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Verschiedene: Die Gartenlaube (1894)

Nr. 23.   1894.
      Die Gartenlaube.


Illustriertes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.

Abonnements-Preis: In Wochennummern vierteljährlich 1 M. 75 Pf. In Halbheften, jährlich 28 Halbhefte, je 25 Pf. In Heften, jährlich 14 Hefte, je 50 Pf.


Abend am See.

Von B. Del-Pero.

Auf die sturmesmüde Welle
Senkt sich Friede sanft und hold,
Und des Tages letzte Helle
Streut darauf ihr bestes Gold.

5
Aus dem tiefen klaren Grunde,

Eine zweite Wunderwelt,
Winkt der Berge goldne Runde
Und das blaue Himmelszelt.

Traumverloren blickst du nieder

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Zu dem stillen Märchenglück,

Und dein Auge strahlt es wieder,
Strahlt es tausendfach zurück.




Die Martinsklause.

Roman aus dem 12. Jahrhundert.
Von Ludwig Ganghofer.
(22. Fortsetzung.)

Eine stumme Weile hingen die Augen des Richtmanns und des Hanetzer ineinander, dann sagte der Hanetzer mit heiser klingender Stimme: „Du, Richtmann?“

„Wohl wohl. Guten Weg auf den Abend!“ Der Schönauer wollte vorübergehen.

Da vertrat ihm der andere den Weg. „Schau’ doch, Richtmann, schau’ doch! Einer, der beim Thing gewesen, hat mich merken lassen, Du wärst für die Wazemannsleut’! Mußt Dich aber doch wohl anders besonnen haben, oder hast am End’ gar aus lauter Lieb’ und Freundschaft einem von denen da droben zur letzten Ruh’ verholfen?“

Der Schönauer wankte und stammelnd streckte er die beiden Hände nach den Lippen des Bauern. „Schweig’ … schweig’!“

„So? Gelt? Jetzt soll ich Maul und Wort halten? Aber ich bin ja keiner von den Wortfesten. Das mußt Du doch selber wissen … hast mich ja nicht zum Thing gerufen!“ Ehe der

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1894). Leipzig: Ernst Keil, 1894, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1894)_373.jpg&oldid=- (Version vom 2.12.2019)