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verschiedene: Die Gartenlaube (1896)

In der Mitte erblicken wir einen japanischen Krieger in seiner kunstvollen Panzerrüstung. Das merkwürdige kegelförmige Gebäude im Innern des Lichthofes ist eine Ansiedlung der Maschukulumbe vom mittleren Sambesi. Dieses Negervolk lebt in Hütten, welche kreisförmig die Viehhürde einschließen. Das hier dargestellte Haus ist aus Stengeln der Mohrenhirse erbaut und mit einem Bewurf versehen; links von der Thür ist ein Boot mit Rudern. An einem Baume lehnen Ruder und gabelförmige Stangen, welche dazu dienen, die in den Fluß getriebenen Antilopen unter Wasser zu drücken. Vor dem Hause stehen zwei Maschukulumbe. Charakteristisch ist die riesige Haartracht des Mannes, welche aus den Haaren von Frauen und Sklaven mit vieler Mühe hergestellt wird. Auf der andern Seite der Hütte befindet sich der Schädelbaum mit den Schädeln erschlagener Feinde. – Die ganze Gruppe ist nach Angaben des Professor Holub (Wien), des besten Kenners der Maschukulumbe, hergestellt. – Im ersten Stockwerk, welches die naturwissenschaftlichen Sammlungen enthält, erblicken wir links zwei große Elche, Männchen und Weibchen, aus Norwegen, auf der vorderen Seite das große Skelett eines Elefanten u. a. Von den plastischen Figuren des zweiten Stockwerks sind einige, wie Ackerbau und Industrie, auf unserm Bilde ebenfalls sichtbar.

Gegenüber der Maschukulumbegruppe ist ein Battakhaus aufgestellt, von dem wir eine besondere Abbildung bringen. Die Battak bewohnen die Hochebenen Sumatras und besitzen eine eigenartige, nicht unbedeutende Kultur, da wir bei ihnen eine eigene Schrift, Pflug, Spinnrad u. dergl. vorfinden. Auf einer Pflanzung bei Deli auf Sumatra wurde jenes Battakhaus für das Bremer Museum hergestellt; auf Pfählen erbaut, läßt es die Kunstfertigkeit der Battak im Flechten erkennen. Vor der Thüre lehnt ein Mann, während seitwärts eine Frau, mit einem Säugling auf dem Rücken, den Reis stampft.

Durchblick von der chinesischen Abteilung nach dem Lichthofe.

In ähnlicher Weise sind noch mehrere ethnographische Gruppen aufgestellt, während andere wieder dem Handelsinteresse dienen. So finden wir die Haupteinfuhrartikel Bremens in großen Kollektivausstellungen vertreten und meist noch durch charakteristische Gemälde oder große Modelle erläutert. Die Bremer Tabakbörse hat eine große Zahl von Tabakproben und Originalballen ausgestellt, eine Bremer Firma einen mächtigen Zigarrentempel. In großen Kiosken sind die Gruppen „Kaffee“ und „Getreide“ untergebracht. Rechts ist die großartige Baumwollausstellung der Bremer Baumwollbörse, an den Wänden prächtige, von O. Bollhagen gemalte Bilder, welche die Gewinnung und Verschiffung der Baumwolle darstellen. Sehr reichhaltig sind auch die Abteilungen „Reis“ und „Petroleum“, und durch höchst lehrreiche große Modelle wird die Gewinnung des Indigo, des Schellacks, der Jute, des Salpeters veranschaulicht. Ein anderes zeigt einen Bazar der ostindischen Stadt Agra.

Außer diesen Haupthandelsartikeln Bremens umfaßt die Handelsabteilung Gruppen von Handelsprodukten überseeischer Herkunft, die nach ihren Ursprungsländern geordnet sind. Rechts vom Eingange gelangen wir nach den Gruppen Brasilien, Kolumbien, Peru, Westindien, Argentinien, Mexiko. Zu letzterer gehört ein schönes Panorama einer mexikanischen Stadt mit kleinen, naturgetreu von Indianern nachgebildeten Volkstypen, sowie eine prächtige ethnographische Gruppe, in deren Hintergrunde eine Landschaft von der Hochebene Mexikos mit den beiden Schneebergen Popocatepetl und Jztaccihuatl angebracht ist. Links vorn erhebt sich eine Ruinenstätte, den Trümmern der Pyramide von Xochicalco genau nachgebildet, in deren Nähe Exemplare des Orgel- und Feigenkaktus grünen. Ein Mann ist beschäftigt, den Saft der Agaven durch Aussaugen zu gewinnen, um daraus das Nationalgetränk Pulque herzustellen. Rechts vorn ist eine Hütte der Eingeborenen, aus der eine Mestize heraustritt, um einem Reiter in der nationalen Ledertracht eine Erfrischung zu reichen. – Durch die besonders reichhaltigen Abteilungen China und Japan gelangen wir nach der

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verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0209.jpg&oldid=- (Version vom 13.7.2023)