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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891)

hatte, just als der fünfzigste seines Geschlechts von Leo erlegt, dieserhalb mit einem eigenen Schützenfest gefeiert und in ausgestopftem Zustande als begehrter Preis herausgeschossen zu werden.“

„Das nenn ich mir einen noblen Adler. Und Du warst mit bei dem Schützenfeste?“

„Selbstverständlich; ich habe mir sogar eine Photographie mitgebracht vom Festzuge. Siehst Du, hier mitten im Vordergrunde, das ist der Held selber. Ein Schützenfest von solch eigenartiger Bedeutung feiert selbst unsere mit Schützenfesten keineswegs kargende Zeit nicht alle Tage. Und Dorn that es ersichtlich wohl, sich so geehrt zu sehen. Er ist sonst ein ganz einfacher, stiller Mann, maßvoll und stetig in all seinem Thun und Treiben, bescheiden trotz der Unzahl von Schießpreisen, die er aus allen Gegenden unseres Vaterlandes mit nach Hause brachte – aber in diesen Pfingsttagen, da wurde ihm warm ums Herz, wie man ihn so als ‚Adlerkönig‘ feierte.“

„Sehr begreiflich. Ginge mir auch so. Aber was ist dieser Wackere denn eigentlich seines Zeichens?“

Das Jubiläum eines Adlerjägers.
Nach einer Photographie von Kunstmaler Paul Widmayer in Stuttgart.

„Oberjäger des Prinz–Regenten von Bayern. Die Wilderer fürchten ihn wie nicht leicht einen auf viele Stunden im Umkreis, und manchen hat er schon erwischt, der sich nichts Böses versah. In seinem Hause ist ein ganzes Museum gekaperter Wildererbüchsen zu sehen, die mit allen erdenklichen Schlauheiten maskiert sind. Ja, Leo Dorn kennt die Wilderer und ihre Schliche unheimlich genau!“

„So, so! Und nun hat er es also jetzt glücklich bis zu seinem fünfzigsten Adler gebracht? Alle Achtung! Aber verzeih – hat er wohl auch so genau nachgezählt? Du weißt, die Jäger stehen mit der Statistik nicht immer auf dem besten –“

„Halt, Freund! Keine Verdächtigung! Ich versichere Dich, Leo Dorn versteht die Jägerei aus dem ff, nur eines hat er nie gelernt – das Jägerlatein. Also mit den fünfzig Adlern hat es seine Richtigkeit.“

„Nimm mir’s nicht übel, mein Lieber, es war ja nicht bös gemeint. Wahrhaftig, wenn’s gut geht, so sieht das nächste Pfingstfest mich selber in Hindelang auf den Spuren Deines wackeren Adlerjägers. Darauf – Kellner, noch so eine Flasche!“ W. P.     

Dekorative Vorbilder. Wie wir schon öfter an dieser Stelle betonten, hält die Beschaffung guter farbiger Vorlagen nur mühsam Schritt mit dem erfreulichen Aufschwung des kunstgewerblichen Unterrichts in Dilettantenkreisen. Um so mehr sehen wir uns stets veranlaßt, diejenigen Erscheinungen hervorzuheben, welche in Gedanken und Ausführung Mustergültiges bieten, denn durch sie allein wird die erlernte Technik zur selbständigen Weiterarbeit nutzbar gemacht. Hierher gehört in erster Linie das Werk „Dekorative Vorbilder“, eine Sammlung von figürlichen Darstellungen und kunstgewerblichen Verzierungen (Stuttgart, J. Hoffmann). Nach Aquarellen und Zeichnungen geschickter Künstler in stattlicher Heftfolge geordnet, bietet es einen großen Reichthum der verschiedenartigsten Motive: Einzelgruppen und kleine Bilder, Friese, Vignetten, japanische Kleinigkeiten, dekorative Pflanzengruppen, Ornamente für Holzbrand, Porzellan- und Majolikamalerei, kleine Landschaften, Vorlagen für Metall-Aetzen, holländische und russische Motive, ernste und humoristische Figurenbilder für Teller, Amoretten mit Thieren und Pflanzen – kurz alles mögliche, was zur Ausführung einladet. Die Farben sind zart und schön, man sieht in jedem Blatt die Rücksicht auf Deutlichkeit und möglichste Wirkung. Die Hefte enthalten noch manches Kunstgewerbliche im weiteren Sinne, wie Wappenbilder, Reliefs, Säulenkapitäle und Kandelaber, doch überwiegen die rein malerischen Motive bedeutend. Wir stehen nicht an, das schöne und verhältnißmäßig billige Werk unsern Lesern als wahre Fundgrube für die häusliche Kunstübung zu empfehlen. Bn.     

Die erste Uniform. (Zu dem Bilde S. 537.) Ein feierlicher Augenblick! Wie hat er sich darauf gefreut, der junge Krieger, bis er zum ersten Male in jene ungarische Husarenuniform schlüpfen durfte, die ihm schon lange in die Augen stach, als er selbst noch ein grüner Junge war, weit entfernt von dem militärpflichtigen Alter. Und jetzt ist sie da, die große Stunde. In leidlich strammer Haltung steht er vor den Eltern und Geschwistern, – noch fehlt ihm ja die eigentliche Schule des Dienstes – und läßt mit einer Mischung von Verlegenheit und Selbstgefälligkeit die mancherlei Kundgebungen aus dem Familienkreise über sich ergehen.

Verhältnißmäßig am ruhigsten nimmt die etwas behäbige Mutter den Fall auf: sie ist sich wohl, in militärischen Dingen unerfahren, über die Charge nicht recht klar, welche ihr Sohn von nun ab bekleidet. Mehr Verständniß entwickelt schon die jüngere Schwester; sie verknüpft, ihren hausmütterlichen Neigungen entsprechend, mit dem neuen Rock des Bruders zweckmäßige Vorstellungen von reichlichen Vesperportionen nebst den dazu gehörigen Getränken. Das reine ästhetische Entzücken – oder thut sie nur so – vertritt die ältere Schwester, während es dem Herrn Vater entschieden nicht ganz wohl bei der Sache ist. „Kost’ mich noch ein Heidengeld, der Bengel!“ liest man in seinen nicht gerade erbauten Gesichtszügen, und der Herr Vater dürfte recht haben.




Kleiner Briefkasten.

(Anfragen ohne vollständige Angabe von Namen und Wohnung werden nicht berücksichtigt.)

Ch. A. in München. 1843 wurde in Preußen der lederne, mit Metallbeschlag versehene Helm (Pickelhaube) angenommen, welcher gegenwärtig von den meisten Truppengattungen des deutschen Heeres getragen wird. Die Kürassiere trugen bereits im Anfang des 19. Jahrhunderts Helme.

P. Fr. in Kassel. Sie haben recht. Die Unterschrift des Bildes „Altdeutsche Spiele“ soll nicht A. Tademann, sondern A. Tadema heißen.

R. T., Mühlhausen, Thüringen. Sie wenden sich am besten an die nächste Universitätsklinik, wo Ihnen im Nothfall weiterer Rath ertheilt wird.




Inhalt: Baronin Müller. Roman von Karl v. Heigel (5. Fortsetzung). S. 533 – Alice Barbi. Bildniß. S. 533. – Die erste Uniform. Bild. S. 537. – Deutsche Originalcharaktere aus dem achtzehnten Jahrhundert. Johann Georg Schrepfer. Von Rudolf von Gotschall. S. 538. – Die Kamerunerin. Eine romantische Geschichte von H. v. Götzendorff-Grabowski (2. Fortsetzung). S. 540. – In der Sommerfrische. Bild. S. 541. – Unschuldig verurtheilt! Beiträge zur Geschichte des menschlichen Irrthums. Neue Folge. IV. Von Fr. Helbig. S. 544. – Vertieft. Bild. S. 545. – Blätter und Blüthen: Alice Barbi. S. 547. (Zu dem Bildniß S. 533.) – Das Jubiläum eines Adlerjägers. S. 547. (Mit Abbildung S. 548.) – Dekorative Vorbilder. S. 548. – Die erste Uniform. S. 548. (Zu dem Bilde S. 537.) – Kleiner Briefkasten. S. 548.


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891). Leipzig: Ernst Keil, 1891, Seite 548. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1891)_548.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2023)