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Verschiedene: Die Gartenlaube (1893)

Kiefern hält, übermüthig zu Boden werfen! Wohl hat man geglaubt, der Sperling suche in solchen Fällen nach Insektenlarven und -eiern, aber genauere Beobachtung hat gelehrt, daß das nur Schein ist, denn keine Spur von Kerf-Resten zeigt sich in dem Mageninhalt der verschwenderischen Knospenvertilger.

Haussperlinge.
Nach einer Zeichnung von Adolf Müller.

Noch sind wir mit der Betrachtung der Gruppe auf dem Obstbaum beschäftigt, da fährt urplötzlich in das Gezweig der Nachbarbäume ein Haufe von Spatzen, die sich mit lautem Gezänk in einem Knäuel herumbalgen und denen sich im Nu auch einige von der Gesellschaft des Obstbaums zugesellen. Mitten in dem Wirrwarr von männlichen Sperlingen bemerken wir ein weibliches Exemplar, das sich seiner Haut verzweifelt wehren muß, denn von allen Seiten wird es gezerrt und gerupft daß die Federn stieben, Das ist – sollte man es denken – das Liebeswerben der Sperlinge! Auch hier erweisen sie sich als derbe, ungeschlachte, rohe Geselle. Plump und täppisch benimmt sich der Spatz vor der blaßgrauen Genossin, die er endlich gefunden, und wie in der Minne, so zeigt das Paar auch bei der Nestbereitung ein ungeschicktes linkisches Wesen. Da schleppen beide Gatten in unbehilflichem Flatterfluge wahllos aufgerafftes Geniste, darunter oft meterlange Strohhalme, nach der Spalte im Dachfirst oder nach dem Mauerloche, das sie sich zur Wohnung auserkoren;

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1893). Leipzig: Ernst Keil, 1893, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1893)_425.jpg&oldid=- (Version vom 26.2.2024)