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Die Gartenlaube.

Beilage zu No 50. 1896.



Das Kaiserin Augusta-Denkmal in Koblenz. Am 15. Januar 1890, kurz nach dem Hinscheiden der Kaiserin Augusta, hatten die Vertreter der Stadt Koblenz, die der Monarchin so viel zu danken hat und in der sie so oft weilte, beschlossen, der „Samariterin auf dem Throne“ ein würdiges Denkmal zu errichten. Es wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, aus dem der Architekt Bruno Schmitz-Berlin und der Bildhauer Professor Moest-Karlsruhe als Sieger hervorgingen. Ihr gemeinsames Werk erhebt sich seit dem 18. Oktober d. J. am Pappelrondell in der Mitte der reizenden Koblenzer Rheinanlagen, deren Schöpfung das Werk der Hingeschiedenen war und die jetzt auch ihren Namen tragen. Das im Barockstil gehaltene Denkmal zeigt in der Mitte einen von Säulen getragenen Rundbau, den zwei Seitenwände flankieren. Der Mittelbau trägt eine zeltartige, mit Laubgewinden und Löwenköpfen sowie mit zwei gekrönten Adlern geschmückte Spitze, die nach oben die Kaiserkrone abschließt. Die Vorderseite dieses Mittelbaues stellt eine tiefe Nische dar, zu der Stufen emporführen und in der die aus weißem Marmor gemeißelte Gestalt der Kaiserin Augusta auf einem antiken Sessel sitzt. Ihr Haupt schmückt ein Diadem, von dem ein Schleier über Brust und Schultern niederwallt. Das etwas zur Seite geneigte Antlitz ist überaus lebensähnlich, sein Ausdruck mild und gütig.

In die unteren Flächen der beiden Seitenwände sind zwei Marmorreliefs eingefügt, die sich auf die Thätigkeit der Kaiserin im Dienste der leidenden Menschheit beziehen. Die übrigen Teile des Denkmals sind in hellem Sandstein ausgeführt. An den auswärtigen Pfeilerflächen beider Seitenwände speien Löwenköpfe Wasser in zwei übereinander liegende Becken. Auch die Rückseite des Mittelbaues stellt einen Laufbrunnen mit zwei großen Granitschalen und wasserspeienden Tierköpfen dar.

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Das Kaiserin Augusta-Denkmal in Koblenz.
Nach einer Photographie von R. Mayer in Karlsruhe i. B.

Vom Weihnachtsbüchertisch. Aus dem Nachlaß zweier Poeten, von denen gar manches Gedicht längst in den Liederschatz des deutschen Volkes übergegangen ist und deren Dichten sich bei aller Vorliebe für die klassische Formenwelt einer außerordentlichen Volkstümlichkeit erfreut, bietet der Cotta’sche Verlag in Stuttgart Gedichtsammlungen dar, die sich hervorragend zu Christgeschenken eignen. „Gedichte von Emnuuel Geibel. Aus dem Nachlaß“ lautet der Titel des einen Bandes. Zahlreiche Jugendgedichte, in denen der Duft von Geibels Liebesfrühliug webt, finden sich hier mit schwungvollen Oden und Hymnen, geistvollen Epigrammen und markigen Zeitgedichten voll begeisterter Vaterlandsliebe vereinigt. Den anderen Band „Von Tag zu Tage. Dichtungen von Otto Roquette“ hat Ludwig Fulda aus dem Nachlaß des Dichters von „Waldmeisters Brautfahrt“ herausgegeben. Unter dem Titel „Von Tag zu Tage“ führte Roquette ein poetisches Tagebuch in kurzen Sprüchen. Diese von Geist und Humor erfüllte Geheimchronik seines inneren Lebens wird in dem Bande ergänzt durch empfindungsfrische Lieder in allerlei Tönen und aus allen Lebensphasen des Dichters. Vier Erzählungen in Versen und das poesievolle Drama „Lanzelot“ bilden den Schluß. Die neue Lieferungsausgabe von Friedrich Rückerts Werken, welche der gleiche Verlag erscheinen ließ, ist rechtzeitig zum Abschluß gelangt, um den diesjährigen Weihnachtsmarkt als gewiß Tausenden hochwillkommenes Geschenk zu bereichern. Diese wohlfeile, von dem leider so früh verstorbenen Ludwig Laistner mit ebensoviel Sorgfalt wie Geschmack besorgte Rückertausgabe, die alles zusammenfaßt, worauf sich Rückerts unsterblicher Dichterruhm gründet, birgt in ihren sechs Bänden einen unerschöpflichen Schatz von erfrischender Poesie und erhebender Weisheit. Ein zeitgenössischer Dichter, dessen Name auch im Reiche der Lyrik gar guten Klang hat, Ernst Eckstein, legt in dem originell ausgestatteten Band „Ebbe und Flut“ (Dresden, Reißner) eine Auswahl des Besten vor, was er in rein lyrischer Form geschaffen. Alte gute Bekannte mit Neuem vereinigt auch Edwin Bormanns „Humoristischer Hausschatz“ (Leipzig, Selbstverlag), dessen Inhalt ganz dem besonderen humoristischen Element angehört, durch dessen Pflege Bormanns Muse ihre große Beliebtheit errang. Auf einen ernsteren Ton ist die Leier Adolf Briegers gestimmt, dessen „Ausgewählte Gedichte“ (Großenhain, Baumert und Ronge) so viel des Schönempfundenen und Schöngestalteten enthalten, daß sie die wärmste Empfehlung verdienen; das Gleiche gilt von den „Ausgewählten Gedichten“ R. Zoozmanns (Leipzig, Friesenhahn) und der Sammlung „Im Morgenlicht“ von Wilhelm Langewiesche, dem hübschen Liederbüchlein „Unkraut“ von Hermann Freise mit seinem klangreichen Inhalt (Metz, G. Scriba). Im 5. Band seiner nun in 6 Bänden abgeschlossen vorliegenden „Sämtlichen Werke“ reicht H. Allmers, der gefeierte Autor des „Marschenbuchs“ und der „Römischen Schlendertage“, einen vollen Strauß seiner in Nord und Süd erblühten Lyrik dar (Oldenburg, Schulze). Aus Allmers’ Heimat kommt uns auch das „Album oldenburgischer Dichter“, herausgegeben von Franz Poppe (ebenda) zu; es faßt gleich dem neuen Jahrbuch des Scheffelbundes „Nicht rasten und nicht rosten“, dessen Leitung jetzt Oskar Pach übernommen hat (Stuttgart, Bonz), die Beiträge Vieler zusammen. Schon mehr literarhistorischen Charakters ist die fleißige und originelle Arbeit A. Holders: „Geschichte der schwäbischen Dialektdichtung“ (Heilbronn, Max Kielmann), da sie neben den Charakteristiken und Bildnissen der zahlreichen schwäbischen Dichter, die sich des Dialekts ihrer Heimat bedienten, auch vielerlei Proben ihrer Dichtung enthält. Als eine Ergänzung zu jeder deutschen Litteraturgeschichte ist der KönneckescheBilderatlas zur Geschichte der deutschen Nationallitteraturgeschichte“ längst geschätzt, dessen zweite vermehrte Auflage eben erschien (Marburg, Elwert). In der gediegenen Ausstattung der L. Lewesschen Bände „Goethes Frauengestalten“ und „Shakespeares Frauengestalten“ bietet der Krabbesche Verlag in Stuttgart ein ähnliches Werk über Schillern „Schillers Frauengestalten“ von Julius Burggraf dar, eine ansprechende Darstellung von Schillers Leben und Schaffen unter dem hier gegebenen Gesichtspunkt. Den ersten Band einer Sammlung illustrierter Litteraturgeschichten bildet R. WülckersGeschichte der englischen Litteratur“ (Leipzig, Bibliogr. Jnstitut), deren Bilderschmuck ebenso instruktiv wie ansprechend ist, während der Text wissenschaftlichen Wert mit anschaulicher Darstellung verbindet. Die Aufgabe, der deutschen Lesewelt das Beste der Romanlitteratur des In- und Auslands, besonders der englischen und französischen, in sorgfältiger Auswahl zu vermitteln, wird von EngelhornsAllgemeiner Romanbibliothek“ in wahrhaft beifallswürdiger Weise gelöst. Wir haben schon früher auf die Vorzüge dieses Unternehmens hingewiesen. Auch die letzten Jahrgänge, deren 13. noch im Erscheinen begriffen ist, enthalten eine große Zahl durchweg interessanter Romane, von denen verschiedene in der zu Geschenken besonders geeigneten „Salonausgabe“ vorliegen.


Konrad T in Oldenburg. Die in der Reichsdruckerei hergestellte Heliogravüre des Bildes „Niemand zu Liebe, niemand zu Leide“ von Kaiser Wilhelm II. (vgl. die Beilage zu Nr. 43 der „Gartenlaube“) ist durch die Hofkunsthandlung von Amsler & Ruthardt in Berlin W zu beziehen, welcher der Vertrieb dieses Kunstblattes übertragen worden ist.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 856a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0856_a.jpg&oldid=- (Version vom 15.7.2023)