Seite:Die Gartenlaube (1892) 533.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1892)

eine Anzahl ausgeprägter, wenn auch nach ganz verschiedenen Gesichtspunkten charakterisierter Typen gefunden zu haben, um die man dann die übrigen Formen gruppiert, so gut es eben gehen will. Unter diesen Typen ist es nun derjenige der Wasserantilopen (Gatung Kobus), dem der Wasserbock, und derjenige der Buschantilopen (Gattung Cephalolophus), dem das Buschböckchen angehört.

Buschböckchen.   Wasserbock.

Der Wasserbock ist, wie oben bereits angedeutet, die Antilope der Flußniederung mit ihren Rohrwäldern und Sumpfwiesen und daraus erklärt sich auch seine hervorstechende Eigenthümlichkeit, die bei einem tropischen Thiere doppelt auffallen muß: das lange, dichte, auf dem Halse bis zu einem Wirbel vor den Schultern gescheitelte Haarkleid, welches von den Talgdrüsen der Haut fortwährend dermaßen eingefettet wird, daß es zeitweise von flüssigem Fette förmlich trieft. Dieses Merkwal ist so charakteristisch, daß es mit Recht sowohl zu der deutschen Bezeichnung „Fetthaarantilope^ als zu dem lateinischen Artnamen „unctuosa“, die „gesalbte“, den Anlaß gegeben hat. Von der Größe unseres Edelhirsches, ist der Wasserbock noch kräftiger und massiger gebaut oder erscheint wenigstens so infolge seiner längeren Behaarung; er wäre vielleicht sogar plump zu nennen, wenn die elegant geformten und gestellten Beine diesen Eindruck nicht verhinderten. Jedenfalls ist er eine der stattlichsten Erscheinungen unter allen Antilopen, und wenn er den schönen Kopf mit dem ausdrucksvollen Auge und dem prächtigen Gehörn langsam erhebt, entzückt er das Auge des Jägers und Thierfreundes. Man kann sich in solchen Augenblicken lebhaft in die freudige Aufregung des Reisenden hineinversetzen, der zum ersten Male die majestätische, dunkel glänzende Gestalt aus dem Grün des umgebenden Dickichts emportauchen sieht, wenn das vorsichtige Thier einen Termitenbau besteigt, um von dort aus mit ruhiger Würde sichernd sein Gebiet zu überschauen, eine Gewohnheit, die dem alten Leitbock jedes Rudels eigen sein soll.

Die Färbung des Wasserbockes ist ein schönes glänzendes Rothbraun mit schwärzlichem Anflug, der dadurch entsteht, daß die einzelnen Haare schwarze Spitzen haben; den schönen Glanz verdankt das Fell der oben bereits erwähnten Einfettung der Haare. Diese letztere hat aber auch einen ganz eigenthümlichen unangenehmen Geruch im Gefolge, der gewöhnlich als Bocksgeruch bezeichnet wird, mich jedoch mehr an Theer erinnert. Er soll auch dem Fleische anhaften und dieses selbst der wenig wählerischen Zunge des hungernden Negers verleiden, was sehr

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1892). Leipzig: Ernst Keil, 1892, Seite 533. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1892)_533.jpg&oldid=- (Version vom 31.10.2022)