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Die Gartenlaube.

Beilage zu No 2. 1896.


Bruch eines Wasserleitungsrohres in Berlin. Am 18. Dezember vorigen Jahres, zwischen 4 und 5 Uhr morgens, platzte ein Hauptrohr der Wasserleitung in der Britzerstraße in Berlin. Mit unbändiger Gewalt brach das Wasser in einem 5 m hohen Strahl empor und ergoß sich rasch über die angrenzenden Straßen. In kürzester Zeit waren Teile der Britzer- und Skalitzerstraße, sowie das Elisabethufer regelrecht überschwemmt. Am schlimmsten wurden durch diese Katastrophe die Kellerbewohner der bedrohten Häuser heimgesucht. Nur notdürftig gekleidet, mußten sie ihre Wohnungen räumen, Hab und Gut im Stiche lassen und waren froh, daß sie das nackte Leben retten konnten. Die Feuerwehr wurde alarmiert, und man setzte die städtischen Wasserwerke telegraphisch in Kenntnis von dem Unfall. Die Wasserleitung wurde abgestellt, und Dampfspritzen konnten nunmehr die überschwemmten Keller auspumpen. Der Schaden, der inzwischen angerichtet wurde, war jedoch ein beträchtlicher, viele Waarenvorräte wurden vernichtet. Von der Wucht des ausströmenden Wassers gab schon ein Blick auf die Bruchstelle einen deutlichen Beweis; hier hatte sich ein Kessel von 5 m Durchmesser und 3 m Tiefe gebildet.

Bruch eines Wasserleitungsrohres in Berlin.
Nach dem Leben gezeichnet von E. Thiel.

Die Krankenhausanlage in Dar-es-Salaam. Dar-es-Salaam, einer der wichtigsten Hafenorte von Deutsch-Ostafrika, blüht unter der deutschen Herrschaft zu einer immer größeren, durch saubere Neubauten geschmückten Stadt auf. In Dar-es-Salaam, an dem Ufer des Indischen Ozeans, soll sich auch ein deutsches Krankenhaus erheben, zu dessen Aufführung der Reichstag die nötigen Mittel bewilligt hat. Nachdem das Terrain gerodet und die Fundamente ausgehoben worden, begann man am 31. Oktober v. J. mit dem Mauerwerk und hofft den Bau bis Ende dieses Jahres fertigzustellen. Wir bringen schon heute eine Abbildung des Krankenhauses nach den von Herrn Baudirektor Wiskow ausgeführten Plänen. Den Bau flankieren zwei etwa 21 m hohe Türme, welche die für die Anlage vorgesehenen großen Wasserbehälter aufnehmen. Luftige Hallen umgeben das Gebäude sowohl im Erdgeschoß wie auch im Stockwerk. Im Erdgeschoß befinden sich die Verwaltungsräume, Apotheke, Badeanstalt u. s. w., in dem Stockwerk dagegen die Krankenzimmer und Krankensäle. Die Küche wird aus hygieinischen Gründen in einem Nebengebäude untergebracht werden. Ein Windmotor soll die Pumpwerke für die Wasserversorgung der Anlage in Bewegung setzen, auch für eine zweckmäßige Kanalisation der Abwasser wird Sorge getragen werden. Möge das Krankenhaus nach seiner Vollendung dazu beitragen, daß unsern Landsleuten in der ostafrikanischen Kolonie, die so oft von Krankheiten heimgesucht werden, bei besserer Pflege auch eine raschere Gesundung zu teil wird!

Krankenhausanlage in Dar-es-Salaam.
Nach einer Zeichnung von Alfr. Lipowsky.

Unser Obstgarten im Winter. Bald wird die Hauptkraft des Winters gebrochen sein und mit dem Nahen der milderen Jahreszeit wird der Obstgärtner eine Reihe wichtiger Aufgaben zu erfüllen haben. Unsere Leser, die über einen Obstgarten verfügen, seien hiermit an dieselben kurz erinnert. Der Saft fängt im Februar an zu steigen. Die Zeit des Schnitts beginnt. Bei jungen Obstbäumen werden die Leittriebe um ein Drittel oder um die Hälfte gekürzt, ältere, mindestens vier Jahre alte befreit man nur von den zu dicht stehenden Zweigen. Bei alten Bäumen sind manchmal dicke Aeste wegzunehmen, um Luft zu schaffen. Veredelungen, die im Februar gemacht werden, wachsen sicherer als die späteren. Reiser zum Veredeln werden frisch geschnitten von gesunden Bäumen, welche reichlich gute Früchte bringen. Im allgemeinen wird darauf viel zu wenig geachtet; zum späteren Veredeln lassen sich jetzt auch Reiser schneiden. – Zusammengebündelt und dann an schattiger Stelle bis zur Hälfte in die Erde eingegraben – mit den Schnittwunden nach unten – halten sie sich gut. Die Pflanzung beginnt bei mildem Wetter. An den Spalierwänden wird die Erde 1 m breit und 50 bis 60 cm tief rigolt und stark mit Kalk und verrottetem Dünger gemischt. Die Bäume bekommen eine etwas schiefe Stellung nach der Mauer geneigt – des besseren Anbindens wegen. Das Anwachsen wird durch Komposterde um die Wurzeln gefördert. Auf nassen Grundstücken erhöht man an der Pflanzstelle den Boden 50 cm und 2 bis 3 m breit, setzt darauf den Baum wie auf ebener Erde, um die schädliche Feuchtigkeit fernzuhalten. Alle frisch gesetzten Bäume sind stark zurückzuschneiden. Sie behalten nur zwei bis drei Knospen. Zum Anwachsen ist festes Stehen notwendig. Man muß die Erde fest andrücken und nachher noch tüchtig einschlämmen, damit sie sich um die Wurzeln legt. Ein Pfahl ist nicht immer erforderlich. Bäume ohne Pfahl wachsen im allgemeinen besser. – Zur Anzucht von Obstwildlingen macht man Aussaaten von Apfel- und Birnenkernen. Kleine 1,20 m breite Beete, auf denen sechs Furchen gezogen werden, sind dazu am besten. Auch Pfirsichkerne werden gelegt. Sie müssen bisher in mäßig feuchtem Sande aufbewahrt sein. Vorsichtiges Anschlagen der Steine ohne Verletzung des Kerns erleichtert das Keimen. Die Pfirsichzucht aus Steinen ist besonders empfehlenswert, da viele Sämlinge gute Früchte bringen und nicht umveredelt zu werden brauchen.

Hauswirtschaftliches.

Ledertücher richtig zu reinigen. Jede Hausfrau weiß zum Putzen ihrer Fenster und zum Abreiben ihrer Möbel das weiche Ledertuch nach Verdienst zu würdigen, trotzdem behilft man sich vielfach mit anderen, weniger guten weichen Tüchern als Ersatz, weil die Hausfrauen das Hartwerden der Ledertücher nach der Wäsche fürchten. Lediglich falsche Reinigungsart liefert aber dieses trübselige Ergebnis, richtig gewaschene und getrocknete Ledersachen bleiben ganz weich. Hauptsache ist dabei das Trocknen und Zupfen nach der Wäsche. Alte Ledertücher werden mit Seife eingerieben, in eine schwache Lösung lauwarmen Sodawassers gethan, zugedeckt und auf warmer Herdstelle einige Stunden zum Weichen hingestellt, wobei man acht geben muß, daß das Wasser nicht erkaltet, sonst werden die Tücher hart, daß es aber auch nicht heiß wird, sonst wird das Leder brüchig. Nach dem Einweichen werden die Tücher in dem Wasser gut hin und her gespült, bis sie rein erscheinen. Erst dann wird eine neue Lösung von warmem Sodawasser und Seifenschaum hergestellt und hierin die Tücher gut durchgespült. Man drückt sie zwischen den Händen möglichst fest aus, legt sie zwischen grobe Tücher, klopft die Flüssigkeit, die noch in ihnen ist, so weit dies angeht, heraus und hängt sie zum schnellen Trocknen im Sommer in die Sonne, im Winter in die Nähe des Ofens, wobei man sie öfter zurecht zieht. Sind sie nun trocken, so bürstet man sie kräftig auf beiden Seiten, zieht sie nochmals hin und her und wird jetzt mit Freude bemerken, daß die Tücher wieder ebenso weich und rein sind wie in neuem Zustande. L. H.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 36a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0036_a.jpg&oldid=- (Version vom 16.8.2023)