Seite:Die Gartenlaube (1897) 334.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1897)

Harmonisches Geläute. Alles geeignet, den Wallfahrtsort in ideales Licht zu stellen. Einkehr im Ochsen, Menge von Pilgrimen auf dem Platze und im Hause.

Sonntag 16. Vormittags Gang ins Kloster. Abt Konrad (an den Uhland empfohlen war) nach Pfeffers verreist. Der Mönch und der Ablaßsuchende vor den Schranken; ansprechende Abgeschlossenheit des Chors. Hochamt in der Klosterkirche, die Kapelle mit dem schwarzen Marienbild, lärmende Musik. Alles berechnet, auf die Pilgrime Eindruck zu machen. Menge der verschiedensten Trachten aus allen Gegenden. Beim Zeichen der Turmglocke Niederfallen aller Anwesenden auf dem Platze. Der Brunnen mit 14 Röhren. Gang über Alpthal und den Hacken nach Schwyz. Beschwerlicher Weg, hinaufwärts über gelegte Scheiter, hinunter über böses Steinpflaster. Auf der Höhe jedoch erhebender Blick rückwärts auf die Glarner Schneegebirge, links auf den Felsstock der Mythen, an deren Fuß man sich befindet, vorn hinaus auf den Lauerzer See, den Rigi, die Muotta, Brunnen, den Vierwaldstättersee, die Aa, darüber die Engelberger und Urner Gebirge. Einkehr im Wirtshaus auf dem Hacken. In Schwyz Quartier im Hirsch. Spaziergang durch und um den Flecken. Kirche und Kirchhof. Angenehme Herberge.

17. Gang über Sewen, am Lauerzer See hin, auf welchem die Ruine von Schwanau zwischen dem Gebüsche wie in einem Neste liegt, über das verschüttete Goldau auf den Rigi. Hitze. Die Stationen: Mittagessen in der Krone. Quartier im Wirtshaus auf der Rigistaffel, das wir für das oberste hielten; treffliche Aussicht. Aufklärung des Irrtums. Aufbruch und Hinaufsteigen auf den Kulm. Als wir dort angekommen, Ausbruch eines Gewitters. Aussicht jedoch nicht vollständig auf die Gebirge. Späterhin wieder Gewitter, Blitze aus dem Thal. Familie aus Schwyz, Engländer usw.

18. Auf dem Rigi. Nebel, der sich in Regen auflöste. Die in Einsiedeln erkaufte Geschichte des dortigen Gnadenbildes usw. gelesen. Abends schöne Blicke, Regenbogen von Arth aufsteigend. Abendessen mit der Frau von Zürich.

19. Alarm im Hause, als unerwartet die Sonne glühend aufstieg, welche jedoch nach wenigen Augenblicken wieder von Wolken bedeckt wurde. Erfreuliche Aussicht. Abreise. Händedruck des Wirts nach tüchtiger Zeche. Das Kessibodenloch. Besteigen des Känzelis mit Emma, Aussicht auf den Vierwaldstättersee. Herabsteigen von der Rigistaffel nach Küßnacht, am Wege das steinerne Kreuz auf dem Felsstücke, als Denkmal des hier gestorbenen Ritters von Eschenbach. In Küßnacht Einkehr beim Landschreiber, im Adler, Aussicht über das hübsche Gärtchen auf den See und den Pilatus. Gang in die Hohle Gasse zur Tellskapelle, deren alte Inschrift einer neuen geschmacklosen weichen mußte. Fahrt vom Gärtchen aus über den See nach Luzern, Ruine von Geßlers Burg an der Anhöhe über Küßnacht. Trümmer von Habsburg. St. Nicolauskapellchen auf dem Felsen im See. Ankunft in Luzern um Mittag. Quartier im Adler. Gelderhebung bei Schmid u. Komp. Die Reuß bei der Brücke aus dem See gewaltig hervorschießend. Brief nach Tübingen. Maler Reinhardts Schweizertrachten. Die Kapelle für Ludwig XVI. Der sterbende Löwe über dem bourbonischen Schilde, nach Canovas (vielmehr Thorwaldsens) Modell in den Felsen gehauen, als Denkmal der gefallenen Schweizergarden, noch unvollendet unter dem Gerüste. Künstlerisch einfach große Idee, welches auch die Sache sei. Unterhaltung darüber mit Obrist Pfyffer, dem Leiter der Arbeit und Eigentümer des Platzes. Regen. Heimweg über die zwei bedeckten Brücken; die Jesuitenkirche. Abends Gang, allein, auf den hochliegenden Kirchhof. Regen.

20. Vormittags, nachdem der Regen sich gelegt, Gang mit Emma an den Hafen und auf den Kirchhof, wunderliche Denkmäler, namentlich der Tod mit der Geige vor einem Chordirektor in der Perücke. Absicht, von Luzern nach Alpnach auf dem See zu fahren, durch Gewitter vereitelt. Nachmittags Fahrt zu Lande nach Winkel, von da zu Wasser nach Alpnach. Donner im Gebirge, als wir uns eben eingeschifft, ungewisses Wetter. Der handfeste, trotzig schlaue Schiffmann. Das Häuschen um den Felsen, bei dem man vor dem Wetter Schutz suchte und das sich beim Anlanden plötzlich in eine Auberge verwandelte. Von Alpnach zu Fuß über Kägiswyl nach Sarnen. Gewitter und starker Regen: Unterstehen an der neuen Alpnacher Kirche, die Gräber der Ratsherrn. In Sarnen Quartier im Schlüssel. Ersteigen des Hügels, wo Landenbergs Burg gestanden, jetzt das Zeug- und Schützenhaus steht. Der Priester, das Sakrament dem Sterbenden bringend, empfangen und wegbegleitet von kerzentragenden Weibern, Gebet auf dem offenen Platze.

21. Fahrt auf einem Bankwagen von Sarnen über Sachseln und den Kaiserstuhl nach Lungern. Schöner Spiegel der Landschaft im Sarner See. Hohe Nußbäume. Die Kirche zu Sachseln mit Bildern von Niklas von der Flüe. Die Kirche von Giswyl, einzeln auf einem Hügel mitten im Thale liegend. Trümmer der Burg Rudenz, von der unser Fuhrmann, Wirz von Rudenz, herzustammen sich rühmte. Auf dem Kaiserstuhl tüchtiger Regen bis Lungern. Weg dicht am Lungernsee hin. Mittagessen zu Lungern im Löwen; Aussicht zum neuen Speisezimmer hinaus auf den Wasserfall und den See. Der Himmel heitert sich unerwartet auf. Fortsetzung der Reise zu Fuß über den Brünig nach Brienz. Beim Aufsteigen schöner Rückblick auf den See, hohe Buchen und Tannen, felsiger Weg. Beim Niedersteigen Aussicht nach Meyringen, auf die Fälle des Oltschibachs und des Wandelbachs, sowie auf den See. Zu Brienz Quartier im Kreuz (in Tracht), neues, nettes Wirtshaus am See. Ueberfahrt zum Gießbach dessen herrlicher Fall; dieser wie die übrigen Wasserfälle durch den Regen verstärkt; Blick von ihm auf den ruhigen See hinaus. Der Vorsprung mit der überragenden alten Linde, welche die Wurzeln hinausstreckt, am gewaltigsten Sturze; der Steg. Wohnung des Schulmeisters, der die Wege und übrigen Erleichterungen des Betrachtens ausgeführt; sein und seiner Kinder Gesang am Klavier, das Lied vom Gießbach. Auf der Rückfahrt Wetteifer der zugleich überschiffenden Mädchen. Der Speisesaal mit den blanken Fenstertafeln. Aufgehen des Mondes, dessen Spiegel im See. Die Sängerinnen.

22. Vormittags von Brienz nach Meyringen zu Fuß, an den Fällen des Oltschibaches und des Wandelbachs vorbei die Aar stark strömend. Zu Meyringen Quartier im Landhaus (Bären), Aussicht von da auf den Rosenlauigletscher und das Blumhorn, auf der andern Seite auf den Alpbach. Nachmittags Aufsteigen zu den verschiedenen Fällen des Reichenbachs; nachher zum Alpbach, von da Aussicht auf das Wetterhorn und dessen Gletscher im goldenen Abendlicht. Gang zu der Ruine der Burg Resti, einem alten Turme.

Sonntag, 23. In der Nacht unerwartet Gewitter mit starkem Regen, der den Tag über mit kurzer Unterbrechung fortdauerte. Bekanntschaft mit den Malern Lori, Vater und Sohn die in demselben Wirtshaus wohnen. Die Kirchgehenden, Rechenverkauf. Das Tagbuch von der ganzen Reise bis heute gefertigt. Gang zum Alpbach, der schauerlich schwarz herunterstürzt, dem Dorf ein gefährlicher Nachbar.

24. Regen mit weniger Unterbrechung. In Wyß’ Reise ins Berner Oberland gelesen. Gang in die finstere und die lautere Schlauche, Blick nach Im Grund.

25. Gang über die Scheideck nach Grindelwald von 9 Uhr vormittags bis nach 6 Uhr abends. Rosenlauigletscher. Der Reichenbach an der Seite. Einkehr in der Sennhütte der Alp Schwarzwald, Käsemagazin. Schöne Staublawine am Ganzenlauinengletscher. Regen schon vor der Schwarzwaldalp bis Grindelwald fast ununterbrochen, die Gipfel der Berge umwölkt. Brausende Bergströme mit schmalen Stegen. Abstieg zum obern Grindelwaldgletscher. Quartier im Gemsbock.

26. Vormittags Regen: Müllers Schweizergeschichte. Nachmittags einiger Sonnenschein. Gang zum untern Gletscher; Eisthor, aus welchem die Lütschine hervorströmt.

27. Gang über die Wengernalp nach Lauterbrunn. Beim Aufsteigen das Faulhorn schön beleuchtet. Auf der Bergscheide Begegnung Deffners (Fabrikanten in Eßlingen) mit seiner Frau und Legationsrat Wagners (aus Stuttgart). Die Hochgebirge anfangs gänzlich verhüllt, nach und nach in Umrissen hervortretend, mehr und mehr sich entschleiernd. Mehrstündiger Aufenthalt auf der Wengernalp, um dieses anzusehen. Imbis auf dem Dache. Lawinen. Beim Niedersteigen schöne Ansicht des Silberhorns, dann Hervortreten der Jungfrau hoch über den Wolken. Das frischgrüne Lauterbrunnenthal mit seinem Strom und seinen Wasserfällen, und oben die erleuchtete Gebirgswelt, magische Streiflichter an den Schneebergen im Hintergrunde des

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1897). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1897, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1897)_334.jpg&oldid=- (Version vom 28.11.2016)