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verschiedene: Die Gartenlaube (1892)

zum Weibe zu erobern, hat er unter dem täuschenden Tarnhelm Brünhilde gezwungen, Gunthers Gattin zu werden. Aber der Ring, der verhängnißvolle Ring aus dem Nibelungenschatz, verräth ihn – und der Held verfällt der Rache der schwergereizten Wotanstochter.


Japanischer Firnißbaum in Deutschland. Der japanische Lack wird in gewerblichen Kreisen hoch geschätzt; er wird aus dem Safte eines in Japan wild wachsenden Baumes gewonnen, der Rhus vernicifera, der bald japanischer Firnißbaum oder Lackbaum, bald Giftesche genannt wird. Den letzteren Namen hat er darum erhalten, weil seine Ausdünstungen zur Zeit der stärksten Vegetation im Frühling bei empfindlichen Personen Hautentzündungen und Ausschläge hervorrufen sollen. Obwohl der Baum schon seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts in Europa eingeführt und von Liebhabern hier und dort angepflanzt wurde, schenkte man ihm doch keine besondere Aufmerksamkeit, so daß er schließlich nur in wenigen botanischen Gärten zu sehen war. Im Jahre 1875 nun unternahm Professor Rein im Auftrage der deutschen Regierung eine Studienreise nach dem Orient und hielt sich zwei Jahre in Japan auf. Von dort brachte er Samen der besten Sorten des japanischen Firnißbaumes mit, der in dem botanischen Garten zu Frankfurt a. M. ausgesät wurde. Aus diesem Samen wurden 40 Stück Lackbäume im Freien gezogen, die auch Samen ansetzten und vollständig zur Reife brachten. Im Herbst letzten Jahres ging nun Prof. Rein daran, aus diesen Bäumen die erste „Lackernte“ zu gewinnen. Obwohl die Ausbeute vorläufig nur eine bescheidene war, so scheint doch der Saft ebenso gut zu sein wie der in Japan gewonnene. Es wurde aus demselben der erste japanische Lack in Deutschland bereitet und man hat auch frischen Samen aus Japan bestellt, welcher der deutschen Gartenbaugesellschaft überwiesen werden soll, damit Liebhaber in die Lage versetzt werden, diesen nützlichen Baum zu ziehen. *     


Herders Geburtshaus in Mohrungen

Das Herderhaus in Mohrungen. (Mit Abbildung.) Ein niedriges bescheidenes Häuschen ist es, aus dem einer der ersten Bahnbrecher unserer klassischen Litteraturperiode hervorging. Denn der Mohrunger Kantor, Glöckner und Mädchenschullehrer Gottfried Herder, dem am 25. August 1744 ein Sohn geboren wurde, welcher die gesammte deutsche Welt durch die Macht seines Geistes und seines Wortes in Bewegung setzen sollte, war kein Krösus; seine Mittel reichten gerade hin, dem jungen Johann Gottfried eine tüchtige Bildung zu theil werden zu lassen und so den festen Grund für seine spätere Laufbahn zu legen.

Jenes Haus in dem ostpreußischen Städtchen aber ist heute noch fast genau in dem Zustand erhalten, in dem es sich zu der Zeit befand, als Herder darin das Licht der Welt erblickte; nur daß seine Vorderseite heute eine Gedenktafel schmückt, welche den Vorüberwandernden auf die Bedeutung des schlichten Bauwerks aufmerksam macht. Die Inschrift lautet: „Johann Gottfried von Herder wurde in diesem Hause geboren am 25. August 1744 und starb als Präsident des Oberconsistorii zu Weimar am 18. Dezember 1803. Ihm – dem gediegenen Schriftsteller, Dichter, Philosophen und Orientalisten – zum Andenken und der Jugend in Mohrungen zur Nacheiferung gewidmet vom Regierungsrath Lange in Breslau.“

In jüngster Zeit drohte dem Häuschen ein schlimmes Geschick. Es sollte verkauft werden und wäre wohl dem Abbruch verfallen, wenn sich nicht glücklicherweise die Stadt Königsberg ins Mittel gelegt und es angekauft hätte. So wird es denn auch künftig erhalten bleiben zum dauernden Gedächtniß des großen Mannes, der einst als Knabe hier gewandelt.


Alte und neue Fächer. Wie unsere Leser aus Halbheft 18 des vorigen Jahrgangs wissen, hat im Sommer 1891 in Karlsruhe eine Fächerausstellung stattgefunden mit dem ausgesprochenen Zweck, durch Vorführung alter und ausländischer Muster sowie neuer Preisentwürfe von deutschen Künstlern dem deutschen Kunstgewerbe allseitige und nachhaltige Anregung zu geben und es soweit als möglich von dem Hauptort der Fächerindustrie, von Paris, unabhängig zu machen. Es galt nun, die Ergebnisse jener Ausstellung, die hervorragendsten Leistungen der Neueren wie die besten alten und fremden Vorlagen, in möglichst weite Kreise zu verbreiten, damit sie auch von solchen nutzbar gemacht werden könnten, welche die Ausstellung selbst nicht hatten studieren können, und damit überhaupt dem flüchtigen Eindruck der Ausstellung eine gewisse Dauer verliehen werde. In Verfolgung dieses Zieles läßt der „Badische Kunstgewerbeverein“, der Veranstalter jener Ausstellung, im Verlage von Gerlach und Schenk in Wien ein Werk unter dem Titel „Alte und neue Fächer“ erscheinen, in welchem ein Theil der preisgekrönten Arbeiten sowie das Beste der alten und neuen Abtheilung zur Veröffentlichung gelangt. Es ist kein Zweifel, daß das Werk, das im ganzen etwa 60 bis 70 Tafeln umfassen wird, eine werthvolle Anregung zu geben imstande ist. Denn diese Fächer und Fächerbilder sind mit solchem Verständniß ausgewählt und mit solcher Vollendung wiedergegeben, daß sie nicht nur dem nachschaffenden Kunsthandwerker eine sichere Anleitung zum Schönen, sondern auch jedem Kunstfreunde einen hohen Genuß gewähren müssen.


Unsere Soldaten. Die starke Bewegung für eine Verbesserung des deutschen Militärstrafrechts, welche sich seit einiger Zeit im deutschen Volke kundgiebt, ist wesentlich mit von dem Gedanken geleitet, in der Oeffentlichkeit und in der unabhängigen Stellung der militärischen Gerichte eine Schutzmauer aufzurichten gegen jene häßlichen Auswüchse der Disziplin, jene Mißhandlungen, welche gewissenlose Vorgesetzte unter dem Deckmantel der strengen Zucht an ihren Untergebenen verübten. Diese Bestrebungen erhielten eine unerwartete Unterstützung durch den neuerdings bekannt gewordenen Erlaß des Prinzen Georg von Sachsen, des Kommandeurs des XII. (königlich sächsischen) Armeecorps. Was durch diesen Erlaß zur Kenntniß der Oeffentlichkeit gelangte, ist so furchtbar, daß allerorten im deutschen Vaterlande mit elementarer Macht das Gefühl sich Bahn brach: so darf es nicht fortgehen; hier ist eine energische Abhilfe dringend geboten; mit Vertröstungen und halben Maßregeln ist es nicht mehr gethan, es gilt vielmehr, mit unbarmherziger Strenge gegen einen Feind vorzugehen, der nicht bloß die innere Güte unseres Heeres, sondern auch die Gesundheit unseres ganzen Volkslebens aufs äußerste gefährdet.

Volk und Heer sind heute eins, jeder unbescholtene gesunde männliche Bürger ist berufen, im Heere zu dienen und sich hier vorzubilden für die erhabene Aufgabe, des Reiches Marken gegen jeden Feind zu vertheidigen. Der Soldat von heute unterscheidet sich durch nichts als durch seinen Rock von dem Bürger von gestern; der Fahneneid entkleidet ihn keines seiner natürlichen Rechte, er legt ihm nur neue Pflichten auf.

Und doch sollen wir es immer wieder erleben müssen, daß auf den Exerzierplätzen, hinter den verschlossenen Thüren der Mannschaftsstuben wahre Orgien der Roheit sich abspielen! Doch soll es möglich sein, daß einzelne Unmenschen, pochend auf das Recht ihrer goldenen Tressen, ihre Untergebenen mit Schlägen mißhandeln, daß da ein Unteroffizier seine Korporalschaft mitten in der Nacht aufstehen und im Hemd mit Helm und Seitengewehr Laufschritt machen läßt, ein andermal seinen Leuten die brennenden Zigarren in den Mund steckt und sie so zu laufen zwingt, bis die Zigarre ausgeraucht ist – daß ein anderer dieser „Erzieher“ seinen „Schutzbefohlenen“ solange einen Schemel mit einem darauf stehenden Topf heißen Kaffees heben und strecken läßt, bis der Topf herabfällt und das unglückliche Opfer jämmerlich verbrüht – daß dort ein Sergeant seinen Rekruten die zu fett geschmierten Stiefel im Gesicht herumreibt, ihnen schmutzige Socken zu kauen giebt oder die Kniee zwischen zwei Stühlen durchsitzt, als wollte er den Beweis liefern, daß ein mittelalterlicher Folterknecht an ihm verloren gegangen!

Das ist empörend, das muß anders werden um jeden Preis! – so werden unsere Leser mit uns ausrufen. Und es kann auch geholfen werden. Der Weg zur Besserung des Uebels – wir sagen nicht zur vollständigen Heilung – führt in der angedeuteten Richtung. Eine Anpassung der Militärstrafprozeßordnung an die Formen des bürgerlichen Rechts wird durch Gewährung der Oeffentlichkeit die Zahl der Uebelthäter vermindern. Dann aber wird darauf Bedacht zu nehmen sein, durch Erleichterung des Beschwerdeführens, durch Entlastung desselben von unnützem und zweckwidrigem Formelkram die Entdeckung strafwürdiger Fälle zu befördern. Gegen diejenigen aber, welche sich an ihren Untergebenen vergangen haben, die ganze Strenge des Gesetzes! Auf Ehr- und Pflichtgefühl, nicht auf Furcht vor Faust und Klopfpeitsche soll sich der Gehorsam des deutschen Soldaten gründen. Wer gegen diesen Geist der deutschen Disziplin verstößt, der fehlt so schwer oder noch schwerer als der Ungehorsame. So unnachsichtlich diesen – und mit vollem Recht – die ganze Wucht der Strafe trifft, so unnachsichtlich treffe sie auch jenen! Fort aus der Armee mit den werthlosen, nein, gefährlichen Elementen, die den Machtkitzel nicht vertragen können, die unter seiner Wirkung nur zu raffinierten Tyrannen werden – fort aber auch mit einer Rechtsordnung und Rechtsanschauung, welche den Soldaten immer noch zu einem Menschen zweiter Klasse stempeln möchte!


Rafael’s „Bildniß eines jungen Mannes“. (Zu unserer Kunstbeilage.) Rafaels Name ist durch seine Madonnenbilder und seine Freskogemälde groß geworden. Man vergißt darüber, daß er auch einer der hervorragendsten Porträtmaler gewesen ist. Päpste, Kardinäle und weltliche Würdenträger waren stolz auf die Gunst, von seinem Pinsel verewigt zu werden. Zu Rafaels reizendsten Schöpfungen auf dem Gebiete des Porträts gehört unser „Bildniß eines jungen Mannes“, heute eine Zierde des Louvremuseums zu Paris. Welchen Namen der blonde hübsche Jüngling trug, weiß man leider nicht mehr, jedenfalls aber ist es nicht Rafael selbst, wie man lange irrthümlich angenommen hatte. Das Werk stammt aus der besten Periode des Meisters, aus derselben, in welcher die Krone seiner Schöpfungen entstand, die Sixtinische Madonna.



KLEINER BRIEFKASTEN.

B. Sig. in Bochum. Ueber den am 2. Februar d. J. verstorbenen badischen Humoristen Ludwig Eichrodt finden Sie Ausführliches im Jahrgang 1888 der „Gartenlaube“, S. 96. Eichrodt ist genau 65 Jahre alt geworden, er starb an seinem Geburtstag. Seine Dichtungen sind vor etwa 11/2 Jahren in zwei Bänden gesammelt erschienen (Stuttgart, A. Bonz u. Co.).

L. G. aus Freiburg i. B. Die Adresse des in Ihrem Schreiben angegebenen medizinischen Schriftstellers ist Leba (Pommern).

Döbeln 1869. Die Lösung des Schillerschen Räthsels, welches beginnt „Es führt Dich meilenweit von dannen“, lautet: Das Fernrohr. Die „sechs Geschwister“ sind die Farben

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verschiedene: Die Gartenlaube (1892). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1892, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1892)_163.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)