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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891)

Blätter und Blüthen.

Am Urner See. (Zu dem Bilde S. 584 und 585.) An den Urner See führt uns der Künstler, zu jener südlichen Abbiegung des Vierwaldstättersees, die ebenso anziehend ist durch das landschaftliche Gemälde, das sie mit ihrem gewaltigen Rahmen steil aufragender Berge bietet, wie durch die geschichtlichen Erinnerungen, die mit diesen Gestaden verbunden sind. Der Urirothstock mit seinem eigenthümlich geformten Horn, der Gitschen und weiterhin der pyramidenartig aufsteigende Bristenstock – sie scharen sich gleich ernsten Wächtern um den Urner See her und vollenden an sonnigen Tagen mit den glitzernden Wellen drunten und dem blauen Himmel darüber ein wunderbares Naturbild voll eigenartiger Schönheit und Kraft. Und zu dem, was die Natur da gestaltet hat, gesellt sich der Reiz vielhundertjähriger Geschichte. Denn hier erhebt sich auf der westlichen Uferseite, nur wenige Minuten vom See entfernt, an steilem Abhang eine kleine Bergwiese, das Rütli, wo am 1. August 1291 die „Waldstätte“ Uri, Schwyz und Unterwalden zum gemeinsamen Schutz gegen die Macht Albrechts von Oesterreich ein „ewiges“ Bündniß geschlossen haben, wo nach der Ueberlieferung in der Nacht vom 7. zum 8. November 1307 die Abgesandten jener drei Städte den Bund erneuerten mit dem Schwur, die Herrschaft der österreichischen Vögte im Lande zu brechen. Und gegenüber – auf dem östlichen Ufer – liegt am Fuße des Axenbergs die „Tellsplatte“, jener schmale Bergvorsprung, auf den sich der gefangene Tell aus dem Schiff des Landvogts Geßler mit kühnem Schwung gerettet haben soll. Eine Kapelle, die „Tellskapelle“ genannt, bezeichnet und schmückt diese Stelle. So ist die Entstehung und die erste erfolgreiche Vertheidigung der aufblühenden Eidgenossenschaft mit den Gestaden des Urner Sees eng verknüpft, und die Schweizer, die in diesen Tagen das Andenken an den 1. August 1291, das sechshundertjährige Jubiläum jener ersten Vereinigung festlich begangen haben – sie mögen mit begreiflichem Stolz hingeblickt haben auf die Schönheit jener historischen Stätte, auf die Zeiten, in denen der einst geschlossene Bund zum Gedeihen seiner Glieder wuchs und fest zusammenhielt. Als ein „ewiger“ ist er gegründet worden, und man muß gestehen, ein wenig verdient er diesen Namen nach einem Zeitraum von sechs Jahrhunderten, der in der Geschichte ein hübsches Stück Weges in der unendlichen Entwicklung des Menschengeschlechts bedeutet. Es sind überhaupt reiche, in ihrem Anlaß weit zurückreichende Gedenktage, welche der August dieses Jahres der Schweiz gebracht hat. Vom 14. bis 17. August hat Bern das Gedächtniß seiner Gründung vor 700 Jahren mit Festspiel und Festzug und anderen feierlichen Veranstaltungen in großartiger Weise begangen. Es ist ein Zeichen von Tüchtigkeit, wenn eine staatliche Gemeinschaft die Erinnerung an bedeutungsvolle Ereignisse aus ihrer geschichtlichen Vergangenheit lebendig zu erhalten weiß, es liegt darin – und wir hoffen, daß das auch hier zutrifft – eine Gewähr für die Zukunft.

Einheitliche Eisenbahnzeit. Nach Beschluß des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen wurde am 1. Juni d. J., vorläufig allerdings nur für den inneren dienstlichen Verkehr bezw. die Dienstfahrpläne, von allen betheiligten Eisenbahnen eine einheitliche Zeit nach dem Stundenzonensystem eingeführt. Der größte Theil dieser Verwaltungen, nämlich die deutschen und österreich-ungarischen Eisenbahnen, hat die Zeit des 15. Meridians östlich von Greenwich – ungefähr Stettiner bezw. Prager Zeit unter der Bezeichnung M. E. Z. (mitteleuropäische Eisenbahn-Zeit), die belgischen und holländischen Bahnen haben die Greenwicher Zeit und die rumänischen Bahnen die Zeit des 30. Meridians östlich von Greenwich angenommen. Diese Zeiten weichen um je eine Stunde voneinander ab, so daß z. B. ein von Brüssel an der deutschen Grenze um 5 Uhr vormittags nach belgischer Eisenbahnzeit eintreffender Zug bei einem Aufenthalte von 15 Minuten nach mitteleuropäischer Eisenbahnzeit um 6 Uhr 15 Minuten vormittags weitergehen würde. Die Stundenzonen fallen aus praktischen Gründen mit den Landesgrenzen zusammen, so daß der Reisende, wenn einmal die einheitliche Zeit allgemein eingeführt sein wird, seine Uhr nur dort um je eine Stunde vor- oder zurückzustellen hätte, wo er durch die Zollabfertigung und den Sprachenunterschied schon so wie so daran gemahnt wird.




Kleiner Briefkasten.

(Anfragen ohne vollständige Angabe von Namen und Wohnung werden nicht berücksichtigt.)

P. Fr. in Magdeburg. Eine ganz gute neue Karte des Dachsteingebirges finden Sie in Meyers Reisebüchern, in der neuesten (3.) Auflage von: Deutsche Alpen, II. Theil (Leipzig, Bibliographisches Institut).

Karl in B. 10. Das neueste Bild von Major v. Wißmann ist bei Carl Mittag in Bad Lauterberg a. H. erschienen. Sie können es durch jede Buch- und Kunsthandlung beziehen.

Anfrage. Weiß einer unserer Leser vielleicht etwas von einem „Waldmannschen Stifte“? Es soll in der Rheinpfalz liegen. Wir bitten zutreffenden Falles um eine Mittheilung.




Inhalt: Baronin Müller. Roman von Karl v. Heigel (Schluß). S. 581. – Am Urner See. Bild. S. 584 u. 585. – Die eidgenössische Bundesfeier in Schwyz. Von Dr. Thiessing. S. 586. Mit Abbildungen S. 581, 586, 587, 588, 589 und 590. – Die Kamerunerin. Eine romantische Geschichte von H. von Götzendorf-Grabowski (Schluß). S. 590. – Der erste Zwist. Bild. S. 593. – Hermann von Helmholtz. Zu seinem 70. Geburtstage gewidmet von einem seiner Schüler. S. 593. Mit Bildniß. S. 594. – Blätter und Blüthen: Am Urner See. S. 596. (Zu dem Bilde S. 584 und 585.) – Einheitliche Eisenbahnzeit. S. 596. – Kleiner Briefkasten. S. 596.




In dem unterzeichneten Verlag beginnt soeben neu zu erscheinen:


E. Marlitts Romane und Novellen.


Illustrierte Gesamt-Ausgabe.
Zweite Auflage.
Vollständig in 75 Lieferungen à 40 Pfennig, im Umfang von je 3–4 Druckbogen.

Regelmäßig alle 14 Tage erscheint eine Lieferung.

Die 75 Lieferungen bilden 10 Bände mit folgendem

Inhalt: Band 1. Geheimnis der alten Mamsell. Mit Illustrationen von C. Koch. – Band 2. Das Heideprinzeßchen. Mit Illustrationen von E. Wagner. – Band 3. Reichsgräfin Gisela. Mit Illustrationen von I. Kleinmichel. – Band 4. Im Schillingshof. Mit Illustrationen von W. Claudius. – Band 5. Im Hause des Kommerzienrates. Mit Illustrationen von H. Schlitt. – Band 6. Die Frau mit den Karfunkelsteinen. Mit Illustrationen von C. Zopf. – Band 7. Die zweite Frau. Mit Illustrationen von Alexander Zick. – Band 8. Goldelse.. Mit Illustrationen von Wilhelm Claudius. – Band 9. Das Eulenhaus. Mit Illustrationen von Carl Zopf. – Band 10. Thüringer Erzählungen (Amtmanns Magd. Die zwölf Apostel. Der Blaubart. Schulmeisters Marie). Mit Illustrationen von M. Flashar, E. Herger und A. Mandlick.


Als wir vor vier Jahren, nach dem Tode der gefeierten Dichterin, den Entschluß faßten, Marlitts Romane illustriert in billigen Lieferungen dem weitesten Leserkreis zugänglich zu machen, durften wir einer freundlichen Aufnahme sicher sein. Der thatsächliche Erfolg hat aber unsere Erwartungen bei weitem überboten und den Beweis geliefert, daß die Schöpfungen dieser beliebtesten deutschen Erzählerin heute noch ebenso wie zur Zeit ihres ersten Erscheinens einen unwiderstehlichen Reiz auf das deutsche Lesepublikum ausüben.

Die Verlagshandlung rechnet daher auch für die zweite Auflage auf zahlreiche neue Freunde und Freundinnen. Marlitts Goldelse, Zweite Frau, Geheimnis der alten Mamsell und alle ihre sinnigen Schöpfungen, deren Namen bei vielen Tausenden die Erinnerung an so manche längst vergangene glückliche Stunde wachrufen, mögen jetzt die Herzen der heranwachsenden Generation erfreuen! Gestattet es doch die ungetrübte Reinheit der Marlittschen Erzählungen jeder Mutter, sie ruhig in die Hände ihrer Tochter zu geben!

Für elegante Ausstattung der neuen illustrierten Ausgabe, schönen Druck und gutes Papier ist Sorge getragen; die Illustrationen stammen von hervorragenden Künstlern.

Die meisten Buchhandlungen nehmen Bestellungen auf Marlitts Romane entgegen und senden auf Verlangen die soeben erschienene erste Lieferung zur Ansicht. Zur Subskription ladet ein

Die Verlagshandlung: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.



Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.


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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891).Leipzig: Ernst Keil, 1891, Seite 596. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1891)_596.jpg&oldid=- (Version vom 17.9.2023)