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verschiedene: Die Gartenlaube (1896)

ich also seine Oberherrlichkeit anerkennen mußte, bestimmte ich doch als seinen Stellvertreter den ältesten Jäger Fundi Mazapwa.

Mehr als sechzig Frauen der Makua und deren Kinder folgten gleichfalls der Karawane. Man sollte glauben, daß solcher Troß den Marsch verzögere; das ist jedoch kaum der Fall. Bepackt mit hohen Schachteln, in welchen Mehl und andere Lebensmittel verstaut sind, mit Kochgeschirr und allerlei Hausrat, womöglich noch einen Sprößling auf dem Rücken, marschierten die Weiber tapfer mit. Selbst Kinder liefen im scharfen Tempo der Karawane und wurden, wenn sie müde waren, von ihren kraftvollen Vätern auf die Schulter gehoben. Im Lager war das Walten der Weiber ein höchst wohlthätiges; die ermüdeten Leute konnten ihre Ruhe völlig genießen; denn das Sammeln von Brennholz und Wasserholen, das Mehlmahlen und Kochen, dies alles besorgten die Weiber, während die muntern Kinder durch Spiele und heiteres Wesen Leben in das Bild brachten.“

Wie lange werden noch die Büchsen der Makua durch die weite Steppe knallen und in der tiefen Stille des afrikanischen Urwaldes den donnernden Wiederhall wecken? Die Makua stehen und fallen mit dem Hochwild, zu dessen Ausrottung sie eifrig beitragen. *     

Die Wetterlochhöhlen auf dem Gipfel des Schafbergs. (Zu dem Bilde S. 625.) Hoch über dem blaugrünen Spiegel des St. Wolfgang-Sees, einer der herrlichsten Perlen des Salzkammerguts, erhebt sich der 1780 Meter hohe, imposante, weithin sichtbare Gebirgsstock des Schafbergs mit seiner jäh abfallenden Felswand. Den „österreichischen Rigi“ nennen ihn die Touristen, wegen der umfassenden Rundschau, welche sich oben darbietet. Rastloser Menschengeist baute eine kühne Zahnradbahn dort hinauf, bis in den Wolkensitz des Gipfels. Aber auch dem Innern des altehrwürdigen Berges wurden die Fortschritte der Technik zu teil. Der Unternehmungsgeist begabter Ingenieure erschloß die im Gipfel am südlichen Bergabhange befindlichen „Wetterlochhöhlen“, welche den Bewohnern der Umgegend schon seit vielen Jahren bekannt waren.

Es geht die Sage, daß vor alten Zeiten Leute bis aus Italien herüberkamen, um in diesen Höhlen Gold zu suchen. Im Jahr 1865 wurden dieselben von dem früheren Besitzer des Schafberghotels W. Grömmer und dem Hotelier Paul Peter in St. Wolfgang erforscht, die sich beide angeseilt in den dreißig Meter tiefen Schacht hinabließen. Das gleiche thaten die Ingenieure Stern und Hafferl in Begleitung des Oberingenieurs Himly aus Wien im Jahre 1894, um festzustellen, ob es möglich sei, die höchst interessanten Höhlen dem allgemeinen Besuch zugänglich zu machen. Es war eine schwierige Aufgabe, die aber schließlich von den Genannten mit großen Geldopfern durch einen seitlich in die Höhlen eingesprengten Stollen vorzüglich gelöst wurde.

Am Abhang des Schafberggipfels, kurz vor dessen Eisenbahntunnel, zieht sich der neuangelegte, mit kräftigem Geländer versehene, gefahrlose Weg, welcher eine Fülle landschaftlicher Schönheiten bietet, in rauher alpiner Wildnis und von einer großartigen Gebirgswelt umgeben, zwanzig Minuten entlang. Ein kleines Blockhaus empfängt uns, und der Höhlenwächter „Hansl“, ein hübscher, hochgewachsener Bauernbursche in der malerischen Landestracht, übernimmt die Führung.

Wir steigen den mäßig steilen, mit sehr guten Holzstufen und Geländer versehenen Stollen hinab in die Tiefe und sind in hohem Grade überrascht: elektrisches Licht beleuchtet die nackten Felswände! Je tiefer wir steigen, um so kälter wird die Temperatur, so daß ich mir die erklammten Finger warm reiben mußte, um beim Zeichnen den Bleistift halten zu können.

Endlich sind wir am Fuße des Schachtes. In blauen Tönen, welche an die blaue Grotte in Capri erinnern, schimmert der ernste, felsige Raum, der durch einen schmalen Streifen Tageslicht aus riesiger Höhe magisch beleuchtet wird. Nun überschreiten wir eine hölzerne Ueberbrückung, während der Schacht sich in eine weitere Tiefe von zwanzig Metern verliert, welche aber vollständig mit ewigem Schnee, der sich durch einfallende Lawinen ergänzt, bis zur Brücke gefüllt ist.

Weiter führen Treppen abwärts, die Felswände sind rechts und links von teils noch nicht erforschten, teils noch nicht gangbar gemachten Gängen und Stollen unterbrochen, bis man auf ebenem Wege wieder zu einer Brücke gelangt. Man überschreitet dieselbe, und wie im Sonnenglanze erstrahlt hier die trichterförmig sich ins Ungemessene erhebende sogenannte „Kugelgrotte“, welche unsere Abbildung darstellt und deren Felswände aus hervorragenden, teils überhängenden, phantastisch geformten Felsblöcken bestehen, die stellenweise mit rosenförmigem, weißem Kalksinter bedeckt sind. Eine große Bogenlampe beleuchtet diese wild romantische Grotte. Links über der Treppe wirft in eine portalartige Felsöffnung eine andere Bogenlampe ihr Licht hinein. Feierliche Stille umgiebt uns in dem imposanten unterirdischen Raume! Nur leise mit gleichmäßigen Pausen tropft unterirdisches Sickerwasser von oben herab, gleichmäßig tickend wie der Pendel einer großen Uhr.

Wir gehen weiter und kommen in die kleinere „Beingrotte,“ von den ersten Erforschern so genannt, weil hier eine Menge vorweltlicher Tierknochen vorgefunden wurde. Nun geht es aufwärts. Die Felswände bilden förmliche Spitzbogen, und wir betreten die große „Steingrotte“ mit mächtigem, domartigem Aufbau, zackigen, zerklüfteten Wänden, die sich in nicht mehr sichtbarer Höhe, in immer mehr sich verengendem Schlunde verliert. Ueberwältigend ist auch hier die Wirkung des elektrischen Lichtes zweier Bogenlampen. Seitwärts von der Grotte fällt der „Panznerschacht,“ auch „Teufelshöhle“ genannt, jäh ab. In ungemessener Entfernung blickt man beim grellen Lichte einer unten hängenden Bogenlampe in den schauerlich tiefen, endlosen Felsschlund hinab.

Neue Höhlen und Grotten mit Tropfsteinbildungen sind bereits inzwischen entdeckt. Die jetzt zugänglichen Höhlen, deren Richtung von Süd nach Nord läuft, sollen in nächster Zeit nach der vom Schafberg in senkrechter Richtung abfallenden 200 Meter hohen Nordwand weitergeführt werden. Die Wand wird dann durchbrochen und hier eine Balustrade errichtet, so daß die Besucher über sich die riesige, senkrecht emporragende Felswand haben werden und vor sich eine entzückende, lachende Aussicht über die üppigen, grünen Wiesen der Eismauer-Alpe, den Grünsee und tief unten den Mondsee und den Attersee.

Und fahren die Züge der Zahnradbahn jetzt schon alljährlich an die 50 000 lebensfrohe Menschenkinder hinauf zu der herrlichen Aussicht des Schafberggipfels und zu den schauerlichen Tiefen der Wetterlochhöhlen, so wird dann die Schar sich verdoppeln und Ruhm und Preis jener Wunderwelt hinaustragen in alle Lande! Robert Aßmus.     

Vom Hitzschlag der Fische. Auch Fische, die in der kühlen Flut wohnen, können vom Hitzschlag bedroht werden. Dies geschieht in der heißen Sommerzeit, wenn unsere Gewässer, namentlich aber die Teiche, übermäßig erwärmt werden. Dann stellt sich zuweilen ein großes Fischsterben ein. Wiederholt hat man untersucht, welche Wärmegrade unsere Fische aushalten können. Es hat sich dabei ergeben, daß die Empfindlichkeit einzelner Arten verschieden ist. Von unseren deutschen Fischen sind nach Untersuchungen von Dr. Karl Knauthe die Forellen am empfindlichsten. Junge Forellen gehen schon zu Grunde, wenn das Wasser eine Temperatur von 26° C hat, ältere sind etwas widerstandsfähiger, sterben aber in einem 27° C warmen Wasser bald ab. Andere Fischarten können Wassertemperaturen von 30° C bis 37° C während mehrerer Stunden ertragen, gehen aber zu Grunde, wenn sie keine Gelegenheit zur Abkühlung finden. In der Nähe warmer Quellen scheinen Fische sich an höhere Temperaturen gewöhnt zu haben. In der Regel aber haben dieselben auch in solchen Gewässern Gelegenheit, kühlere Stellen aufzusuchen. *     

Privatvorstellung. (Zu dem Bilde S. 621.) Auch Cirkuskinder haben ihre Freundschaften, schnell geschlossene, baldigst wieder gelöste Bündnisse, aber reizvoll für beide Teile durch das Bestaunen unerhörter Kunststücke und die dafür eingeheimste Bewunderung. Unser kleiner „Artist“ hier hat sich vor Beginn der Vorstellung fortgestohlen, um in einem sichern Winkel den Spielgenossen von der Straße einen Begriff seiner Wunderleistungen beizubringen, und er darf mit der Wirkung auf sein Publikum zufrieden sein: selbst in der Seele des auf der Kiste reitenden Honoratiorensohnes keimt in diesem Augenblick der von sämtlichen Straßenbuben geteilte Gedanke: daß es doch ein Herrliches sein müsse, Pfauenfedern auf der Nase frei zu balancieren und sich im übrigen der goldensten Ungebundenheit zu erfreuen, ohne Schule und Hausaufgaben! Sie ahnen nicht, die glücklicheren Jungen, welchen rauhen Weg der „Artist“ von Jugend an zu gehen hat. Bn.     


Inhalt: [ Verzeichnis der Beiträge und Illustrationen dieser Nr. – z. Zt. nicht dargestellt.]



[ Verlagswerbung für den Gartenlaube-Kalender 1897. ]



Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner in Stuttgart. 0Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.
Druck von Julius Klinkhardt in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 628. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0628.jpg&oldid=- (Version vom 14.7.2023)