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verschiedene: Die Gartenlaube (1895)

König Amfortas, ist schwer erkrankt infolge einer Speerwunde, welche nur derselbe Speer wieder zu heilen vermag, der Speer, der auch dem Erlöser die Wunde stach. Durch die Krankheit des Amfortas ist die Zucht der Templeisen gelockert und die Gebote des heiligen Grals werden oft übertreten. Doch Parsifal bringt dem Könige und dem Gral das Heil zurück. Er dringt in die Burg des Magiers Klingsor, wo die Teufelin Kundry mit den Genossinnen haust, um durch bösen Zauber der Ritter Sinn und Thatkraft zu lähmen. Als Parsifal eingedrungen, spielen die Mädchen mit ihm, Kundry erfüllt sein Herz mit glühendem Sehnen, ihr Kuß durchschauert ihn; aber er reißt sich los aus ihren Armen. Da ruft sie um Hilfe; Klingsor schleudert den gesuchten Speer nach ihm, welcher aber über Parsisals Haupt schweben bleibt. Dieser faßt ihn mit der Hand und schwingt ihn mit einer Gebärde höchsten Entzückens, die Gestalt des Kreuzes bezeichnend. Da stürzt die trügerische Pracht des Zauberschlosses wie durch ein Erdbeben in Trümmer, der Garten verwandelt sich in eine Einöde.

Das ist der Schluß des zweiten Aktes; im dritten wandelt Parsifal dem heiligen Grale zu. Er begegnet Kundry, die sich in eine büßende Magdalene verwandelt hat und dem ohnmächtig Umsinkenden zu Hilfe eilt und ihm die Füße salbt. Nun gipfelt sich das Stück zur großen Schlußscene, welche uns der Maler Pixis stimmungsvoll darstellt. Wir befinden uns im Allerheiligsten der Gralsburg, in der Halle des Tempels, der aus lauter Gold, Aloeholz und einem Gestein errichtet ist, welches im Sommer Kühlung, im Winter Wärme verbreitet. Hier ist der heilige Gral aufbewahrt, jenes Gefäß seltener Weihe, welches der Sage nach aus einem einzigen Smaragd geschliffen und mit Wunderkräften ausgestattet war: es war die Schüssel, aus welcher Jesus mit seinen Jüngern beim letzten Abendmahle aß und in welcher nachher Joseph von Arimathia das Blut des gekreuzigten Heilands auffing. Auf unserm Bilde sehen wir, wie Parsifal, nachdem er den schwerkranken Amfortas mit demselben Speere geheilt, der ihm die Wunde geschlagen, als neuer Gralskönig das heilige, aus dem verhüllten Schrein genommene Gefäß in Verzückung hoch emporhält, während ein Glorienschein von oben es umfließt und mitten in der Strahlenglorie die Taube, die Frieden und Segen verkündet, über dem Haupte des „reinen“ Königs schwebt. Zusammengesunken ruht Kundry auf den Stufen zu seinen Füßen; vorn steht der Sarg des eben verstorbenen früheren Gralskönigs Titurel; aber mit heiliger Begeisterung jauchzen die Templeisen dem Retter zu, der des Grals fast schon verlorene Herrlichkeit wiederherstellt. †     

Schulpause. (Zu dem Bilde S. 189.) Jugend muß austoben! Auch der wackere Dorfschulmeister auf unsrem Bilde weiß das. Wohl hält er streng darauf, die Würde seines Amtes zu wahren und den wilden Trieben seiner Buben zu wehren, aber sein Herz ist auch jung geblieben im Verkehr mit dem jungen Volke, er weiß, wie dicht bei ihnen Frechheit und Bravheit nebeneinander wohnen, und die Erfahrung hat ihm gelehrt, wie sehr blinder Eifer schaden kann, wenn er den Uebermut und die Spottlust der kleinen Rangen herausfordert. Jedoch alles hat seine Grenzen – nicht nur seine Langmut, sondern auch der Mißbrauch, den die wilde Schar in der Schulpause mit ihr treibt. Heute muß wieder einmal ein Exempel statuiert werden! Der Fall ist unerhört. Hat sich da einer der frechen Bengel auf sein Katheder geschwungen und untersteht sich, von hier aus mit näselnder Stimme ihn nachzuäffen. Und dabei gebraucht der Frechling dieselben Worte, die er selbst anwendet, wenn er nach lärmender Schulpause wieder Ordnung und Ruhe im Zimmer herstellt. In dem Munde des Buben werden die alt erprobten Worte der Autorität zum Gegenstand des Hohns für die ganze übrige Rotte; das lacht, das höhnt – und dieser Spott und Hohn rüttelt an den Grundpfeilern der Autorität des braven Mannes, der draußen vor der Thür steht und lauschend alles mit anhört. Ein kritischer Fall! Wenn er jetzt hineinginge und mit denselben Wendungen, die eben verspottet werden, die Strenge der Schulzucht zur Geltung brächte – der Eindruck könnte auf den entfesselten Uebermut der Buben nur komisch wirken. Er selbst muß lächeln bei dem Gedanken. Und da ist er auch schon auf dem rechten Wege aus seiner Verlegenheit. Jugend muß austoben – ja, und wie sie sich austobt, das darf man nicht tragisch nehmen. Aber anderseits – keine Schulzucht ohne Respekt vor dem Lehrer! Er muß die Keckheit des Burschen, der ihn da nachäfft, vor dessen Kameraden lächerlich machen, mit überlegenem Humor die allgemeine Aufmerksamkeit derselben an sich ziehen – dann wird auch der Gesamtheit die Strenge imponieren, mit der er nun der Schulzucht zu ihrem Rechte verhilft.


manicula 0 Hierzu Kunstbeilage III: „Fürst Bismarck“ von Franz von Lenbach.


Inhalt: Dem Fürsten Bismarck zum ersten April. Gedicht von Rudolf von Gottschall. Mit Bild. S. 181. – Echt. Erzählung von R. Artaria (4. Fortsetzung). S. 182. – Parsisal zeigt den Gral. Bild. S. 185. – Die Alkoholvergiftung bei Kindern. Ein Mahnwort an die Eltern. Von C. Falkenhorst. S. 186. – Der Fähnrich als Erzieher. Eine Backfisch-Studie von Hans Arnold (Fortsetzung). S. 188. – Schulpause. Bild. S. 189. – An den Ufern der Salzach. Von Hugo Arnold. S. 192. Mit Abbildungen S. 192, 193, 195, 196 und 197. – Vor der Berufswahl. Warnungen und Ratschläge für unsere Großen. Die deutsche Lehrerin im Ausland. Von Helene Adelmann. S. 197. – Blätter und Blüten: Das Porträt des Fürsten Bismarck. S. 199. (Zu unserer Kunstbeilage.) – Für die hilfsbedürftigen Weber im Glatzer- und Eulengebirge. S. 199. – Parsifal zeigt den Gral. S. 199. (Zu dem Bilde S. 185.) – Der Spielkamerad. Bild. S. 199. – Schulpause. S. 200. (Zu dem Bilde S. 189.)



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Jahrgang 1868.

Die Brüder. Von Adolf Wilbrandt.
Das Erkennungszeichen. Von A. Godin.
Lorenz und Lore. Von Paul Heyse.
Süden und Norden. Von Herman Schmid.

Jahrgang 1869.

Reichsgräfin Gisela. Von E. Marlitt.
Das Mädchen von Liebenstein. Von F. Bodenstedt.
Verlassen und Verloren. Von Levin Schücking.
Zu wirthschaftlich. Von Friedrich Gerstäcker.

Jahrgang 1873.

Das Bild ohne Gnade. Von A. Godin.
Glück auf! Von E. Werner.
Der Loder. Von Herman Schmid.
Schuster Lange. Von Ernst Wichert.

Jahrgang 1875.

Der Doppelgänger. Von Levin Schücking.
Das Geständniß einer Frau. Von A. Godin.
Hund und Katz’. Von Herman Schmid.
Die Kaiserin von Spinetta. Von Paul Heyse.

Jahrgang 1876.

Im Hause des Commerzienrathes. Von E. Marlitt.
Vineta. Von E. Werner.
Candidat Grüneisen. Von Ernst Ziel.
Ein Grab. Von A. Godin.

Jahrgang 1877.

Aus gährender Zeit. Von Victor Blüthgen.
Himmelmoos. von Herman Schmid.
Eine schwarze Kugel. Von A. Godin.
Die zehnte Sprache. Von Rudolf Gottschall.

Jahrgang 1878.

Lumpenmüllers Lieschen. Von W. Heimburg.
Um hohen Preis. Von E. Werner.
Gebunden. Von Ernst Wichert.
Daniel Siebenstern. Von Heinrich Seidel.

Jahrgang 1879.

Im Schillingshof. Von E. Marlitt.
Der wahre Glaube. Von Ernst Eckstein.
Das Haus in der Schlucht. Von B. Möllhausen.
Unter’m Schlosse. Von W. Heimburg.

Jahrgang 1880.

Ledige Kinder. Von Herman Schmid.
Frühlingsboten. Von E. Werner.
Unverstanden. Von W. Heimburg.
Martha und Maria. Von H. Lorm.

Jahrgang 1881.

Amtmanns Magd. von E. Marlitt.
Bruderpflicht. Von Levin Schücking.
Ein Friedensstörer. Von Victor Blüthgen.
Mutter und Sohn. Von A. Godin.

Jahrgang 1882.

Im Banne der Musen. Von W. Heimburg.
Der heimliche Gast. Von Robert Byr.
Der junge Geldmacher. Von P. K. Rosegger.
Der Krieg um die Haube. Von St. Keyser.


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verschiedene: Die Gartenlaube (1895). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1895, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1895)_200.jpg&oldid=- (Version vom 17.7.2023)