannsbilder“ der „Gartenlaube“ alt und jung Freude bereitet. Was in ihnen geboten wurde, das war stets erlebt, und auch lebenstreu, naturwahr und mit unmittelbarer Frische geschildert. Guido Hammer war der Schöpfer dieser Rubrik und lieferte für sie sowohl die Bilder wie die Artikel, denn dieser echte deutsche Jägersmann verstand ebensogut den Pinsel wie die Feder zu führen. Erst in den letzten Jahren, wo das zunehmende Alter ihn im Arbeiten behinderte, fehlten uns seine Beiträge. Nun erhalten wir die Trauernachricht, daß dieser langjährige und so beliebte Mitarbeiter am 29. Januar in Dresden aus diesem Leben geschieden ist. Guido Hammer war ein Bruder des bekannten Dichters Julius Hammer. Er wurde als Sohn eines Ministerialbeamten am 4. Februar 1821 zu Dresden geboren. Schon früh offenbarte er Neigung für die Jägerei: als Schulknabe eilte er in die Dresdener Heide, um dort in stiller Waldeinsamkeit das rege Tierleben zu belauschen und nach Art der Jugend Tierfang zu betreiben. Dort schloß er seine ersten Bekanntschaften mit Feld- und Waldhütern und dort faßte er den Entschluß, Jäger von Beruf zu werden. Der Vater entschied aber, daß er sich der Kunst zuwende, und so wurde der junge Guido in dem Atelier von Julius Hübner zum Maler ausgebildet. Die Liebe zum Walde und zur Jagd gab er jedoch nicht auf; seine Besuche galten nunmehr der poesiereichen Umgebung des Jagdschlosses Moritzburg. Wie hier die Grünröcke den jungen Mann, der ihnen allerlei Dienste leistete und das Wild „so hübsch abmalte“, liebgewannen, das hat Guido Hammer ansprechend in seiner Selbstbiographie geschildert, die im Jahrgang 1874 (S. 770) der „Gartenlaube“ erschienen ist. Mit Jagen, Malen und Schreiben verbrachte er sein Leben. Im deutschen Wald war er wie kaum ein anderer zu Hause, denn er kannte aus eigener Anschauung Sachsens holzreiche Gebirge und die böhmischen und schlesischen Forste, das bayrische, Tiroler und steyrische Hochland mit seinen urwäldlichen Beständen, Almen und schneeigen Firsten. Ueberall hat er sich Freunde erworben und ist im guten Andenken geblieben, aber die schönste Erinnerung an ihn werden seine frischen „Wild-, Wald- und Weidmannsbilder“ bleiben, die vor einigen Jahren auch gesammelt als Buch im Verlage von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig erschienen sind. In ihnen spiegelt sich das Leben und Wirken Guido Hammers in herzgewinnender Weise wider.

Auf Schneeschuhen über die Seißer Alp. (Mit Abbildung.) Der im hohen Norden von alters her heimische Schneeschuhsport ist erst seit wenigen Jahren in Deutschland wie in Oesterreich und der Schweiz eingeführt. Trotzdem haben sich die Ski (sprich: Schi) schon zahlreiche Freunde erworben, und Schneeschuhläufervereine sind an den verschiedensten Orten entstanden. In dem gegenwärtigen schneearmen Winter freilich werden die Liebhaber des Schneeschuhlaufens, wenigstens im Flachlands, ihre Geschicklichkeit nicht oft bethätigen können. Um so mehr dürfte unser untenstehendes Bild interessieren, das uns eine Schneeschuhpartie über die Seißer Alp vorführt. Diese größte und schönste Alp Tirols nimmt ein Hochplateau der Südtiroler Dolomitalpen, zwischen dem Eisak- und dem Fassathal, ein und bildet einen weiten Kessel von 60 km Umfang, in der Mitte gegen 1400 m, an den Rändern über 2000 m. Im Süden wird diese Hochfläche umfaßt von den Dolomitwänden und Zacken des Schlern und der Roßzähne, im Osten vom Langkofel und im Norden vom Puflatsch. Die Teilnehmer an der Partie waren durch das Grödener Thal gekommen. Sie stiegen von St. Ulrich in der Morgenfrühe über das kleine Bergdorf Pufels in drei Stunden bis zur Heißböckschwaige aufwärts, wo das Schneeschuhlaufen mit „Ski-Heil!“ begann. Diesen Augenblick stellt unser Bild dar. Sie glitten über Hügel und durch Mulden aufwärts, stets in der Richtung gegen die südwärts emporragenden Roßzähne, während die Aussicht immer umfassender wurde. Ab und zu ertönte ein helles Gelächter in dieser winterstarren Einsamkeit, wenn der eine oder der andere purzelte und kopfüber in den Schnee schoß. Nachdem der als „Paß Schouef“ bezeichnete breite Rücken erreicht war, gab es nur noch geringe Steigung zu überwinden. In einem kleinen Heustadel machte man Mittagsrast, und rasch wurde dann der erste Ausläufer der Roßzähne erreicht – zum erstenmal war die Durchquerung der ganzen Seißer Alp von Norden nach Süden einer größeren Schneeschuhläufergesellschaft gelungen. Die Bergfahrt von der Heißböckschwaige ab hatte 2½ Stunden erfordert, während nachher die Thalfahrt in sausendem Gleiten über die weiße schimmernde Bahn nur 18 Minuten in Anspruch nahm.

Schneeschuhläufer auf der Seißer Alp.
Nach einer photographischen Aufnahme von E. Terschak, St. Ulrich in Gröden.

Eiskeller. In Bezug auf die Tauglichkeit der verschiedenen Bauarten von Eiskellern sind nach einer Mitteilung der „Deutschen Brauindustrie“ neuerdings interessante Versuche angestellt worden. Es wurden zu diesem Zweck vier kleine Eiskeller im Freien improvisiert. Der Blechkasten, in dem sich das Eis befand – in jedem Keller 30 Kilo –, war in jedem der vier Keller mit drei Schichten von je 12 cm Dicke

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verschiedene: Die Gartenlaube (1898). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1898, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1898)_0131.jpg&oldid=- (Version vom 22.4.2024)