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verschiedene: Die Gartenlaube (1897)

an die völlige Abhängigkeit des Weibes vom Manne, welche in dem Gesetzbuch der salischen Franken zum Ausdruck gebracht ist. Daß die Bedeckung der Hände der Frauen später, bei Einführung des Christentums, auch für die Entgegennahme des Abendmahls Vorschrift und Gebrauch wurde, würde sich danach von selbst erklären.

1. Gladenbach. 2. Ederthal. 3. Bottenhorn 4. Grund Breidenbach. 5. Gladenbach. 6. Buchenau. 7. Amt Biedenkopf. 8. Nieder-Weidbach und Umgebung. 9. Obergericht.
Volkstrachten aus dem Kreise Biedenkopf.

Zu weiteren Eigentümlichkeiten des Biedenkopfer Hinterlandes gehört auch die Thatsache, daß in ihm die Bestellung des Feldes an manchen Orten fast ausschließlich den Frauen obliegt, während die Männer Arbeit und Verdienst auf den Eisenhütten im oberen Lahnthal und im benachbarten Westfalen suchen. So stark ist in manchen Orten, wie Steinperf, Ober- und Nieder-Eisenhausen, die männliche Wanderung, daß man an Wochentagen in diesen Dörfern den Eindruck haben kann, als komme man in einen Weiberstaat; übrigens überzeugt man sich bald, daß alles wohl bestellt ist und beispielsweise hier die Frauen die Rindergespanne mit ebenso sicherer Hand zu lenken wissen, wie es etwa Homer von des phäakischen Königs Alkinoos Tochter Nausikaa zu rühmen weiß. – Auch eine Wanderung der Frauen kommt, freilich nur im Sommer, hier vor: die Mädchen des Hinterlandes ziehen zur Erntezeit in Scharen nach der fruchtreichen Wetterau, um dort, in der Gegend von Butzbach, Nauheim, Friedberg, als Schnitterinnen ein schönes Stück Geld zu verdienen. Sind die verschiedenen Getreidearten, vom Roggen bis zum Hafer, dann niedergelegt, so kehren sie gegen den Herbst wieder in die Heimat zurück. Der Fleiß der hinterländischen Frauen ist, wie bei dieser Gelegenheit zu bemerken nicht unterlassen werden darf, beinahe sprichwörtlich in den Nachbargegenden. Niemals sieht man alltags eine Frau müßig; kann sie nicht auf andere Weise thätig sein so nestelt sie zum Beispiel bei der Fahrt auf einem Heu- oder Holzwagen mit Eifer an dem allgegenwärtigen Strickstrumpf; ja, Frauen, die Körbe auf dem Kopfe tragen, sieht man dabei mit Emsigkeit die Stricknadeln handhaben.

Man rühmt es den Biedenkopfern nach, daß sie Feste zu feiern verstehen, und dasjenige Fest, bei dem sich Geist und Humor

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verschiedene: Die Gartenlaube (1897). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1897, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1897)_396.jpg&oldid=- (Version vom 7.7.2023)