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Verschiedene: Die Gartenlaube (1893)


An unsere Leser!

Zum einundvierzigsten Male ist es nun, daß die „Gartenlaube“ am Abschluß eines Jahrgangs steht und sich anschickt, mit ihren zahlreichen, allüberall im deutschen Vaterland und in der ganzen Welt verbreiteten Lesern in ein neues Jahr einzutreten. Das ist die Zeit wo jedermann - und sei es auch nur in flüchtigem Gedenken - zurückblickt auf das hinter ihm Liegende, auf das von ihm Vollbrachte, und wo er vorwärts schaut in die Zukunft, auf die neuen Aufgaben, die seiner harren. Um wie viel ernster aber ist ein solcher Rück- und Ausblick für ein Blatt, welches jahraus jahrein zu Hunderttausenden redet, welches sich das Ziel gesteckt hat, Männern und Frauen nicht minder wie der erwachsenen Jugend aller Lebenskreise gemüthliche Anregung und geistige Nahrung nach den Mühen der Tagesarbeit zu bieten!

Die „Gartenlaube“ ist sich der verantwortungsvollen Bedeutung dieser ihrer Aufgabe immer bewußt gewesen. Sie wird es auch ferner bleiben. Unverrückt wird sie ihr seit vier Jahrzehnten verfolgtes Ziel im Auge behalten:

„ein Vereinigungspunkt zu sein für die besten, volksthümlichsten Erzähler, Dichter und Denker Deutschlands, ein frischer, reiner Quell nützlicher Belehrung und edler Unterhaltung für das deutsche Haus, ein treuer Spiegel des geistigen Lebens unseres Volkes, ein warmer verständnißvoller Freunddesselben in Freud und Leid!“

Bei gewissenhafter Durchführung dieses ihres alten bewährten Programms wird ihr auch künftig die thatkräftige Unterstützung aller Berufenen so wenig wie die treue Anhänglichkeit ihres weiten Leserkreises fehlen.

Den nächsten, den zweiundvierzigsten Jahrgang der „Gartenlaube“ wird eröffnen der neue große Roman

„Die Martinsklause“ von Ludwig Ganghofer,

dem unseren Lesern wohlbekannten gefeierten Verfasser des „Klosterjägers“ und so vieler anderer geist- und gemüthvoller Erzählungen. - Gleichzeitig beginnt eine farbenreiche Geschichte aus dem modernen Leben:

„Die Perle“ von Marie Bernhard,

der im Kreise der „Gartenlaube“ rasch beliebt gewordenen Novellistin.

Außerdem stehen fesselnde Romane, ernste und heitere Novellen in Aussicht von hochgeschätzten Autoren wie

Hans Arnold, Ernst Eckstein, Stafnie Keyser, A. von Klinckowstroem, Ernst Lenbach, Anton von Perfall, Gerhard Walter, E. Werner, Ernst Wichert, Claus Zehren u. a.

und endlich sind wir in der angenehmen Lage, den neuesten Roman eines ausgesprochenen Lieblings der Gartenlaubegemeinde ankündigen zu können:

„Um fremde Schuld“ von W. Heimburg.

Dürfen wir somit annehmen, daß für eine fesselnde und gediegene Unterhaltung im kommenden Jahrgang reichlich gesorgt sei, so liegt uns nicht minder daran, der bewährten Ueberlieferung getreu das Bedürfniß unserer Leser nach Anregung und Fortbildung auf den verschiedenen Gebieten des Wissens, nach Einführung in die wichtigsten Fragen des öffentlichen Lebens, in die neuesten Errungenschaften der Wohlfahrtspflege, der Industrie und Technik auch für die Folge zu befriedigen. Wir haben uns dabei andauernd der Unterstützung einer Reihe von hervorragenden Schriftstellern und Fachmännern zu erfreuen, die den reichen Schatz ihrer Kenntnisse und Erfahrungen gerne für die weitesten Kreise nutzbar machen. So seien u. a. genannt:

R. Artaria.0 W. Berdrow.0 Anton Bettelheim.0 Hans Boesch.0 Carl Brandt.0 H. Brugsch-Pascha.0 V. Chiavacci.0 Rud. Cronau.0 Felix Dahn.0 Friedr. Dornblüth.0 Ernst Eckstein.0 C. Falkenhorst.0 Ludwig Ganghofer.0 Rud. v. Gottschall.0 Ferd. Groß.0 Eduard Grosse.0 Cornelius Gurlitt.0 Max Haushofer.0 L. Heck.0 F. Helbig.0 Woldemar Kaden.0 Theodor Kirchhoff.0 E. Heinrich Kisch.0 H. J. Klein.0 Rud. Kleinpaul.0 Paul Lindenberg.0 M. Wilh. Meyer.0 Adolf und Karl Müller.0Heinr. Noë.0 Elise Polko.0 W. H. Riehl.0 P. K. Rosegger.0 Karl Ruß.0 Paul Schellhas.0 Eduard Schulte.0 B. Schulze-Smidt.0 Friedr. Spielhagen.0 Alex. Tille.0 Rud. Virchow.0 Karl Vogt.0 Georg Winter.

Auf dem Gebiete der Illustration ist es unser unausgesetztes Bemühen, stetig mit der Zeit und der Verbesserung der technischen Hilfsmittel voranzuschreiten. Eine neue, besondere Beilage, welche mit dem Jahrgang 1894 ins Leben tritt, wird uns in den Stand setzen, den Ereignissen des Tages mit Bild und Wort besser, als dies seither möglich war, zu folgen. Gewiß werden unsere Leser es verstehen, daß wir durch diese wesentliche Vermehrung des Abbildungs- und Lesestoffes uns genöthigt sehen, für die Nummernausgabe – welche dadurch ebenfalls auf den schon seit Jahren bestehenden Preis der Heft- und Halbheftausgabe gestellt wird – eine kleine Erhöhung der Abonnementsgebühr um 15 Pfennig vierteljährlch eintreten zu lassen. –

Indem wir auch mit dem neuen Jahrgang den Beweis zu liefern hoffen, daß eine immer größere Vervollkommnung unseres Blattes das höchste, rastlos verfolgte Ziel unseres Strebens ist und bleiben wird, begrüßen wir alle unsere Freunde im deutschen Vaterlande und draußen in der Ferne mit einem herzlichen

Glückauf zum neuen Jahre!

Leipzig, im Dezember 1893.

Redaktion und Verlag der „Gartenlaube“. 


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Verschiedene: Die Gartenlaube (1893). Leipzig: Ernst Keil, 1893, Seite 893. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1893)_893.jpg&oldid=- (Version vom 23.5.2020)