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verschiedene: Die Gartenlaube (1893)

Nr. 11.   1893.
Die Gartenlaube.

Illustriertes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.

In Wochen-Nummern vierteljährlich 1 Mark 60 Pf. In Halbheften: jährlich 28 Halbhefte à 25 Pf. In Heften: jährlich 14 Hefte à 50 Pf.



Freie Bahn!

Roman von E. Werner.
(10. Fortsetzung.)

Dernburg saß in seinem Arbeitszimmer am Schreibtisch. Die Besprechung mit dem Direktor war zu Ende; er sah die Papiere durch, die dieser zurückgelassen hatte, als die Thür sich von neuem öffnete. Graf Eckardstein, der als Gast des Hauses keiner besonderen Anmeldung bedurfte, trat ein.

„Ich sah eben den Herrn Direktor fortgehen,“ sagte er. „Darf ich Sie auf einige Minuten stören? Ich komme nur, um mich zu verabschieden.“

„Sie wollen nicht zu Tische bleiben wie gewöhnlich?“

„Ich danke, ich muß nach Eckardstein zurück. – Bleibt es wirklich dabei, daß ich meinem Bruder eine Absage überbringen muß? Wir hatten so fest auf Ihre und der Ihrigen Gegenwart gerechnet.“

„Ich bedaure, Sie hörten es ja bereits, wir haben selbst Gäste an dem betreffenden Tage.“

Die Ablehnung klang ebenso bestimmt als frostig, und der junge Graf mußte das fühlen. Er trat rasch einige Schritte näher und fragte halblaut: „Herr Dernburg – was haben Sie gegen mich?“

„Ich? Nichts! Wie kommen Sie darauf, Herr Graf?“

„Schon Ihre Anrede zeigt es mir. Heute morgen nannten Sie mich noch Viktor und empfingen mich mit der gewohnten Güte. Bin ich Ihnen denn in den wenigen Stunden ein Fremder

Die Heilanstalt für unbemittelte Lungenkranke zu Falkenstein im Taunus.
Zeichnung von R. Püttner.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1893). Leipzig: Ernst Keil, 1893, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1893)_165.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2023)