Seite:Die Gartenlaube (1893) 724.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1893)



Blätter und Blüthen.

Das fünfzigjährige Militärjubiläum des Königs Albert von Sachsen. (Mit Bildniß.) Am 23. April des Jahres 1828 gab der Donner der Geschütze durch die dunkle Nacht hinaus den Bewohnern des Elbethales kund, daß dem Neffen des Königs Anton, dem Prinzen Johann und seiner Gemahlin Prinzessin Amalie von Bayern ein Sohn geboren worden war. Großer Jubel herrschte im Schloß und auf den Straßen; auf der Augustusbrücke versammelte sich eine Gesellschaft von patriotisch begeisterten Männern, die in ihrer Freude reichlich Champagner spendeten und keinen vorübergehen ließen, bevor er auf die Gesundheit des neugeborenen Sachsenprinzen angestoßen und das Glas geleert hatte. Am nächsten Tage wurde der Neugeborene getauft und erhielt die Namen Friedrich August Albert, wobei der Großonkel, König Anton, der Herzog von Lucca und die Prinzessin Amalie von Sachsen Pathenstelle vertraten. Die Erziehung des in geistiger und körperlicher Frische heranwachsenden Prinzen übertrug die weise Fürsorge des Vaters dem damaligen Hofrath und Justizienrath Dr. von Langenn, einem berühmten Juristen und Historiker, während die militärische Ausbildung Oberstlieutenant von Minckwitz, Generalmajor von Engel und später Major von Mangoldt leiteten. Bereits im siebzehnten Lebensjahre konnte, dank der ausgezeichneten Vorbildung, Prinz Albert die Universität beziehen, und zwar Bonn, wo damals viele Fürstensöhne den Studien oblagen, später auch Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, der nachmalige deutsche Kaiser Friedrich III. Indessen der Ausbruch der Pariser Revolution im Februar 1848, die Rückwirkungen derselben auf Deutschland und die Möglichkeit, daß es zu einem Kriege kommen könnte, waren Veranlassung, daß Prinz Albert in die Heimath zurückkehrte, um sich mehr dem militärischen Berufe zu widmen.

König Albert von Sachsen als Lieutenant.

Er war kein Neuling mehr auf diesem Gebiete. Denn schon im frühen Jünglingsalter, im Jahre 1843, hatte er als Lieutenant Dienste bei dem Infanterieregiment gethan, welches seinen Namen trug. Am 24. Oktober dieses Jahres sind es fünfzig Jahre, seit König Albert in die sächsische Armee eintrat, und diese läßt es sich selbstverständlich nicht nehmen, den Jubeltag festlich zu begehen.

In den Jahren 1846 und 1847 erhielt der Prinz seine weitere Ausbildung als Oberlieutenant im Leibinfanterie-Regiment und 1848 wurde er zur Artillerie versetzt. Im nächsten Jahre empfing Prinz Albert die Feuertaufe im dänischen Kriege, wo er bei Eroberung der Düppeler Schanzen die sächsischen Truppen in den heftigsten Kampf begleitete und erst durch wiederholten Befehl des kommandierenden Generals von Prittwitz aus dem Bereich der höchsten Gefahr gerufen werden konnte. Die hohen militärischen Rangstufen, zu denen er als Prinz in rascher Folge aufstieg, luden ihm auch schwere Verantwortung auf, und er war der Mann, sie voll auf seine Schultern zu nehmen. Das zu beweisen hatte er bald Gelegenheit.

Am 20. Mai 1866 wurde Kronprinz Albert Oberbefehlshaber des sächsischen Heeres und am 22. Juni außerdem noch des ersten österreichischen Armeecorps und der ersten leichten Kavalleriedivision. Die unerschütterliche Haltung des Kronprinzen in den Wechselfällen auf den böhmischen Schlachtfeldern bleibt unvergessen. Er war es, der die Wahlstatt von Königgrätz erst mit dem letzten sächsischen Truppentheile, einem Jägerbataillon, verließ. Als die Armee nach dem Prager Frieden ihre Neubildung vollendet hatte, reiste Kronprinz Albert nach Berlin, um in seiner Eigenschaft als kommandierender General des nunmehrigen XII. deutschen Armeecorps König Wilhelm den Eid der Treue abzulegen.

Und nun kamen die Tage des Feldzugs nach Frankreich, jene Tage, die im militärischen Leben des Sachsenkönigs die Glanzzeit bilden und unsterblichen Lorbeer um seine und seines Heeres Stirne flochten. Nach der Schlacht bei Saint Privat erhielt Kronprinz Albert den Befehl über die Maasarmee, die sich durch die Schlachten von Beaumont, Sedan und vor Paris so hohen Ruhm erwarb, und als am 11. Juli 1871 die siegreichen Truppen in Sachsens Hauptstadt einzogen, erhob der Kaiser ihren hochverdienten Führer zur Würde eines Generalfeldmarschalls. Das sind in der Kürze die Umrisse des militärischen Lebens König Alberts. Bald rief ihn aber das Schicksal auf ein weiteres, umfassenderes Feld der Thätigkeit. Am 29. Oktober 1873 starb König Johann und Kronprinz Albert bestieg den Thron, um in friedlicher, dem Wohle seines Volkes gewidmeter Thätigkeit zu genießen, was seine starke Hand in kriegerischen und bewegten Zeiten schaffen half. Otto Moser.     

Auge und Zahn. Die Volksmedizin schreibt den Zähnen einen besonderen Einfluß auf die Augen zu. Namentlich die „Augenzähne“ (der linke und rechte obere Eckzahn) sollen sich in dieser Beziehung auszeichnen und beim Kommen, Verderben und Gehen dem Auge sehr gefährlich werden können. Ist an diesem alten Volksglauben etwas Wahres oder soll man diese Ansicht in die Rumpelkammer des Aberglaubens verweisen? Dr. N. Feuer, Lehrer an der Universität Budapest, hat allerdings diese Frage kritisch beleuchtet und seinen Ausführungen entnehmen wir, daß bestimmte Beziehungen zwischen Zahn- und Augenleiden wohl vorhanden sind. Sie kommen allerdings nicht so oft vor, als man im Volke glaubt, können aber mitunter so schwere Folgen nach sich ziehen, daß sie unsere Aufmerksamkeit wohl verdienen.

In einer ganzen Anzahl von Fällen wurde mit Bestimmtheit nachgewiesen, daß verdorbene, kranke, entzündete Zähne Ursache von mannigfachen Augenleiden, von Katarrhen, Entzündungen und Sehstörungen wurden und daß jene Beschwerden schwanden, sobald die schlechten Zähne entfernt waren. Am gefährlichsten sind die Geschwüre an oberen Zähnen, wenn der Eiter keinen Abfluß hat; die Entzündung pflanzt sich dann mitunter auf die Augenhöhle fort und führt den Verlust des betreffenden Auges und in einigen wenigen Fällen selbst den Tod des Patienten herbei. Wie gesagt, derartige schlimme Wendungen sind in Anbetracht der großen Zahl von Menschen, welche schlechte Zähne haben, selten; aber kleine Störungen in der Gesundheit der Augen werden durch Zahnleiden öfters verursacht. Das ist auch ein Grund, der die Veranlassung geben sollte, der Pflege des Mundes und der Zähne eine größere Aufmerksamkeit zu schenken, als dies trotz aller Belehrung und Warnung bis jetzt der Fall ist. *      



Inhalt: Ein Lieutenant a. D. Roman von Arthur Zapp (2. Fortsetzung). S. 709. – Unerhört. Bild. S. 709. – Riesen und Zwerge unserer Marine. S. 715. Mit Abbildungen S. 712, 713, 715 und 716. – Sein Minister. Novelle von E. Merk. S. 717. – Fürst Bismarck in Kissingen. S. 720. Mit Abbildung S. 721. – Die Noth. Gedicht von Franz Bechert. S. 723. – Blätter und Blüthen: Das fünfzigjährige Militärjubiläum des Königs Albert von Sachsen. Mit Bildniß. S. 724. – Auge und Zahn. S. 724.


manicula Hierzu Kunstbeilage XII: Mädchenbildniß. Von J. Koppay.


[ Verlagsreklame Union Deutsche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Berlin, Leipzig für zwei Jugendzeitschriften. Hier nicht wiedergegeben.]


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner.0 Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.0 Druck von A. Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1893). Leipzig: Ernst Keil, 1893, Seite 724. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1893)_724.jpg&oldid=- (Version vom 19.8.2023)