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verschiedene: Die Gartenlaube (1897)

Nr. 9.   1897.
Die Gartenlaube.
Illustriertes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.
Jahresabonnement: 7 M. Zu beziehen in Wochennummern vierteljährlich 1 M. 75 Pf., auch in 28 Halbheften zu 25 Pf. oder in 14 Heften zu 50 Pf.

Nachdruck verboten.     
Alle Rechte vorbehalten.
Trotzige Herzen.
Roman von W. Heimburg.

(8. Fortsetzung.)

Seit Frau von Gruber an ihre Freundin in Schlesien jenen Brief geschrieben, in welchem sie ihr die Enttäuschung mitgeteilt hatte, die ihr Neffe Kerkow in Bezug auf das Vermögen seiner Braut hatte erleben müssen, waren zwei Wochen vergangen. Hede Kerkow hatte der Tante und dem Bruder erklärt, sie werde bei der Polterabendfeier nicht zugegen sein, und wenn man ihr zureden wollte, hatte sie gerufen: „Soll ich denn zweimal hintereinander in dem nämlichen weißen Kaschmirkleidchen hier auftreten? Und das möchte noch gehen, aber mir steht der Sinn nicht nach so viel Menschen, ich gebe meinem Herzen schon einen großen Stoß, wenn ich das Hochzeitsdiner mit absitze. Laßt mich, bitte, bitte! Eigentlich wollte ich nur dem Heinz das Geleit in die Kirche geben!“

In der Nachmittagsstunde vor dem Polterabend klopfte sie an die Thür von ihres Bruders Zimmer; sie mußte ihn noch einmal sehen, bevor sie ihn für immer hergab. Vorläufig war noch nichts in seinen Räumen geändert; erst wenn das junge Paar abgereist sein würde, sollte die Schar der Handwerker sich ihrer erbarmen und unter Tante Grubers Aufsicht eine elegante Wohnung daraus schaffen. Tonis Wünsche in Beziehung hierauf hatten sich nicht geändert, überdies war bereits alles bestellt gewesen.

Heinz Kerkow saß müßig in einer der Fensternischen, draußen wirbelte dichter Schnee. So dicht fielen die Flocken, daß von dem Städtchen und der weilen Ferne draußen nichts mehr zu sehen war; kaum noch konnte man die am Schloßplatz liegenden Häuser erkennen.

„Du, Heinz,“ sagte sie herzlich, als sie auf das „Herein!“ in das Zimmer getreten war, „sei nicht böse, daß ich noch einmal komme, ehe der große Trubel beginnt, ich hatte solch große Sehnsucht nach dir, morgen bist du schon weit fort.“

„Willkommen, Hede,“ antwortete er freundlich, „ich bin gerad’ noch ein paar Stunden ,Freiherr’. Meine Geschäfte hat Se. Excellenz seit heute


Ein Treffer.
Nach dem Gemälde von Fr. Prölß.

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verschiedene: Die Gartenlaube (1897). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1897, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1897)_133.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2016)