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Verschiedene: Die Gartenlaube (1897)

Goldsand vor. Es wird dadurch gewonnen, daß der Goldsucher in einer Pfanne oder Wiege das Erdreich auswäscht und das zurückbleibende schwerere Gold sammelt. Solche Goldfelder können von einzelnen Goldgräbern ausgebeutet werden, sind aber in der Regel rasch erschöpft. Außerdem kommt das Gold im Quarzfelsen eingeschlossen vor, das Gestein ist mit Goldadern durchsetzt. Um das Edelmetall daraus zu gewinnen, muß man das Gestein zuerst zerkleinern und dann das Gold auswaschen. Pochwerke und größere Anlagen sind zu diesem Bergbau nötig, und diese werden gewöhnlich nicht von einzelnen Goldgräbern, sondern von Gesellschaften, die über größere

Aufstieg von Goldgräbern im Küstengebirge.

Kapitalien verfügen, ins Leben gerufen. In den achtziger Jahren wurde der Bergbau auf Gold in Alaska in Angriff genommen und ist namentlich auf der Douglasinsel gegenüber Juneau zu großer Blüte gelangt. Dort befindet sich auch das Pochwerk der Treadwell Gold Mining Company, das mit 240 Stampfern arbeitet und die größte Goldstampfmühle der Welt ist.

Die Prospektors drangen indessen von der Küste in das zumeist unbekannte Innere des Landes vor. Ihre Mühe blieb nicht vergeblich, an vielen Orten fanden sie das gesuchte Edelmetall und gründeten vor drei Jahren an den Ufern des Yukonstromes im Herzen des Landes Cercle-City, die ihren Namen vom Cercle, d. h. Polarkreis, erhielt, weil sie ungefähr unter demselben liegt. Die Wahl des Ortes für diese Niederlassung war insofern günstig, als der Yukonstrom, einer der größten Flüsse der Welt, als Verkehrsstraße benutzt werden konnte. Freilich beträgt die Länge dieses Wasserwegs von der Mündung des Yukon in die Beringsee bis zu Cercle-City etwa 2200 km. Diese Niederlassung war ein Stapelplatz, nach dem die nötigen Vorräte, Lebensmittel, Kleidungsstücke usw. den Strom aufwärts gebracht wurden, sie war der Stützpunkt der Goldgräber und ihr Winterquartier, in dem sie sich von den Sommerstrapazen des Goldschürfens ausruhten. Und leicht war dieses Gold fürwahr nicht erworben. Fernab von jeder Kultur, inmitten der Wildnis mußte der Goldgräber Entbehrungen aller Art ertragen, in dem kurzen Sommer, wo er arbeiten konnte, war das Klima nicht weniger verderblich als in dem langen Winter, in dem Fröste von 40° C sich einstellten. Trotzdem harrten die Pioniere aus und Cercle-City zählte 2000 bis 3000 Einwohner.

Dieses Centrum der Goldgräberbewegung im Innern Alaskas sollte indessen bald überflügelt werden.

Im August des Jahres 1896 kamen einige Prospektors an einen Nebenfluß des Yukon, der von den Indianern Klondyke, d. h. Fischfluß, genannt wird und an der Grenze von Alaska und Britisch-Nordamerika bereits auf englischem Gebiete liegt. Hier stießen sie auf Goldlager, die alles bisher Gefundene weit übertrafen, die reichsten Funde von Kalifornien schienen überflügelt zu sein. Die Kunde von dem neuen Dorado verbreitete sich zunächst unter den Goldsuchern Alaskas, die alsbald an den Klondyke eilten. An manchen Stellen lag hier das Gold offen zu Tage, so daß die glücklichen Finder es nur aufzulesen brauchten. In Hunderten von Fällen gewannen die Prospektors mit einer Pfanne Flußsand Gold im Werte von 200 bis 400 Mark, in Dutzenden von Fallen ergab eine Pfanne 800 bis 1000 Mark, ja ausnahmsweise betrug die Ausbeute sogar bis 3000 Mark für die Pfanne, dabei ist zu beachten, daß die in Alaska gebräuchlichen Goldgräberpfannen einen Durchmesser von etwa 40 cm bei einer Tiefe von 10 cm haben. Als die glücklichsten unter den Findern im Sommer des Jahres 1897 nach San Francisko mit ihren Schätzen heimkehrten, erregten ihre Berichte von dem neuen Goldlande das größte Aufsehen. Ein wahres Goldfieber erfaßte Tausende und aber Tausende, die nach dem oberen Yukon ziehen und dort ihr Glück versuchen wollten. Die Dampfer der Kompagnien, die den Verkehr mit Alaska vermitteln, konnten alle Passagiere, die sich herandrängten, nicht befördern, und es wurden Segelschiffe zur Fahrt nach dem neuen Dorado ausgerüstet.

Am Klondyke machte indessen das Goldgraben weitere Fortschritte, man drang in die Thäler zweier Nebenflüsse vor, die man Bonanzacreek und Eldoradofluß nannte, beide zeichneten sich durch gleichen Reichtum an Edelmetall aus. Die Indianer, die bis jetzt den gelben Klümpchen und Blättchen keinen Wert beigemessen hatten, erzählten den Weißen, daß es weiter flußaufwärts am Klondyke Schluchten gebe, die noch reicher an Gold seien, namentlich von einer rühmen sie, daß in ihr „alles“ Gold sei.

Außerdem wurden am Klondyke Quarzberge entdeckt, deren Goldreichtum demjenigen der berühmten Mine auf der Douglasinsel bei Juneau durchaus gleichkommt. Mag in den Berichten der heimgekehrten Goldgräber manches auch übertrieben sein, so viel steht doch fest, daß im Yukonthale ein Goldgebiet aufgeschlossen worden ist, das zu den reichsten der Welt zählt.

Am Klondyke, im Mittelpunkte der Goldgegend, ist indessen rasch eine „Stadt“, Dawson-City, erstanden, die bald nach ihrer Gründung im letzten Sommer gegen 6000 Einwohner zählte. Sie ist im großen Stil mit breiten Avenuen und Straßen angelegt, aber die Häuser sind selbstverständlich nur einfache Blockhütten. Bedenkt man, daß das Land fast gar nichts erzeugt, was zum Lebensunterhalt nötig ist, so wird man die Teuerung, die in Dawson-City herrscht, erklärlich finden. Ein Handarbeiter erhielt dort einen Lohn von 8 bis 10 Mark für die Stunde, aber zu derselben Zeit mußte man für ein Pfund Mehl 10 bis 12 Mark bezahlen.

Dawson-City ist reich an Goldgräberschenken, in welchen das sauer erworbene Gold nicht nur vertrunken, sondern auch verspielt wird. Unter den Goldgräbern befinden sich viele Leute mit dunkler Vergangenheit, trotzdem ist bis jetzt die Sicherheit im Yukongebiete nicht gefährdet. Dafür sorgt nicht nur die berittene

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1897). Leipzig: Ernst Keil, 1897, Seite 885. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1897)_885.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2017)