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verschiedene: Die Gartenlaube (1892)

vielen neuen deutschen Dichtern eigen ist, kennzeichnet eine Reihe Hangoscher Gedichte, so besonders den „Judas“.

Gedankentiefere und zugleich flüssigere Gedichte als Hangos „Von Nacht zu Nacht“, „An die Einsamkeit“, „Urzeitgräber“, „An eine Rieseneiche“, „Sintfluth“ finden sich bei wenig Neueren. Und so möge denn der Wiener Hango diejenigen trösten, welche seit Hamerlings Tod über den Hingang aller Poesie in Oesterreich klagen wollen. L.     

Die Schauessen. Bei festlichen Mahlen vergangener Jahrhunderte sollte nicht allein der Gaumen Befriedigung finden, sondern auch die Augen sollten ihre Weide haben, sollten sich satt sehen an dem Tafelschmuck, der oft mit großer Ueppigkeit und bedeutenden Kosten hergestellt wurde. Schon der Name „Schauessen“, „Schaugerichte“, auch „Gesichtsessen“ verkündete, daß sie bestimmt waren, nicht bloß mit dem Munde, sondern auch mit den Augen genossen zu werden. Von Zucker, Tragant, Harz, Wachs, Kreide und anderen Stoffen aufgebaut, waren diese Schaustücke häufig sehr umfangreicher und kunstvoller Art. Religiöse Darstellungen wechselten mit sinnbildlichen und solchen aus der Göttersage. Städte und Festungen, Burgen und Schlösser, Gärten mit Seen, Wälder mit Jagden, Götter, Thiere aller Art, Riesenpasteten, die lebende Vögel und Zwerge bargen, waren vor den Tafelnden aufgestellt. Uns seltsam erscheinende Schauessen zierten die Tafel des Leichenmahles, das zu München im Jahre 1508 nach der Beisetzung des Herzogs Albrecht IV. abgehalten wurde. Religion und Schmauserei waren bei demselben in eigenthümlicher Weise verquickt, sofern unter drei Essen immer ein Schauessen war, das aus einer religiösen Darstellung bestand. Sieben Schauessen zeigten die sieben Alter der Welt: das erste das Paradies mit Adam und Eva und der Schlange; das zweite die Arche Noah; das dritte Abrahams Opfer; das vierte den Kampf Davids mit dem Riesen Goliath; das fünfte den Thurm zu Babel; das sechste die Geburt Christi; endlich das siebente und letzte das jüngste Gericht. Ein achtes Schauessen stellte – in recht sinniger Weise! – das Grab des Herzogs Albrecht mit allen Panieren des Landes und der Herrschaft dar, wie dasselbe in der Kirche Unser Lieben Frauen stand. Wie schön lautete so eine Speisekarte: 14. Pastete mit eingemachten Vögeln; 15. Rehschlegel; 16. die Geburt Christi; 17. Pastete mit Birnen; 18. eingemachte Vögel; 19. das jüngste Gericht etc. Um die religiösen Darstellungen noch anziehender zu machen, war stets ein Gebäck, meist von Zucker und Mandeln, beigegeben. Aus dem Werke „Hohenzollerische Hochzeit“ (Augsburg, 1590), in welchem Jakob Frischlin, Rektor zu Reutlingeu, die Hochzeit des Herrn von Hohenzollern mit Franziska, des Wildgrafen zu Dhaum und Kürburg Tochter, besingt, erfährt man den tieferen Sinn der Schauessen:

„Dann darumb werden die Schauessen
Aufgsetzt, daß man soll nicht vergessen
Die alten Gschicht, und was darbei
Zu lernen und zu bhalten sei.“

Die Kosten der gesammten Schauessen dieses Festes wurden auf 500 Gulden geschätzt; besonders merkwürdig war das erste, welches in einer getreuen Nachbildung des Hechinger Stammschlosses des Bräutigams bestand, „an dem man alle Gemach sehen konnte“. Das zweite stellte den Namenspatron des Bräutigams, den Ritter Sankt Georg zu Pferd als Drachentöter dar,

„Damit er auch auf dieser Erd,
Gereizt zu solcher Kühnheit werd.“

Der große „Christoffel“, das Christuskind durchs Meer tragend, war das dritte Schauessen, und es bedeutete, daß man in rechtem Glauben wandeln solle. Der Dichter konnte nicht alle die Schauessen, die noch folgten, einzeln aufzählen:

„Vil schöner Baum, Geständ und Hecken,
Darunter wilde Thierlein stecken.
Und Vögel saßen oben drauf,
Des Dings war ein sehr großer Hauf,
Die alle brachten großes Wunder
Und zu beschreiben nicht jetzunder.“

Hoffen wir, daß sie schöner und besser als diese Verse waren! H. B.     

Der Siegeszug des elektrischen Lichtes erstreckt sich über die weitesten Gebiete der Erde – es glänzt bereits vom Nordpol bis zum Aequator. Unter dem warmen Himmelsstriche der Tropen ist es schon seit geraumer Zeit heimisch, und Sansibar hatte seinen elektrischen Leuchtthnrm lange vor mancher europäischen Seestadt. Auch den nördlichen Polarkreis hat das elektrische Licht überschritten. Hammerfest, die nördlichste Stadt Europas, ist mit Anlagen für elektrisches Licht versorgt, welches sowohl der öffentlichen Straßen- wie der privaten Hausbeleuchtung dient. Die Aufgabe, welche das Licht dort zu lösen hat, ist eine große, denn die Winternacht Hammerfests dauert volle 66 Tage, vom 18. November bis zum 23. Januar; dafür aber kann es im Sommer volle 71 Tage ruhen, denn während dieser Zeit leuchtet am Himmel von Hammerfest ununterbrochen die große Sonnenfackel. Das Merkwürdigste bei der Anlage ist aber, daß der elektrische Strom nicht durch Dampfmaschinen, sondern durch das fließende Wasser von drei kleinen Flüssen äußerst billig erzeugt wird. Das Gefälle, mit dem sich diese Flüsse ins Meer ergießen, ist nämlich so stark, daß sie trotz der nordischen Winterkälte seit Menschengedenken noch niemals zugefroren sind. *     

Das Ziel. (Zu unserer Kunstbeilage.) Welch lustige Phantasien mögen den Künstler umgaukelt haben, als er unser Bild schuf? Liebliche Putten auf luftigem Wolkenthron halten die Scheibe empor, mit Rosen bekränzt, in der Mitte statt des „Schwarzen“ ein rothes Herz. Zärtliche Tauben sind die Zuschauer bei dem seltsamen Preisschießen – wer mag der Schütze sein? Amor selbst, ohne Zweifel, und der letzte gefiederte Pfeil, er traf ausgezeichnet! Jubelnd schwingt ein kleiner geflügelter Genius die Siegerkränze, der kluge Wicht hat ihrer zweie mitgebracht, denn wenn Amor ins Ziel trifft, sind immer zwei des Festes Könige.



KLEINER BRIEFKASTEN.

(Anfragen ohne vollständige Angabe von Namen und Wohnung werden nicht berücksichtigt.)

S. S. in Kitzingen. Die Entscheidung dieses Streites müssen wir den Gerichten überlassen!

J. G. Nr. 33. Ihre Skizzen sind leider für die „Gartenlaube“ nicht geeignet.

Das Wandern ist des Burschen Lust. Die Pläne, über die Sie unsere Ansicht hören wollen, sind so phantastischer Natur, daß wir Ihnen nur abrathen können. Wenn Sie es auf der alten Scholle nicht mehr auszuhalten vermögen, weil man Ihnen Glauben und Sprache nehmen will, nun, so suchen Sie sich irgendwo auf deutschem Boden eine neue Existenz zu schaffen. Aber jagen Sie keinen Hirngespinsten nach von friedlichen Inseln, auf denen man den Streit der Parteien noch nicht kennt!



Auflösung der arithmetischen Aufgabe auf S. 516:

Auflösung der Schachaufgabe Nr. 6 auf S. 516:
1. T a 4 – a 5 0 h 4 – g 3
2. D b 2 – e 5 †       beliebig.
3. S f 5 – c 3, c 7, L c 5 – d 6 matt.
A. 1. . . . . . . . . 0 S c 4 – b 2:
0 2. S f 5 – c 3 † 0 K d 5 – e 5
3. f 2 – f 4 matt
B. 1. . . . . . . . . 0 S c 4 – a 5:
2. S f 5 – c 3 † 0 K d 5 – c 5:
3. S g 5 – c 4 matt.
C. 1. . . . . . . . . 0 S c 6 – a 5:
2. S f 5 – e 7 † 0 K d 5 – c 5:
3. S g 5 – e 4 matt.
D. 1. . . . . . . . . 0 L a 7 – c 5:
2. D b 2 – f 6       beliebig.
3. D f 6 – e 6, S f 5 – c 7, e 3 matt.
E. 1. . . . . . . . . 0 L a 7 – b 8
2. L c 5 – b 4 (a 3) †       beliebig.
3. S f 5 – e 3, 3 7 matt.
F. 1. . . . . . . . . 0 S c 6 – d 4
2. S f 5 – c 7 † 0 K d 5 – e 5
3. S f 5 – f 4 (und auch D d 4) matt.
G. 1. . . . . . . . .       beliebig.
2. D b 2 – e 5 †       beliebig.
3. S f 5 – e 3, c 7, L d 6 matt.


Auflösung des Buchstabenräthsels auf S. 516:
Jung Siegfried war ein
  stolzer Knab’.


Auflösung des Logogriphs auf S. 516:
 Furien, Ferien.


Auflösung der Charade auf S. 516: 0 Heu, Pferd, Heupferd.


Auflösung des Räthsels auf S. 516:       Urlaub.


Auflösung des Buchstabenscherzrätksels auf S. 516:       Spaß, Paß.


Auflösung des Bilderräthsels auf S. 516: 0 Lustige Reisegesellschaft.


Auflösung des Scherzräthsels auf S. 516:       Harm – O, nie! Harmonie.


manicula 0 Hierzu Kunstbeilage IX: Das Ziel. Von F. Boucher.


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Von C. Falkenhorst. 0 Mit Abbildungen. 0 Broschiert 5 Mark, gebunden 6 Mark.

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Die Frauen für die Gesundheitspflege im Hause zu gewinnen, ist die Aufgabe, welche das Buch von der gesunden und praktischen Wohnung in erster Linie erfüllen soll. Was die Hausfrau als Vorsteherin der Küche, als Mutter und Erzieherin, als Krankenpflegerin und Stütze bejahrter Lieben in gesundheitlicher Beziehung im Hause zu thun hat, wird in dem Buche angegeben.

Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.

Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1892). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1892, Seite 548. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1892)_548.jpg&oldid=- (Version vom 24.7.2022)