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Verschiedene: Die Gartenlaube (1892)


ihren „Schlachten“ auszogen, als dies gemeinhin heutzutage der Fall sein dürfte. Denn „das Auge“ – oder in diesem Falle richtiger „die Nase des Gesetzes wachte“! Die Diener der öffentlichen Ordnung schnüffelten allenthalben herum, ob nicht von irgendwoher der verdächtige und leider so schwer zu verheimlichende Duft des Kaffeeröstens sich bemerkbar mache. Sie drangen in die Häuser und in die Stuben, spionierten in Tassen und Töpfen, und manchmal mag ein biederes Kränzchen ein Ende mit Schrecken genommen haben. Auch auf unserem Bilde scheinen die Schergen wirklich einen guten Fang gethan zu haben. Denn das junge Dämchen, das dem Beschauer den Rücken kehrt, würde kaum die Kanne unter dem Tischtuch verstecken, wenn ihr Inhalt nicht belastend für das Kleeblatt werden könnte. Und grimmig genug schauen die Wächter des Gesetzes drein, als wäre mit ihnen nicht zu spaßen! Aber vielleicht geht’s auch hier noch, wie es den Soldaten des Fürstbischofs von Paderborn gegangen sein soll: als diese nach der Stadt Paderborn rückten, um die Bevölkerung für eine auf offenem Markte veranstaltete Kaffeekneiperei zu strafen, da habe die Sache damit geendet, daß schließlich Bürger und Soldaten brüderlich miteinander aus einem Topfe den verfehmten Kaffee tranken!


Am Strande.
Nach einer Zeichnung von H. Nestel.


Zum Abschluß eines Musterwerkes. Gegen Ende des vorigen Jahres ist zu freudiger Ueberraschung deutscher Naturfreunde der zweite Band des Werkes „Pflanzenleben“ von Anton Kerner von Marilaun erschienen. Wir haben auf den Schluß dieses prachtvollen Buches wegen einer langwierigen Krankheit des Verfassers mehr als zwei Jahre warten müssen. Nun liegt dasselbe vollendet vor und bietet uns einen Einblick in das geheimnißvolle Leben der Pflanzen, wie er bislang durch kein Werk in der Litteratur aller Völker geboten wurde. „Das Pflanzenleben" Marilauns ist kein Buch, wie wir solche als „Floren“ verschiedener Art kennen; es schildert uns vielmehr das wirkliche Pflanzenleben, die Kämpfe der Kinder der Flora um das Dasein, ihre Sorgen für die Nachkommenschaft und klingt schließlich aus in einer wahrhaft großartigen Geschichte der Pflanzen.

Mit demselben ist ein schönes Unternehmen des Bibliographischen Instituts in Leipzig zum Abschluß gelangt, das Unternehmen, welches den Titel „Allgemeine Naturkunde“ führt. In höherem populären Sinne haben vier berühmte deutsche Forscher verschiedene Gebiete des Wissens einem weiten Leserkreise dargelegt. In dem Werke „Der Mensch“ hat Johannes Ranke ein klares Bild der Anthropologie entworfen; Friedrich Ratzel hat meisterhaft die „Völkerkunde“ bearbeitet, Neumann mit markigen Strichen die „Erdgeschichte“ gezeichnet und Kerner von Marilaun ein Gegenstück zu Brehms Thierleben geschaffen.

Die Verlagshandlung hat die neun Bände der „Allgemeinen Naturkunde“ glänzend ausgestattet; gegen 4000 trefflich ausgeführte Holzschnitte, 130 Chromotafeln und viele Karten ergänzen die klaren Worte der Meister. *     


Erste Liebe. (Zu unserer Kunstbeilage.) Der Maler wird zum Dichter in der Allegorie. Wie dieser die Worte, so schafft jener körperliche Formen fur ideale Begriffe. Wie singt doch der Dichter, indem er die erste Liebe schildert:

„O zarte Sehnsucht, süßes Hoffen!
Der ersten Liebe goldne Zeit!
Das Auge sieht den Himmel offen,
Es schwelgt das Herz in Seligkeit –“

Der Maler aber zaubert uns ein kindliches Amorettenpärchen vor: mit Schmetterlingsflügeln, zarten duftigen Schmetterlingsflügeln, deren Schmelz jeder rauhe Griff zerstort, schwingt es sich durch den unendlichen Aether in seliger Weltvergessenheit, und sein einziger Halt auf dem schwindelnden Fluge – er ist eine Seifenblase, schillernd wohl in allen Farben des Regenbogens, lustig und schön, aber eben doch – eine Seifenblase. Ein Hanch nur, und sie zerplatzt – zerflossen ist der schone Traum, jäh zu Ende das verzückte Schweben im schrankenlosen Raume, mit gebrochenen Flügeln liegt das Glück.

So spiegelt sich die erste Liebe in den Gedanken des Malers, der unser Bild geschaffen. Aber er läßt uns das tragische Ende nur ahnen – schauen dagegen die blühende, glückliche Gegenwart, an die man glauben muß. „O daß sie ewig grünen bliebe!“




Auflösung der Schachaufgabe Nr. 3 auf S. 228:

1. f 2 — f 3   K d 5 — c 6
2. d 4 — d 5 †   K c 6 – d 5
3. S d 3 — e 5 matt.

1. ... ...   K d 5 — d 4 :
2. S d 3 — e 5 †   K d 4 — e 3
3. S e 5 — g 4 matt.

1. ... ...   h 4 — h 3
2. D d 1 — a 4   beliebig.
3. D d 7:, b 5 oder S f 4 matt

1. ... ...   K d 5 — c 4
2. D d 1 — b 3 †   K c 4 — d 4
3. L h 2 — g 1 matt.

1. ... ...   d 7 — d 6
2. S d 3 — f 4 †   K d 5 — c 6, c 4
3. D d 1 — a 4 matt.

Auf 1. ...... c 5 — d 4: folgt 2. D d 1 – a 4 etc. und auf 1. .... c 5 – c 4 2. S d 3 – b 4 matt.


Auflösung der Damespielaufgabe auf S. 228:

 1. g 5 — h 6   1 D a 7 — f 6 † †
 2. b 4 — c 5 und gewinnt; denn Schwarz verliert, da jetzt Zugzwang eintritt, durch den nächsten Zug des Gegners die Dame und einen Stein.

Auflösung des litterarischen Ausschnitträthsels auf S. 228: 0 Stella, Tell.
Auflösung des Bilderräthsels auf S. 228: 0 Winter ade!

Auflösung des Mosaik-
Kryptogramms auf S. 228:

Auflösung des Buchstabenräthsels auf S. 228: 0 Falun, Faun.
Auflösung des Scherzräthsels auf S. 228: 0 Glocke, Glucke.
Auflösung des Versetzungsräthsels auf S. 228: 0 Eilpost, Pistole.
Auflösung des Umstellungsräthsels auf S. 228: 0 Reis, Eris.
Auflösung des Homonyms auf S. 228: 0 Der Gefreite, Die Gefreite.
Auflösung des Räthsels auf S. 228: 0 Treffen, Treffer.



manicula 0 Hierzu Kunstbeilage IV. „Erste Liebe.“ Nach dem Gemälde von W. Süs.


[Verlagswerbung:]


Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.

Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1892). Leipzig: Ernst Keil, 1892, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1892)_260.jpg&oldid=- (Version vom 3.1.2023)