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Verschiedene: Die Gartenlaube (1894)


er schmückt ihn mit kostbaren Edelsteinen.

Darfur-Neger,
seine Thonpfeife rauchend

Afrikanische Tabakspfeifen.
1. Timbuktu. 2. 3. Aschanti. 4. Verschiedene westafrikanische Stämme. 5. Trompetenpfeife vom Niassasee. 6. Schlangenpfeife der Bakungo. 7. Pfeife der Mayumbe. 8. Pfeife aus dem Kongogebiet. 9. Kiko, Flaschenkürbispfeife der Makraka. 10., 11. Hölzerne Dachapfeifen der Bayumbe. 12. ,14. Tabakspfeifen der Kassai. 13. Niam-Niam. 15. ,16. Bjur. 17. Marundscha.

Im entlegeneren Orient, in Arabien, Persien und Indien steht die Wasserpfeife besonders hoch in Gunst. Sie besteht (vgl. die Abbildung S. 211) aus einem Gefäß von Glas, Porzellan oder Metall, welches über die Hälfte mit Wasser gefüllt wird. In dasselbe wird der aus Metall oder gebranntem Thon gefertigte Pfeifenkopf eingesetzt, von dem eine Röhre ausgeht, die bis ins Wasser reicht. Ein langer mit Mundstück versehener Schlauch, bestehend aus Drahtspiralen, die mit Leder überzogen sind, führt in den freien Raum der Flasche oberhalb des Wassers; oft sind auch zwei solcher Schläuche an einem Gefäße angebracht. Infolge dieser Anordnung gelangt der Rauch beim Ansaugen zuerst ins Wasser, wird hier abgekühlt und verliert sein brenzliges Oel.

Eingeborner
von der Roon-Insel.

Pfeife aus Neuguinea.
(Bambusrohr mit eingebrannten Verzierungen.)

Andere Volker, andere Sitten! Bei den Japanern, die, wie ein Kenner von Land und Leuten einmal schrieb, „mehr Rauch als Reis“ verschlingen, rauchen selbst die jungen Mädchen aus reizenden, oft nur fingerhutgroßen Metall- oder Porzellanpfeifchen, die an kurzen bräunlichen Bambusröhrchen mit Metallspitze stecken und in hübschen Etuis aus Holz oder Elfenbein verwahrt werden. Auch die größeren für Männer bestimmten Tabakpfeifen sind aus Metall und haben nicht selten prächtige, in Metall eingelegte Rohre. (S. die Abbildungenn S. 211.) Der Kirgise bohrt in einen Hammelknochen seitwärts ein Loch, füllt die Markröhre mit Tabak und schmaucht aus diesem Apparat; äußerst einfach ist auch die aus einem ausgehöhlten Wurzelstock hergestellte sibirische Pfeife (S. 211, Nr. 2). Neben ihr nimmt sich die andere in Sibirien gebräuchliche, ebenfalls hölzerne Pfeife mit Zinnbeschlag und rohen Schnitzereien (Nr. 1) wie ein Kunstwerk aus, Dies hat auch etwas, was allen anderen Pfeifen fehlt, nämlich einen hölzernen Vorstecker zum Schutze und zur Reinhaltung des beinernen Mundstücks (Nr. 3). Der Jakute, der nicht immer Tabak kaufen kann, füllt seine Pfeife mit Holzspänen, die er mit einigen Tabakblättern würzt. Bei vielen asiatischen Völkerschaften, z. B. bei den Birmanen, beteiligen sich auch Weiber und Kinder eifrig an dem Rauchgeschäft, wie wir dies ja auch von unsern Zigeunern wissen. Von den Tausenden von Frauen, welche den Harem des Königs von Siam bilden sollen, ist angeblich keine der Pfeife abhold, weshalb denn auch Seine siamesische Majestät die Kleinigkeit von 20000 Pfeifen ihr eigen nennt und eigene Beamte zu ihrer Pflege besoldet. Ferner sind die Koreaner, männlich und weiblich, dem Beispiel ihrer Königin folgend, der „Huhka“ genannten Tabakspfeife (vgl. die Abbildung S. 214, Nr. 4) mit Leib und Seel ergeben.

Man behauptet allerdings vielfach. daß nicht alle Tabakspfeifen der asiatischen und afrikanischen Völker aus dem nordamerikanischen Muster hervorgegangen seien, daß vielmehr das Rauchen bei einigen dieser Völker schon vor der Entdeckung Amerikas bekannt war. Es liegen zwar keine sicheren Nachrichten darüber vor, allein verschiedene Umstände berechtigen zu dem Schlusse, daß die Schwarzen viel früher geraucht haben als die Weißen. Allerdings nicht Tabak, denn dieser ist überhaupt erst nach der Entdeckung Amerikas als ein dort einheimisches Gewächs bekannt geworden, sondern gewöhnlichen, bekanntlich berauschenden Hanf und „Dacha“, eine spezifisch afrikanische Hanfart. Aber auch allerlei andere getrocknete Pflanzen mögen schon vor Zeiten dem ungezügelten Schmauchbedürfnisse der Schwarzen gedient haben.

Wie urwüchsig übrigens ihre Art zu rauchen ehedem gewesen sein mag, das kann man noch heute im Betschuana-Lande erfahren. Ein Betschuane konstruiert sich nämlich seine Pfeife in der Weise, daß er einen kleinen Sandhügel mit oben kraterähnlicher Höhlung formt, dieselbe mit Hanf, Dacha, Tabak oder sonst etwas Brennbaren anfüllt, eine Kohle darauf legt und nachdem er ein Rohr durch den Sand bis an den Rauchstoff geführt hat, auf dem Bauche liegend zu schmauchen beginnt. Andere südafrikanische Stämme sind, wie die Exemplare am Rande des untenstehenden Betschuanenbildes beweisen, in Sachen der Pfeife allerdings weiter vorgeschritten; ihre grotesken Pfeifen aus Büffel-, Antilopen- und sonstigen Hörnern sind vorzugsweise zum Hanf- oder Dacharauchen bestimmt, besitzen keine Spitze, sondern werden mit der breiten Oeffnung des Hornes an den Mund gesetzt. worauf die eine bedeutende Lungenkraft erfordernde Aufsaugung des Rauches aus den in die Rohre eingesteckten Köpfen beginnt.

Betschuane aus einem Sandhaufen rauchend.
(Mit Tabak- und Dachapfeifen. a. Pfeife der Wanjoro.)

Was nun die sonstigen Tabakspfeifen Afrikas anbelangt, so sind zunächst die etwa 30 bis 40 cm langen hölzernen Pfeifen der Niam-Niam deshalb merkwürdig. weil an dem eine menschliche Gestalt darstellenden Rohre zwei Köpfe sitzen (Abbildung oben auf dieser Seite Nr.. 13). Derartige doppelköpfige Pfeifen kommen in verkleinertem Maßstabe auch sonst vor. Werden nun von den afrikanischen Holzschnitzern in der Regel menschliche und tierische Figuren zum Vorbilde oft recht schöner und niedlicher Tabakspfeifen

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1894). Leipzig: Ernst Keil, 1894, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1894)_212.jpg&oldid=- (Version vom 26.6.2023)