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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891)

von Helgoland“ von Oskar Höcker, mit vielen Abbildungen von A. von Rößler (Leipzig, Hirt und Sohn). – Im nächsten Jahre werden vier Jahrhunderte vergangen sein, seit Christoph Kolumbus Amerika entdeckte, und überall rüstet man sich, eine würdige Feier dieses in seinen Folgen unabsehbaren Ereignisses zu veranstalten. Es ist daher dankenswerth, daß jene große Zeit der Entdeckungen auch in der neuerschienenen Jugendliteratur eingehende Schilderung erfahren hat.

Aus „Allerlei aus Hendschels Skizzenmappen II“
Auf der Eisbahn.

C. Falkenhorst hat in seinem Buche „Aus der Zeit der Entdeckung Amerikas“ eine Reihe von Erzählungen geboten, die schon durch ihre Ueberschriften – „Mit Christoph Kolumbus“, „Unter Cortez’ Fahnen“, „Im Goldlande Peru“ – ihren Schauplatz verrathen. Diese Geschichten, flüssig und mit reichem Wissen geschrieben, sind ganz dazu angethan, in Form anziehender Lebensschicksale zu belehren. Ernsteren Charakter trägt „Das Jahrhundert der Entdeckungen in Biographien für die gebildete Jugend“ von Prof. Dr. Theodor Schott. Hier werden in trefflicher Weise jene kühnen Entdecker des 15. und 16. Jahrhunderts geschildert, die der alten Welt eine neue erschlossen haben; ein Schlußkapitel giebt eine Uebersicht über die weitverzweigten Einwirkungen jener Ereignisse auf Leben und Anschauung der alten Kulturvölker; die Zeittafel, die dem Buche angehängt ist, erleichtert die Lektüre. Beide Werke, sowohl das von Falkenhorst als das von Schott, sind mit guten Illustrationen versehen und in jedem Betracht empfehlenswerth. – Wohl nicht ausschließlich für die Jugend bestimmt, aber doch auch für sie geeignet ist ein anderes Werk von C. Falkenhorst, „Schwarze Fürsten“ (Leipzig, Ferd. Hirt und Sohn). In Anlehnung an die Geschichte einzelner hervorragender Herrscher im Sudan, in Ost- und Westafrika entwirft Falkenhorst eine Art Geschichte des dunkeln Erdtheils, soweit man von einer solchen sprechen kann. Das auf Grund der besten Quellen gearbeitete, auch mit Illustrationen versehene Buch führt von einer ganz neuen Seite in das Verständniß der gegenwärtigen Bewegungen auf dem afrikanischen Kolonialgebiet ein.

Krankenpflegerin.

An junge Mädchen wenden sich zwei gemüthvoll geschriebene Sammlungen von Erzählungen, die „Blumen am Wege“ von Julie Ludwig und „Auf Irrwegen“ von Clementine Helm, ferner „Die Cousinen“ (Stuttgart, Gustav Weise), in denen die Verfasserin, T. von Heinz, Gestalten von ansprechender Lebenswahrheit geschaffen hat. Für denselben Leserkreis ist bestimmt „Maienzeit, Album der Mädchenwelt“ (Stuttgart, Union, Deutsche Verlagsgesellschaft), ein auch in der Illustration äußerst elegant ausgestattetes Buch mit Beiträgen namhafter Autoren wie Bodenstedt, Blüthgen, Greif, Lingg, Seidl u. a. Schon diese Namen bürgen für den geistigen Gehalt des Werkes und empfehlen es überall da, wo man dem Worte folgt: „Der Jugend das Beste!“


II. Romane, Novellen, Gedichte.

Auf dem Felde der erzählenden Litteratur haben wir unsern Lesern zunächst mit einigen Bekannten aufzuwarten. Wir haben ihnen die Mittheilung zu machen, daß die beiden großen und mit so lebhaftem Beifall aufgenommenen Romane, mit welchen die „Gartenlaube“ ihren Jahrgang 1890 schloß und den folgenden eröffnete: „Sonnenwende“ von Marie Bernhard und „Eine unbedeutende Frau“ von W. Heimburg nunmehr auch in Buchform erschienen sind. Die illustrierte Ausgabe von W. Heimburgs Gesammelten Schriften nimmt daneben ihren rüstigen Fortgang, und bereits liegen 4 Bände, „Aus dem Leben meiner alten Freundin“, „Lumpenmüllers Lieschen“, „Kloster Wendhusen“, „Ursula“, „Ein armes Mädchen“ und „Das Fräulein Pathe“ enthaltend, fertig vor. Ferner möchten wir nicht unterlassen, die illustrierte Ausgabe von Marlitts Romanen und Novellen, welche vollständig erschienen ist und deren 10 stattliche Bände in elegantem Leinwandkasten dargeboten werden, in Erinnerung zu bringen. – Mit einem wohlvertrauten Namen, aber lauter neuen Gaben tritt ein anderes Bändchen hervor: „Gewagt und gewonnen“, Erzählungen und Novellen von E. Werner. Es sind zwei größere und vier kleinere Arbeiten, die gewiß alle im Kreise der Familie ihre angenehmen Stunden bereiten werden. – Ebenfalls den Gartenlaubelesern wohl bekannt ist Hans Arnold mit seinem frischen Humor. Das „Große Reinmachen“, welches wir im vorigen Jahrgang veröffentlichten, hat sich mit vier andern niedlichen Geschichtchen vergesellschaftet und bildet mit ihnen ein hübsches Bändchen, das unter dem Titel „Einst im Mai und andere Novellen“ bei A. Bonz u. Co. in Stuttgart erschienen ist. Als einen Beweis für die unverwüstliche Anziehungskraft, welche Hans Arnolds schriftstellerische Art ausübt, darf man es betrachten, daß eben jetzt auch zwei frühere Sammlungen Arnoldscher Erzählungen, „Fünf neue Novellen“ und „Der Umzug und andere Novellen“, eine zweite Auflage erlebt haben. – Hugo Rosenthal-Bonin hat „Erzählungen des Schiffsarztes“ geschrieben. Sie sind ein neues Zeugniß für den gewandten Plauderton des Verfassers, der viel gesehen hat und das Gesehene gut zu verwerthen weiß. – Ihre gemüthvolle Art, Schicksale zu schildern, hat Marie von Ebner-Eschenbach von neuem in ihrer Novelle „Margarete“ (Stuttgart, Cotta) bewiesen. – Von eigenartigem Reiz ist die poetische Erzählung „Aniligka“ von dem bekannten, vor ein paar Jahren verstorbenen Nordpolfahrer Emil Bessels. Ein unfreiwilliger neunmonatiger Aufenthalt bei dem gänzlich von aller Kultur abgeschnittenen Eskimovölkchen von Jta auf Grönland hat in dem Gelehrten den Dichter geweckt und ihn angetrieben, ein Bild aus dem Leben und Treiben, Fühlen und Denken dieser weltabgeschiedenen Menschenkinder poetisch zu gestalten. Das Werkchen ist nach dem Tode des Verfassers von Otto Baisch herausgegeben worden.

Nicht selbst als Neuigkeit, aber in einem neuen Gewande bieten sich Hackländers „Namenlose Geschichten“. Mit hübschen Illustrationen von Fritz Bergen ist der immer noch anziehende Roman des fruchtbaren Erzählers von Carl Krabbe in Stuttgart neu aufgelegt worden. – Ein bewegliches Bild aus den nationalen Kämpfen in Böhmen entwirft uns Anton Ohorn in seiner Erzählung „Das deutsche Lied“ (Berlin, Hans Lüstenöder). Schon um seiner vaterländischen Tendenz willen verdient diese warmherzige Dichtung bei allen Deutschen in und außer dem Reiche Beachtung. –

Albert Trägers Gedichte haben sich längst einen Platz nicht bloß in der Litteratur, sondern auch im Herzen unseres Volkes erobert. So darf es uns nicht überraschen, daß die Sammlung seiner Poesien bereits in 17. Auflage erscheint, ein Anzeichen von Volksthümlichkeit, das in unserer heutigen, der Lyrik abgeneigten Zeit doppelt schwer wiegt. – Daniel Sanders

„– bietet zur Auswahl dar
Soviele Sprüche wie Tag im Jahr.“

Proben dieser Sprüche, die sich durch gesunde Lebensmoral und oft schlagende prägnante Form auszeichnen, haben unsere Leser im Laufe dieses und des letzten Jahres kennengelernt. Ihrer 366 sind nun in einem Bändchen vereinigt und geben einen trefflichen Mentor auf dem Lebenswege, sofern nur die eine Bedingung erfüllt wird, die der Verfasser im Sinne hat, wenn er schreibt:

„Weisheitssprüche? Wohl! Doch seht,
Alle bleiben eitel Schwätzen,
Wenn ihr nicht die Kunst versteht,
Sie in Thaten umzusetzen.“

„Wieder gut sein.“

Eine Nachlese von Dichtungen Friedrich Theodor Vischers bietet uns der Sohn des Verstorbenen gesammelt unter dem Titel „Allotria“ dar. Poetisches und Prosaisches ist hier vereinigt; das meiste ist schon gedruckt, aber oft an verborgener, wenig zugänglicher Stelle. Am dankbarsten wird man dem Herausgeber für die Ausgrabung der reizenden Erzählungen „Freuden und Leiden des Skribenten Felix Wagner“ und „Cordelia“ sein, welche Vischer einst als dreiundzwanzig bis vierundzwanzigjähriger Jüngling schrieb. Aber auch die „Epigramme aus Baden-Baden“ und manche andere Blüthe Vischerschen Humors und Vischerscher Satire treffen wir in dem Buche beisammen, das von allen Verehrern dieser markigen Dichter- und Denkernatur freudig begrüßt werden wird.


III. Geschichte. Literaturgeschichte. Gemeinnütziges.

Welch hoher Bildungswerth der eingehenden Beschäftigung mit der Geschichte – im weitesten Sinne dieses Wortes – innewohnt, das braucht an dieser Stelle nicht hervorgehoben zu werden. Wir möchten hier nur auf ein Werk hinweisen, das uns besonders geeignet erscheint, in den Familien als Grundlage für diese eschäftigung zu dienen. Es ist dies K. F. Beckers Weltgeschichte, welche in einer dritten durch Professor Wilhelm Müller neu bearbeiteten und bis auf die Gegenwart fortgeführten Auflage zu erscheinen begonnen hat. Was das Werk für den angedeuteten Zweck vorzugsweise empfiehlt, das ist die volksthümliche, knappe Darstellungsweise, die geschickte übersichtliche Gruppierung und die Beförderung einer klaren Anschauung durch zahlreiche Abbildungen und Karten.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891).Leipzig: Ernst Keil, 1891, Seite 874. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1891)_874.jpg&oldid=- (Version vom 25.11.2023)