Seite:Die Gartenlaube (1895) 219.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1895)

349) Von seinem Bruder vermißt wird Franz Muschinski, welcher in Gr.-Trampken geboren ist und noch im Jahre 1885 zu Köslin als Schreiner angestellt war. Dem Verschollenen fehlen an der rechten Hand drei Fingerglieder.

350) Dem Bildhauer Otto Quecke, geb. am 30. April 1851 zu Oppeln, ist eine Erbschaft zugefallen. Er wird von seinem Bruder gebeten, dieselbe zu erheben.

351) Josef Brandel, welcher am 7. September 1860 zu Wien geboren ist, schrieb am 29. März 1893 von Königsberg i. Pr., wo er in einer Möbelhandlung angestellt war, an seine Frau in Berlin, daß er sie nach Königsberg holen werde. Brandel, welcher Bildhauer und Zeichner für Kunstindustrie war, hat Königsberg verlassen, ist aber in Berlin nicht eingetroffen.

352) Von ihrem Sohne gesucht wird die Theaterdirektorin Alouisia Aster, geb. Waitzmann; die letzte Mitteilung von seiner Mutter ward dem Sohne vor Jahren aus Peitz in Brandenburg.

353) Der Seemann Arthur Emil Meister, geb. am 11. September 1853 zu Döhlen bei Dresden, ging im Frühjahr 1877 von Hull in See, um das Mittelländische Meer zu befahren. Seitdem fehlt jede Nachricht über ihn.

354) Heinrich Burgaß, geb. den 16. Juli 1850 zu Daber in Pommern, reiste am 19. Dezember 1875 mit dem englischen Dampfer „Golden-Sea“ von London nach Adelaide. Seitdem harren Eltern und Geschwister vergeblich auf Kunde von ihm.

355) Nach seinem Briefe vom 6. Septemb. 1891 aus Antwerpen hatte der am 14. Jan. 1867 zu Herbesthal b. Eupen geborene Seemann Werner Winkel die Absicht, sich auf einem brasilianischen Dampfer anstellen zu lassen und auf diesem nach Brasilien zu fahren, wo er aber trotz der Bemühungen des deutschen Konsulats in Buenos Ayres nicht aufzufinden ist.

356) Der Bäcker Christian Adolf Grabow, geb. am Weihnachtstag 1843 zu Müncheberg b. Frankfurt a. d. O., ist im Jahre 1869 über Hamburg ausgewandert, ohne seine Angehörigen wissen zu lassen, wohin er sich gewendet hat.

357) Johanne Williams geb. Lindholm, welche den 22. April 1860 zu Busarp b. Malmö in Schweden geboren ist und Lehrerin war, schrieb am 3. Mai 1892 aus Staten Island, N. Y., ihrer Schwester in Döverden, daß sie zu ihr kommen wolle, ihren Koffer habe sie schon abgeschickt, sie selbst sei durch Krankheit aufgehalten, werde aber mit ihrem Kinde bald nachfolgen. Der Koffer kam auch richtig an, während sowohl Frau Williams wie ihr Kind bis heute vergeblich erwartet wird.

358) Der Konditor Karl Bruno Jacobi, geb. am 2. August 1861 zu Lichtenstein bei Zwickau, welcher auf dem Schiff „Anton“ (Kapitän Abrams) Beschäftigung fand, hat das Fahrzeug 1882 in Pernambuco, wo es angelegt hatte, verlassen und ist seitdem verschollen.

359) Von der einzigen Schwester sehnsüchtig um ein Lebenszeichen gebeten wird die Näherin Karoline Sophie Patze, geb. am 1. März 1853 zu Kassel.

360) August Leis, geb. am 20. Aug. 1858 zu Wiesbaden, wird seit dem Jahre 1878 von seiner Mutter vermißt. Er war zu Heidelberg in einem Schreib- und Galanteriewaren-Geschäft als Lehrling angestellt. Eines Tages ging er ohne Kopfbedeckung aus, um eine Besorgung zu machen, und kehrte nicht zurück.

361) Seit dem Jahre 1890 ist verschollen der am 18. März 1852 zu Hertwigswalde bei Münsterberg geborene frühere Gerichtssekretär Paul Anders, der 1889 in Konstantinopel als Rechtsanwalt thätig war, 1890 in Neisse weilte und sich noch im selben Jahre wieder nach Konstantinopel wenden wollte.

362) Der Klempner Max Wilhelm Heinrich Gründel, geb. den 7. März 1858 zu Breslau, ist im Jahre 1885 von Berlin weggezogen und hat seitdem nichts mehr von sich hören lassen.

363) Von ihren besorgten Eltern gesucht wird Minna Louise Scholz, geb. am 26. Juni 1871 zu Ober-Wüstegiersdorf in Schlesien, welche zuletzt als Dienstmädchen in Düsseldorf Stellung hatte.

364) Der Kaufmann Albert Sigismund, geb. am 8. Juni 1861 zu Sagan in Schles., reiste am 8. Febr. 1892 nach Breslau. Von dort soll er sich über Hamburg nach Nordamerika begeben haben.

365) Wilhelm Matern, geb. am 4. Jan. 1840 zu Berlin und in den Jahren 1861/63 Kaufmann zu Shanghai, unternahm im September 1863 eine Handels-Expedition nach Nanking, von der er nicht zurückgekehrt ist. Alle Nachforschungen über sein Schicksal sind bisher erfolglos gewesen.

366) Von seiner Mutter um ein Lebenszeichen gebeten wird der am 3. Juni 1873 zu Tellingstedt in Holstein geborene Otto Friedrich Wilhelm Normann, der sich Ende 1892 im Seemannsheim zu Cardiff aufhielt.

367) Im Jahre 1880 fuhr der Civilsupernumerar Paul Höbich, geb. am 2. Aug. 1856 zu Schreibendorf b. Strehlen in Schles., mit dem Schiff „Conrad Hinrich“ von Hamburg nach Australien. Dort ist er aber selbst mit Hilfe des deutschen Konsulats in Sidney bis jetzt nicht aufzufinden gewesen.

368) Von ihrem Bruder gesucht wird die am 6. März 1835 zu Königsberg i. Pr. geborene Bankbuchhalterwitwe Aurora Winkler geb. Maaser.

369) Von seiner alten, in inniger Liebe an ihrem Sohne hängenden Mutter wird der am 7. Dezemb. 1867 zu Berlin geborene Maschinenbauer Carl Rudolf Rohde um Nachricht gebeten. Derselbe arbeitete Mitte der achtziger Jahre auf den Eisenwerken des „Vulkan“ bei Stettin und war zuletzt in Petersdorf bei Bobitz, Mecklenburg, angestellt.

370) Eine alte alleinstehende Mutter vermißt ihren einzigen Sohn, den am 13. Novemb, 1851 zu Dittersbach bei Sagan geborenen Tischler Johann Gottfried Kus7e.

371) Der Konditor Ewald Richard Siegert, geb. am 25. Oktob. 1863 zu Nieder-Schmiedeberg bei Marienberg in Sachsen, wanderte nach Italien, um von dort nach Brasilien zu fahren. Weitere Nachrichten fehlen.

372) Der am 22. Juli 1862 zu Liegnitz geborene Klempnergeselle Richard Johannes Rudolf Künzel ist am 6. Mai 1886 von seiner Vaterstadt aus auf die Wanderschaft gegangen und hat seitdem nichts von sich hören lassen.

Palmsonntag in Ragusa. (Zu dem Bilde S. 205.) Wenn tief unten im dalmatinischen Süden die Osterzeit herankommt, steht die Welt dort ringsum in üppiger Blüte. Die Rosen grüßen durchs junge Laub, zartgelb leuchtet es zwischen den silbergrauen Olivenzweigen, die Palmen, die bei Ragusa über den Bergpfad empor zum Kloster San Giacomo nicken, zeigen frische Wedel und die Frühlingsblumen, Veilchen und Narcisse, die bunte Anemone und die wilde Hyacinthe sind längst von den Triften verschwunden. Man muß nur einmal an solchem Tage Ragusa betreten haben, wenn zitternder Goldduft glühend über der himmelblauen Adria lagert und die paradiesische Klosterinsel Lacroma umflimmert, um zu begreifen, wie lachend und südlich dies unbekannte Stückchen Küstenwelt im europäischen Osten ist!

Heut’ ist es Palmsonntag, und die Landleute aus dem nahen Brenothal und dem von Canale ziehen in Schwärmen durch die Hauptstraße, den „Stradone“, mit seinen stillen Patrizierhäusern und den geschlossenen Kaufläden, um in den Kirchen des Platzes ihre grünen Sträuße weihen zu lassen, im Dom und in San Biagio, der Kirche des heiligen Blasius.

Schöne Mädchen und Frauen sind es, namentlich die aus dem Canalethal, denen die schneeigen, tiefgefältelten Strichhauben die feinen regelmäßigen Gesichtszüge umrahmen. Etwas sehr Herbes und Keusches liegt in Blick und Haltung – unmodern möchte man’s heutzutage nennen; sie muten an wie klassische Gestalten in ihren langherabfließenden Röcken und Schürzen, buntgesäumt, in den reichgestickten orientalischen Jäckchen, den weiten Aermeln, den funkelnden Ketten und anderen Schmuckstücken. Prächtig nehmen sie sich vor dem Altare aus, zwischen den gewundenen Marmorsäulen, den Galerien und Stufen, Lichtern und Altarbildern und der ernsten Priesterschaft, eingehüllt in Weihrauchduft und Orgelklang. Nicht nur Palmwedel lassen sie weihen, nein, auch frische Lorbeerzweige und die der knospenden Olive: die Wahrzeichen der Tapferkeit und des Friedens, zugleich mit denen des Heilands, da er zu Jerusalem einzog.

Grün und Frühlingsfrische, brennende Farben und helles Sonnenlicht, wohin sich der Blick wendet! Rosen liegen auf den Grabsteinen der alten Ragusaer Geschlechter und seitab von den palmentragenden Frauen knieen die Männer und beten, große schlanke Kriegergestalten – ihre Tracht ein Gemisch von sattem Rot und dunklem Blau, ihren Turban, den „Saruk“, haben sie von den edelgeformten Köpfen genommen. Er ist den Todfeinden entlehnt, den „gottverfluchten“, grenzebedräuenden Türken. Wohl dem Vater unter den Canalesen, dem in der Karwoche ein Sohn geboren wird, so daß die Palmen und Lorbeerzweige des heiligen Sonntags zu Häupten seiner Wiege prangen dürfen. Solch ein gesegneter Sohn wird zur besonderen Hoffnung seines Vaters; denn vielleicht giebt das geweihte Grün ihm wirklich Kraft und Mut, einst gegen den osmanischen Widersacher siegreich zu kämpfen und den ewigen Frieden im schönen wilden Berglande der Adria aufrichten zu helfen. – „Pax vobiscum!“ – Friede sei mit euch! – singt der Priester zu ihren Gedanken. B. S.-S.     

Der Ursprung des Spinats. Am Gründonnerstag pflegt man in deutschen Häusern eine grüne Speise zu verzehren. Früher stellte man ein solches Gericht aus neunerlei Kräutern her; heute besteht die grüne Speise zumeist aus Spinat. Diese Sitte führt man vielfach auf altdeutschen, heidnischen Brauch zurück. Aber in der „Neunstärke“, wie die Osterspeise der Alten genannt wurde, war der Spinat nicht vertreten. Er kommt uns zwar heute einheimisch, urdeutsch vor, ist aber ebenso wie der gemeinere Kohl fremden Ursprungs. Beim Kohl verrät schon der Name, der vom lateinischen caulis kommt, den römischen Ursprung und der Spinat bekundet sich seinem Namen nach als ein Asiat. In der That ist Westasien die Heimat des Spinats, der bei den Persern aspanakh oder isfanadj hieß. Höchst wahrscheinlich haben ihn die Kreuzfahrer nach Europa gebracht. In Deutschland wird er zum erstenmal von Albertus Magnus im 13. Jahrhundert erwähnt. Der Spinat hat im Laufe der Zeiten verschiedene andere Gemüsepflanzen verdrängt, die früher als grünes Gemüse gern verzehrt wurden, so die Gartenmalve, die Malve, den Amarant und die Ringelblume. *      

Die Ermordung Philipps von Schwaben. (Zu dem Bilde S. 209.) Mit dem Tode Philipps von Schwaben im Jahre 1208 schloß der erste Akt in dem großen Trauerspiel der sinkenden und fallenden Hohenstaufenmacht. Die Frevelthat, die dem jungen, noch viel versprechenden Leben König Philipps gerade in dem Augenblicke ein Ziel setzte, als sich sein Glück zu stolzerem Fluge erhob, entsprang indes nicht ehrgeizigen hohen politischen Plänen, hing nicht im entferntesten mit den unheilvollen, um den Besitz der Krone geführten Kämpfen zusammen, sondern persönliche, auch durch die Verwilderung der Zeit nicht entschuldbare Rachsucht war es allein, die den wilden leidenschaftlichen Pfalzgrafen Otto von Bayern hinriß, den Mordstahl gegen „den Besten aller Staufen“ zu zücken.

Philipp hatte diesem Wittelsbacher für geleistete Kriegsdienste, und um ihn zu fernerem Eifer im Kampfe gegen Papst und Welfen anzuspornen, eine seiner vier noch im zartesten Alter stehenden Töchter zur Ehe versprochen. Sei es, daß ihn die gewaltthätige Sinnesart Ottos seine Zusage gereuen ließ, sei es, daß die höheren politischen Zwecke, die durch die Vermählung von Philipps Töchtern mit König Otto und den Neffen des Papstes später zu erreichen standen, dem Pfalzgrafen einen Verzicht abnötigten: die beabsichtigte Verbindung unterblieb. Dieser vermutlich ersten Kränkung scheint eine zweite weit schlimmere gefolgt zu sein. Als sich Otto zum Ersatz für die verlorene Braut neuerdings um die Töchter des Herzogs Heinrich von Schlesien und der nachmals heilig gesprochenen Hedwig von Meran bewarb, soll ihm Philipp auf die Reise statt eines erbetenen Empfehlungsschreibens einen Warnungsbrief mitgegeben haben. Diesen Brief habe Otto, bereits argwöhnisch geworden, unterwegs erbrochen, und als ihm zur Gewißheit geworden, daß Philipp abermals seinen Absichten entgegenarbeite, sei er sofort zornerfüllt und racheschnaubend umgekehrt.

Thatsache ist, daß Otto am 21. Juni 1208 in Bamberg, wo der König, im Feldzuge nach Norddeutschland begriffen, gerade Hof hielt, urplötzlich erschien und erschreckend schnell, mit größter Entschlossenheit,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1895). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1895, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1895)_219.jpg&oldid=- (Version vom 17.7.2023)