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verschiedene: Die Gartenlaube (1891)

noch jenes Verbot aufrecht erhalten dürfe. Zur Schiedsrichterin rief sie Antonie Adamberger auf, indem sie dieser den Dichter vorstellte. Körner behauptete, ein Kunstwerk sei Eigenthum der Gesammtheit, Antonie aber sagte ganz einfach: „Ich weiß durchaus nicht, was ein Kaiser darf und was er nicht darf. Aber ich weiß, daß ich als Mensch nie, unter keiner Bedingung das Wort brechen würde, das ich einem Menschen gegeben.“

Dann spielte Antonie im „Grünen Domino“ mit und fand des Dichters Beifall, der selbst am Schluß hervorgerufen wurde. Das waren die ersten Beziehungen zwischen beiden, aber sie hatten schon über sein Herz entschieden. Für Antonie schrieb er seine „Toni“; mit tiefem Weh riß er sich von ihr los, um fürs Vaterland in Kampf und Tod zu gehen.

Als die Eltern Theodors im Juli nach Wien kamen, schenkte die Mutter seiner Toni eine Perlenschnur. Aus Ehrfurcht und andächtiger Scheu hat diese sie nie getragen, aber empfunden hat sie die Wahrheit des Spruches: „Perlen bedeuten Thränen“. Als Körner zu Tode getroffen fiel, hatte er ihr Bild, von Lieder gemalt, auf der Brust, ihren Ring mit einem kleinen Herzen am Finger, ihre Briefe in der Tasche. Im Jahre 1817 schied sie von der Bühne und heirathete einen jungen Offizier, den Ritter von Arneth. Die Erinnerung an den herrlichen Dichter aber hat sie ihr Leben lang treu im Herzen gewahrt, wenngleich sie es vermied, von der glücklichsten und traurigsten Zeit ihres Lebens zu sprechen.  

Weintraubenverkäufer in Wolhynien (Zu dem Bilde S. 741.) Der Schauplatz, auf welchem sich der in unserem Bilde wiedergegebene Vorgang abspielt, ist eine jener düstern öden Moorgegenden, welche neben großem Waldreichthum das nördliche Wolhynien landschaftlich kennzeichnen und auf den Beschauer den Eindruck einer trostlosen Wüstenei machen.

So schlimm steht es jedoch in der That nicht. Im Gegentheil zählt die ehemals polnische, jetzt russische Provinz Wolhynien mit ihrer aus Rußniaken, Juden, Großrussen, Zigeunern, Rumänen, Tataren und selbstverständlich auch Deutschen bestehenden Bevölkerung zu den ergiebigeren und zugleich industriereicheren Bezirken des großen Czarenreiches.

Nein, die Wolhynier darben und verkümmern nicht in der Noth des Daseins, sie können sich wohl den Luxus gestatten, fern vom Süden hergeführte Weintrauben zu kosten. Aber wie ein schwerer Druck lastet der meist bleigraue Himmel über dem Ganzen, und so sieht selbst der Wohlstand kümmerlich, die Armuth doppelt ärmlich aus. Dumpf und stumpf knuspern die magern Gäule an ihrem Futter, sitzen die Männer bei ihrer Ware, betrachten die Bäuerinnen die seltenen Früchte des Südens und überlegen, ob die Befriedigung der Neugierde die geforderten Kopeken (russische Kupfermünze) auch werth sei. Und wenn sie sich dann endlich entschlossen haben, den Aufwand zu machen, dann schelten sie mürrisch über das schlechte grüne Zeug, für das man ihnen ihr gutes sauer verdientes Geld abnehme, und gehen brummend und fröstelnd auseinander. Es fehlt eben die allbelebende Sonne am Himmel, und dieser Mangel drückt der Landschaft und den Menschen ihr Gepräge auf. Sch. 

Ein guter Stand. (Zu dem Bilde S. 753.) Die Hühnersuche ist vorüber, das Feld ist leer. Der Brunftschrei des Hirsches ist verklungen, und Nachtfrost und Sturm haben von Baum und Busch den herbstlichen, in bunter Farbenpracht leuchtenden Blätterschmuck mit rauher Hand abgestreift. Schon zieht aus der nordischen Brutheimath des Jägers Liebling, die Schnepfe, zurück, um nach kurzer Rast im Lande, wo die Citronen blühen, ihre Winterfreuden zu suchen, und Reineke, der Hochstapler mit den bestechenden Manieren, hat, weil’s ihm zu kalt geworden, sein dünnes Sommerjackett mit einem behäbigen Pelzrock vertauscht. Es will Winter werden. Jetzt beginnt die Zeit der Holztreibjagden, und Robert Schleich hat uns auf seinem Bilde „Ein guter Stand“ mitten in das frische lustige Jägerleben einer solchen hineingeführt.

Guten Anlauf haben, oft zu Schuß zu kommen, ist der sehnsüchtige Wunsch aller Jäger. Dieses Jagdglück aber kann vom Jagdgeber, wenn auch nur im beschränkten Maße, beeinflußt werden, denn er kennt ganz genau die Stände, über die beim Treiben erfahrungsmäßig das Wild gern wechselt, besonders aber die Fuchspässe. Daß auf diese kein unsicherer Schütze zu stehen kommt, daran braucht Freund Grünrock nicht erinnert zu werden. Im letzten Triebe hat er seinen Freund, den Hofstallmeister, auf den Fuchspaß an die Kreuzbuche, den besten Wechsel auf dem ganzen Revier, gestellt. Der Hofstallmeister ist aber auch ein Jäger, wie man sie suchen muß, und wenn seine Flinte spricht, so ists gewiß kein Salutschuß – Fehlschüsse kennt er nur dem Namen nach.

Kaum hat das Geklapper der Treiber begonnen, so steckt auch schon Meister Schlauberger sein rothes Spitzbubengesicht aus dem Gebüsch und sucht sich dann über die mit vertrockneten Disteln bewachsene Bahn aus dem Triebe zu stehlen. Aber langsam, vorsichtig hat sich die Flinte gehoben – es knallt – und ohne zu zucken hat Reineke die Strafe für seine vielen Frevelthaten verbüßt.

Der Fuchs ist am leichtesten von allem Wilde zu schießen, wenn man ruhig steht und man, wenn er vertraut antrabt, die Flinte an den Kopf zu kriegen weiß, ohne daß er das Blinken oder die Bewegung der Läufe sieht – das ist die Kunst für den Schützen. Sieht ein Hase sich was bewegen, so macht er häufig „einen Pfahl“ – ja selbst beim Fehlschuß kommt das vor – der Fuchs ist aber so neugierig nicht, blitzschnell ist er verschwunden.

Die Treibwehr rückt klappernd und schreiend näher – Hase hie! wehrt’n! wehrt’n! – Schnepfe, Tiro! – Erdmännchen, hu faß! Ein Reh! ’n Reh! Es knallt an allen Ecken – hier witscht Lampe über die Bahn, dort hoppelt er am Saume des Triebes entlang und dort sucht er sich hinter einem Busche zu drücken – immer begrüßt vom Geknatter der Flinten.

Jetzt, fast ist der Trieb schon beendigt, stürmt bei unserem Freunde an der dicken Buche noch ein Hase heraus – wieder knallt’s – und der arme Lampe überschlägt sich in elegantem Saltomortale und bleibt regungslos liegen.

Der Trieb ist zu Ende, die Treiber kommen aus der Dickung. Der alte Obertreiber tritt zu unserem Schützen: „Einen Fuchs und einen Hasen? Sieh mal einer an. Ja! die Kreuzbuche, die verläßt nicht, Herr Baron – die ist schon seit alters immer ‚ein guter Stand‘.“

Karl Brandt. 




Kleiner Briefkasten.

(Anfragen ohne vollständige Angaben von Namen und Wohnung werden nicht berücksichtigt.)

Fr. H. in Prag. Das vorzügliche Reliefbildniß Mozarts nach dem Grünhofschen Medaillon, welches wir in unserer Nummer 39 abgebildet haben, ist auch in photographischer Vervielfältigung bei Franz Hanfstaengl, Kunstverlag A.-G., in München erschienen.

„Badenserin“ in F. Aber ist denn die freundliche Mutter Natur bei Ihrer Ausstattung wirklich so farbenblind gewesen, daß Sie es nöthig haben, Ihren Haaren mit Gewalt eine andere Farbe zu geben? Das anzunehmen, verbietet uns ebenso die Höflichkeit gegen Sie wie gegen die Allerzeugerin Natur, der man nicht entgegenhandeln soll. Also – kehren Sie nicht eben zu Ihrer ersten Liebe, aber zu Ihrer ursprünglichen Haarfarbe zurück!



Inhalt: [Anm. WS: Inhaltsverzeichnis des vorstehenden Heftes, nicht transkribiert]



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Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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verschiedene: Die Gartenlaube (1891). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1891, Seite 756. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1891)_756.jpg&oldid=- (Version vom 21.11.2023)