Seite:Die Gartenlaube (1892) 132.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Die Gartenlaube (1892)


Willems Frau, rückte unruhig auf dem Stuhle hin und her, richtete angstvolle Blicke nach dem Fenster, wo der Nachtwind heulend gegen die Scheiben fauchte, und horchte bang auf das Brausen des Meeres.

„Vater, ich bitt’ Euch, haltet ein! Ich ertrag’ das Stillsitzen nicht,“ flehte endlich die junge Frau, „hört Ihr nicht, wie der Wind kreischt und die See brüllt?“

Der alte Peter Adrian lächelte. „Willst ’ne richtige Schiffersfrau sein, Antje, und ein bißchen Blasen bringt Dich aus ’m ruhigen Kurs? Denk’ doch daran, daß ich selber fast zwanzig Jahre lang die ‚Fortuna‘ geführt und manches schlimmere Wetter mit dem guten Schiffe bestanden habe!“

„Aber Nachbar Geerd, der mit seinem Sohne die Küstenwache hat, sagte doch im Vorübergehen, wenn der Wind nicht abflaute, würden wir eine Sturmfluth besehen, wie noch nie eine an unsere Küsten schlug?“ fragte Antje zwischen Hoffen und ängstlichem Zweifel.

„Was der nicht schwatzt, der Geerd,“ spottete der Großvater, dem aber selber bei dem sich steigernden Unwetter nicht mehr ganz behaglich war. Ein neuer Sturmstoß ließ das Haus erbeben, und in das Windestoben mischte sich das dumpfe Donnern des Meeres, das seine aufgewühlten Fluthwellen mit furchtbarer Gewalt gegen die Deiche warf. Nichtsdestoweniger bestand der Alte darauf, daß zu rechter Zeit zu Bett gegangen wurde. Aber kein Schlaf kam in ihre Augen; die Vier lauschten allesammt auf das wilde Sturmkonzert in den Lüften und beteten stumm und reglos unter den schweren Federkissen für das Wohl des Einzigen, für den Sohn, den Bruder, den heißgeliebten Gatten. Nur das jüngste Menschenkind der Familie, das kleine Pietterchen, schlummerte sorglos in dieser Nacht wie in jeder anderen.

Als der regengraue Morgen anbrach, da hatte der Wind nachgelassen und die Hochfluth begann langsam zu sinken. Mutter Zwantje war schon früh an ihre wirthschaftlichen Arbeiten gegangen und hatte auch Karlien und Antje mit sanfter Gewalt zur gewohnten Thätigkeit angetrieben. Der Alte hielt am Giebelfenster Ausguck; Geerd mit seinem Sohne mußte hier vorbeikommen, und die beiden sollten ihm sagen, ob „draußen etwas passiert sei.“

Er brauchte nicht lange zu warten. Geerd und sein Hinnerk nahmen ihren Weg gerade auf das Haus zu, und mit ihnen kam ein Knabe, einer von den jugendlichen Strandbummlern, die an allen Hafenplätzen zu finden sind. Der Junge trug – ein Stück von einer Schiffsplanke.

Peter Adrian fühlt plötzlich seine Kniee zittern, er muß sich setzen, hat aber doch noch so viel Besinnung, daß er seiner Hausfrau zuruft: „Mutter, willst Du nicht für eine kleine Herzstärkung sorgen?“ Mutter Zwantje eilt in die Küche, und derweil hört der Alte, wie die Unglücksboten draußen ihre schweren nassen Seestiefel säubern, wie der Junge sogar seine Holzpantinen auszieht, um die frisch gewaschenen Fliesen des Hausflurs nicht zu beschmutzen. Das alte tapfere Seemannsherz schlägt ihm zum Zerspringen.

Die nun folgende Scene hat unser Künstler mit ergreifender Innigkeit und Wahrheit dargestellt. Es ist kein Zweifel mehr, die Hoffnung der Familie ist zerstört, ihr Glück vernichtet: die Buchstaben auf der angeschwemmten Planke zeigen ja den Namen „Fortuna“. Willem ist also tot, und mit ihm seine ganze Mannschaft; denn bei solch furchtbar tobendem Wetter konnte kein einziger aus dem Schiffbruch gerettet werden. Stramm und ungebeugt hört der alte Seemann den Bericht von der grausigen Strandung und dem Untergang seiner Brigg; Antje, Willems junge Frau, ist in besinnungslosem Schmerz zusammengebrochen, während Karlien, die Schwester, helfen und trösten möchte, wo ihr doch selber fast das Herz bricht. Nur das Pietterchen begreift nichts von dem unersetzlichen Verlust, den es erlitten hat, es schmiegt sich an Großvaters Knie und hört verwundert den beiden Männern zu, die so ernsthaft und eindringlich erzählen. In dem Kinde muß der schwergeprüften Familie ein Trost erblühen, denn, was die Gegenwart an Hoffnungen barg, das ist unerbittlich und grausam zerstört. H. P.     

Das Edelweiß und sein Filzkleid. Warum ist wohl die berühmteste Alpenpflanze, das schmucke Edelweiß, über und über in einen weißen glanzlosen Filz eingehüllt? Dieser Filz besteht aus kleinen, mit Luft gefüllten Gebilden, welche der Botaniker „Deckhaare“ nennt und welche die Pflanze vor übermäßiger Abgabe der Feuchtigkeit, vor deren allzu rascher Verdunstung schützen. Die Deckhaare sind eine Art trockener Leinwandmarkise, hinter welcher die zarten Theile der Pflanzen vor der übermäßigen Wirkung der Sonnenstrahlen sicher sind.

Ist denn aber das Edelweiß in den kühlen Alpenregionen solchen Gefahren des Verdorrens ausgesetzt? – Ja, denn es wächst auf abschüssigen Stellen, auf denen nur eine schwache Kruste Erde sich befindet, die in regenlosen Zeiten, wenn die Sonne niederstrahlt oder der trockene Föhn weht, in kürzester Zeit völlig ausgedörrt wird. Darum trägt es jenes Haarkleid, welches z. B. auch der Flora der Länder um das Mittelmeer so eigenthümlich ist, daß man die dortige Pflanzenwelt nicht „immer grün“, sondern eher „immergrau“ nennen könnte. – Die alpine Flora ist vielfach mit derjenigen der Polarländer verwandt, aber im hohen Norden würden wir vergebens nach dicht behaarten Pflanzen wie das Edelweiß oder die Edelraute suchen; im Gegentheil, dort haben die charakteristischen Pflanzen der Landschaft kahle grüne Blätter, denn sie bedürfen keines Schutzes gegen Verdorren. So ist der Schmuck des Edelweißes eine praktische Einrichtung der Natur, ein Schutzmittel für die Pflanze. * *      




Auflösung des Königsmarsches auf S. 100:

Ich liebe, die mich lieben,
Und hasse, die mich hassen.
So hab’ ich’s stets getrieben
Und will davon nicht lassen.

Dem Mann von Kraft und Muthe
Gilt dieses als das Rechte;
Das Gute für das Gute,
Das Schlechte für das Schlechte.

Man liebt, was gut und wacker,
Man kost der Schönheit Wange,
Man pflegt die Saat im Acker:
Doch man zertritt die Schlange.   Friedrich Bodenstedt.


Auflösung der Dominoaufgabe auf S. 100:

C behielt

D behielt


Der Gang der Partie war: A 2/2, B –, C –, D 2/3; A 3/4, B –, C 4/4, D 4/6; A 6/2, B –, C –, D 2/1; A 1/6, B 6/6, C 6/5, D 5/5; A 5/2, B –, C –, D –; A 2/4, B –, C 4/1, D 1/0; A 0/2.

Auflösung der Damespielaufgabe auf S. 100:

1. D h 6 – e 3 2. D a 5 – c 3 3. D c 3 – d 2 4. D d 2 – c 1 5. D e 5 – h 2 6. D c 3 – g 5 7. D h 2 – g 3

D f 8 – a 3! am besten. D a 3 – e 7 a) b) D e 7 – d 8 a) b) c) D d 8 – h 4 a1) b1) D h 4 – d 8 (f 6) D – h 4 † gewinnt.

3. n o 3 – e 1 4. II e ü – c 3 K. 1> e 3 – c b anf 4……………………….

5. U >! I – >l 2 V. I> e 3 – d 2 7. I> e 3 – I> S 3………………………….

4. I> n 3 ^ 5 ü. I) e ü – 8 3 l) L 3 – f 8 II k 8 – L 3 llr) i-i) I) L 3 – k 8 gewinnt.

I> n 3 – ei 1> e 1 – n3 I) -r 3 – e 1 s gewimit.

II s 8 – e 7 II e 7 – I> 4 f gewinnt.

L) 3. .

4.-I1 N !> – b 2 3 – In 0 tl 8 – 6 I) e 7 – I> I> <7 – I> II I> 4 – e 3……………………..

4. II e I – 6 2 b. v e 5 – 8 7 11 s 8 – I> >, v (>I 8) t>) 2…

3. 1) > 4. II ( II ……… v n 3 – e 3 – <12 11 ei –-lr !> – u 2 D-r3 – e 3 – I> 6 gewinnt.

c) 3.

D 6 5 – § 7 I) 2 – ei 11 o 7 – a 3 N e 7 – k 8 11 I 8 – I> L


Auf 1. ........ D f 8 – e 7 und 1. ........ D f 8 – h 6 folgt 2. D a 5 – d 2 u. s. w. nach dem Hauptspiel.


Auflösung des Bilderräthsels auf S. 100: Massenaufgebot.

Auflösung des Räthsels auf S. 100: Schild, Schuld.

Auflösung des Logogriphs auf S. 100: Dorf, Torf.

Auflösung des Buchstabenräthsels auf S. 100:
1. a. Ares, b. Arles, 2. a. Sele, b. Seele, 3. a. Hase, b. Haase. 4. a. Rate, b. Raute, 5. a. Kain, b. Kanin, 6. a. Leer, b. Leder, 7. a. Gade, b. Garde, 8. a. Argo, b. Arago, 9. a. Dole, b. Dohle, 10. a. Mine, b. Miene, 11. a. Hebe, b. Helbe. Die Mittelbuchstaben der b-Reihe ergeben: Lea und Rahel (Roman von Ida Boy-Ed).



[ Verlagswerbung für alte Jahrgänge der Gartenlaube, hier nicht dargestellt ]


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1892). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1892, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1892)_132.jpg&oldid=- (Version vom 4.4.2024)