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Verschiedene: Die Gartenlaube (1893)


Nürnberger Prunkküchen. Wie man heutzutage ein besseres Zimmer, eine „gute Stube“, ein Prunkzimmer oder einen Salon hat, der nicht zum gewöhnlichen Gebrauche, sondern nur zum Staat dient, so gab es in den Häusern der Nürnberger Patrizierfamilien früher auch Prunkküchen, die lediglich Schaustücke der Hausfrau waren und von ihr mit Stolz den Gästen gezeigt wurden. Ein älteres Werk schreibt hierüber: „Allhier in Nürnberg haben manche Frauen eine große Freude mit besonderen Prang-Kuchen, darinnen niemals gekochet, sondern das Geräthe nur allein zur Zierde und Gepräng aufgestellet wird. Da siehet man nichts von Eisen noch Holz, sondern es muß alles von Zinn und Messing schimmern und glänzen, auch so gar der Besenstiel und das Kehrichfaß von Zinn gemachet sein. Ob man nun davon nicht füglich sagen möchte: Wozu dienet dieser kostbare Unrath? lasse ich andere davon urtheilen.“

Ein guter Rath für Mütter. Im Frühling, wenn es unseren lange in Winterhaft gehaltenen Kleinen wieder gestattet werden kann, sich im Freien zü ergehen, ist es eine häufig beobachtete Erscheinung, daß die trockene Luft oder der häufig herrschende Ostwind einen Entzündungszustand in den Athmungsorganen unserer Lieblinge hervorruft, der den Aerzten unter dem Namen „Pseudokrupp“ bekannt ist. Das Kind erwacht zumeist gegen Mitternacht mit den Anzeichen der Angst und Athemnoth und wird von einem rauhen, heiseren, dem Krähen eines Hahnes oder Bellen eines Hundes vergleichbaren Husten gequält. Die heftig erschrockene Mutter steht diesen drohenden Erscheinungen oft rathlos gegenüber, namentlich weil die vorgerückte Nachtstunde das rasche Herheiholen eines Arztes erschwert. Doch sind diese Krankheitsäußerungen glücklicherweise in den weitaus häufigeren Fällen mehr beängstigend als gefahrdrohend; und nur dann könnte der Ausgang ein schlimmer sein, wenn durch Nichtbeachtung oder Vernachlässigung der mit Recht als mörderisch gefürchtete wirkliche Krupp daraus entstünde.

Schwere Wissenschaft.
Nach einem Gemälde von H. Kaulbach.
Photographie im Verlage von Franz Hanfstaengl in München.

Wenn daher elne Mutter an ihrem Kinde die genannten Erscheinungen bemerkt, so nehme sie dieselben niemals leicht, sondern lasse, so schwer es halten mag, augenblicklich den Arzt holen. In der Zwischenzeit bereite sie rasch kochendes Wasser, tauche einen Flanellstreifen hinein, ringe ihn schwach aus und lege ihn so warm, als es nur ertragen werden kann, um das Hälschen des Kindes und binde ein trockenes Tuch darüber. Dazu gebe sie dem Kleinen mit etwas Wasser verdünnten erwärmten Honig oder in Ermanglung dessen heiße Milch zu trinken.

Auch warme Wasserdämpfe sind von vorzüglicher Wirkung. Besitzt man keinen Inhalationsapparat, so genügt ein mit heißem Wasser gefülltes Gefäß, über das ein Trichter gehalten wird. Das Kind nehme den oberen Thell des Trichters in den Mund und bemühe sich, den heißen Dampf recht tief einzuathmen. Läßt sich das aufgeregte Würmchen dazu nicht bringen, so sorge man wenigstens durch Zerstäubungs-Apparate, wie sie vielfach für die Bespritzung der Blumen im Gebrauch sind, oder durch Verdampfung von Wasser der Luft des Zimmers möglichst viel Feuchtigkeit zuzuführen. Auch das Vorhalten eines in heißes Wasser getauchten Schwammes erweist sich als sehr zweckdienlich. In den meisten Fällen wird diese Behandlungsweise ausreichen, eine Besserung herbeizuführen. Der Husten lockert sich, wird leichter und schmerzloser, und es tritt eine Schleimablösung ein.

Man lasse dann das Kind ruhig einschlafen und wiederhole das angegebene Verfahren erst wieder bei einem neuen Anfalle. In keinem Falle aber lasse man das Kind länger als 11/2 bis 2 Stunden fortschlafen, sondern ermuntere es öfters und fordere es zum Räuspern und Trinken auf.

Sollte jedoch der günstige Erfolg nach den angewandten Mitteln nicht eintreten, verschlimmert sich der Zustand des Kranken sichtlich, tritt Fieber hinzu, wächst die Athemnoth, so daß das Gesichtchen eine dunkle oder bläuliche Färbung erhält und vielleicht gar Krämpfe und Erstickungsanfälle hinzutreten, dann hat man es mit dem wirklichen Krupp zu thun, und dann kann nur noch der Arzt helfen, der ja wohl inzwischen glücklich zur Stelle gekommen ist. Jedoch auch in diesen schweren Krankheitsfällen kann es nur nutzbringend sein, wenn die Mutter bis zu seiner Ankunft das empfohlene Verfahren einschlägt.

In dringender Erstickungsgefahr ist es auch räthlich, das Kind zum Erbrechen zu reizen, was am geeignetsten und schnellsten durch Einführen eines geölten Fingers in den Rachen oder Kitzeln des Halses mit einer Kielfeder erreicht wird. Hedda Lengauer.     


Inhalt: Schwertlilie. Roman von Sophie Junghans (5. Fortsetzung). S. 309. – Die drei alten sächsischen Landesschulen zu Pforta, Meißen und Grimma. Bild. S. 309. – In einem japanischen Garten. Bild. S. 312 und 313. – Mein Buceros „Hermann“. Von Paul Reichard. S. 316. Mit Abbildungen S. 317. – Drei klassische deutsche Bildungsstätten. Von Emil Wörner. S. 3l8. (Mit Bild S. 309.) – Freie Bahn! Roman von E. Werner (18. Fortsetzung). S. 319. – Du zuerst! Bild. S. 321. – Blätter und Blüthen: Das Briefmarken-Album. S. 322. – Schutzimpfungen gegen das Gelbe Fieber. S. 322. – In einem japanischen Garten. S. 323. (Zu dem Bilde S. 312 und 313.) – Eine Charakteristik Anzengrubers. S. 323. – Blitzschläge in Bäume. S. 323. – Aschenbrödels Pantoffel. S. 323. – Nürnberger Prunkküchen. S. 324. – Ein guter Rath für Mütter. S. 324.



Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart.


Schriften von W. H. Riehl:

Die Pfälzer.
Ein rheinisches Volksbild, 2. Aufl. Geheftet 6 Mark.

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4 Bde. Geheftet 20 Mark. Elegant gebunden 24 Mark.

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8. Aufl. (1. Band der „Naturgeschichte des Volkes“.)
Geheftet 5 Mark. Elegant gebunden 6 Mark.

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8. Aufl. (2. Band der „Naturgeschichte des Volkes“.)
Geheftet 5 Mark. Elegant gebunden 6 Mark.

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