Seite:Die Gartenlaube (1891) 417.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1891)

Kapitän den Tod des jungen Kameraden in das Schiffsbuch eintrug und wir alle unterschrieben, da liefen den harten Seeleuten die Thränen über die gefurchten Wangen.

„Mann über Bord!“

Am nächsten Morgen wurde das Deck besonders geputzt, unten in dem „Krankenlogis“ wurde ernst gearbeitet, und nach einiger Zeit kam die Leiche des Entschlafenen, sorgfältig in Segeltuch eingenäht und auf ein starkes Brett gebunden, herauf. An der Regeling wurde sie aufgebahrt. Das Schiff ward zum Stehen gebracht und die Flaggen auf Halbmast herabgezogen. Ein leises Glockenzeichen, die Mannschaft tritt zusammen, vor der Leiche wird ein Kreis gebildet, der Kapitän spricht das Vaterunser, und wir sprechen es leise mit. Dann wird das beschwerte Brett über die Regeling gehoben und langsam in die klare, heiter lächelnde Fluth hinabgelassen. Wir sahen es sinken, immer dunkler war es, erst tief blau, dann schwarz, endlich entschwand es ganz unseren Blicken, und nur einige aufsteigende Blasen zeigten an, wo unser Kamerad in kühler Tiefe sein Grab gefunden hatte.

Glucksend und murmelnd spielten die Wogen am Körper des Schiffs während dieses einfachen Seemannsbegräbnisses, und aus der Kajüte hörten wir das Weinen und Schluchzen einer Frauenstimme.

Dann wurde das Schiff wieder in Gang gesetzt, das Steuer drehte sich knarrend, die Brise schwellte die Segel, und fort ging es, südlichen Küsten entgegen.

Begräbniß.

Einige Tage war es auf der „Elisabeth“ noch recht still; gedrückt schlichen wir umher und

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1891). Leipzig: Ernst Keil's Nachfolger, 1891, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1891)_417.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)