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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891)


Isolde Kurz. Wir haben im Jahrgang 1889 unseres Blattes die formenschönen Gedichte von Isolde Kurz besprochen. Es verdient die Thatsache Erwähnung, daß diese Gedichte bereits die zweite Auflage (Stuttgart, G. J. Göschensche Verlagshandlung) erlebt haben. Dann erschienen von derselben Verfasserin die „Florentiner Novellen“ (Stuttgart, ebenda), welche sich wie jene Gedichte durch ein stilvolles Gepräge der Darstellung auszeichnen. Wenn man von einer Schule Paul Heyses sprechen darf, so muß man Isolde Kurz zu den Schülerinnen des Münchener Novellisten zählen. Paul Heyse hat eine nicht unbeträchtliche Zahl von Novellen geschrieben, die ihren Stoff den Chroniken italienischer Städte entnehmen, sie tragen auch meist den Ausdruck der gewaltthätigen Zeiten, denen sie entnommen sind – und noch mehr ist dies bei den Schöpfungen von Isolde Kurz der Fall. An blutigen Kämpfen, an Ermordungen, an Schrecknissen und Greueln jeder Art fehlt es in den „Florentiner Novellen“ nicht, ja in zwei Erzählungen spielt die Pest ihre verhängnißvolle Rolle.

Die erste Novelle der Sammlung, „Die Vermählung der Todten“, haben die Leser im Jahrgang 1889 der „Gartenlaube“ kennen gelernt. Die zweite, „Die Humanisten“, schildert uns die gelehrte Bildung aus der Zeit des Lorenzo von Medici, die sich für das neuerweckte Alterthum begeistert. Auch hier ist die entscheidende Wendung grell genug: durch einen Schlaftrunk und durch Brandlegung sucht ein Gelehrter, der seinen Ruf der Handschrift eines Werkes von Cicero verdankt, die insgeheim in seinen Besitz gekommen ist und mit deren Federn er sich geschmückt hat, den Ueberbringer einer Abschrift des klassischen Werkes aus dem Wege zu räumen. Der Plan wird allerdings vereitelt, und zwar in einer nicht ganz glaubwürdigen Weise, aber als treues Zeitgemälde ist die Erzählung von Interesse. – In der dritten Novelle, „Der heilige Sebastian“, begeistert sich ein schwärmerisches Mädchen Pia für das Kirchenbild eines Malers und für diesen selbst, der keineswegs den Preis der Schönheit in Anspruch nehmen kann. Da kommt das Modell, der heilige Sebastian selbst, der Jugendfreund des Malers, ein leichtfertiger Kardinal, und gewinnt das Herz des Mädchens, fällt aber als ein Opfer der Rache, die der Bruder an dem Verführer nimmt. Die Beschreibung des alten verfallenen Schlosses am Arno und des gefahrvollen nächtlichen Stelldicheins ist sehr lebendig. Hintergrund der freierfundenen Fabel ist der geistige Kampf in Florenz zwischen den Anhängern des Savonarola und seiner strengen Sittenlehre und dem Schönheitsinn der künstlerisch begeisterten, aber sittenlosen Anhänger der Medici. Durch die harmonische Darstellung bei aller grell flackernden Beleuchtung, besonders aber durch die Spannung in der Verkettung der Ereignisse werden sich diese Novellen zahlreiche Freunde erwerben.

Ganz andere Töne werden in der letzten Veröffentlichung von Isolde Kurz angeschlagen. Es sind „Phantasien und Märchen“, kühn durchgeführte Gedankenspiele voll sinniger Betrachtung, geistreicher Satire und anmuthigen Humors, das alles in jener schlichten Redeweise, wie sie dem richtigen Märchen eigen ist, vorgetragen. Man lese in dem kleinen Bändchen (ebenfalls bei Göschen erschienen) das „Sternenmärchen“ und man wird, wenn man daneben zurückdenkt an die „Florentiner Novellen“, erstaunen über die Vielseitigkeit dieser glücklichen Dichternatur. †     

„Keine Rose ohne Dornen“. Ein tiefer Sinn liegt in diesem Sprichwort, und es drückt eine felsenfeste Wahrheit aus, die ein jeder im Leben an sich selbst erfährt. Aber der alte Roßmäßler erläuterte das Sprichwort dahin, daß es ein arger wissenschaftlicher Schnitzer sei. Keine Rose hat Dornen! denn bei ihr sind die stechenden Dinger Stacheln. Die Botaniker geben uns folgende nähere Bestimmungen dieser beiden verwandten Waffen der Pflanzen: „Als ‚Dorn‘ bezeichnet man ein Gebilde, welches der Hauptmasse nach aus einem Holzkörper gebildet wird oder welches doch von Gefäßbündeln durchzogen ist, die aus dem Holzkörper ihren Ursprung nehmen, und der dann in eine harte, stechende Spitze ausläuft. ‚Stachel‘ nennt man dagegen ein Gebilde, welches von der Haut oder Rinde eines Pflanzentheiles ausgeht, im Innern keine Gefäßbündel enthält, im übrigen mehrzellig oder einzellig sein kann, immer aber mit einer Spitze endigt, welche die Haut des Angreifers zu verletzen imstande ist.“ Oder kürzer gesagt: Der Dorn ist ein in ein blätterloses, steifes, spitzes Aestchen verkümmerter Zweig, Stacheln sind nur leicht ablösbare Oberhautgebilde. – Um diese botanischen Unterscheidungen kümmern sich die Leute sehr wenig. Der Sprachgebrauch ist entscheidend, und er wirft Dornen und Stacheln durcheinander, darum wird es auch immer heißen: „Keine Rose ohne Dornen!“*     



Kleiner Briefkasten.

(Anfragen ohne vollständige Angabe von Namen und Wohnung werden nicht berücksichtigt.)

S. G., Abonnentin in Graz. Sie feiern in diesem Jahre Ihr zwanzigjähriges Jubiläum als Abonnentin der „Gartenlaube“. Nehmen Sie dazu unseren herzlichen Glückwunsch und unseren besten Dank für Ihre treue Anhänglichkeit.

L. Sch. in Pasewalk. Die Verse:

„Man hat mir nicht den Rock zerrissen,
Es wär auch schade für das Kleid“ u. s. w.

sind von Uhland und dem Gedicht „Abreise“ entnommen (Gedichte und Dramen, I. Theil, S. 74), welches anfängt:

„So hab ich nun die Stadt verlassen,
Wo ich gelebet lange Zeit!“

M. W. in R. Ueber die rechtliche Seite Ihrer Angelegenheit müssen Sie einen Rechtsanwalt befragen; im übrigen sind wir der Ansicht, daß man eingegangene Verträge auch zu halten hat.



Inhalt: Eine unbedeutende Frau. Roman von W. Heimburg (4. Fortsetzung). S. 69. – Nach hartem Kampf. Bild. S. 69. – „Auf Flügeln des Gesanges“. Gedicht von Ad. Gründler mit Bild S. 73. – Der Kampf gegen die Bakterien. Die Heilung des Wundstarrkrampfes (Tetanus). S. 74. – Neunzig Jahre Frauenmode. Von Cornelius Gurlitt. III. S. 75. Mit Abbildungen S. 75, 76, 77 u. 78. – Die Reinlichkeit in den Schulen und die Gesundheit der Schüler. S. 79. – Truggeister. Roman von Anton von Perfall. (4. Fortsetzung). S. 79. – Aurelian überbringt die Brautwerbung des Frankenkönigs Klodwig. Bild. S. 81. – Blätter und Blüthen: Nach hartem Kampf. Von Karl Brandt. S. 83. (Zu dem Bilde S. 69.) – Aurelian überbringt die Brautwerbung des Frankenkönigs Klodwig. S. 83. (Zu dem Bilde S. 81.) – Isolde Kurz. S. 84. – „Keine Rose ohne Dornen“. S. 84. – Kleiner Briefkasten. S. 84.


manicula Hierzu die Kunstbeilage: „Laura“. Von Konrad Kiesel.


Zum Denkmal für Hoffmann von Fallersleben auf Helgoland.

Der Aufruf zu Beisteuern für ein auf der Insel Helgoland zu errichtendes Denkmal Hoffmanns von Fallersleben, des Dichters von „Deutschland, Deutschland über alles“, hat schon erfreulichen Erfolg gehabt. Wir verzeichnen nachstehend die seit der ersten Veröffentlichung des Aufrufs in Nr. 46 des Jahrgangs 1890 der „Gartenlaube“ eingegangenen Beiträge: 70 Mk. von einer Versammlung in Cassel-Wilhelmshöhe; 10 Mk. von N. N. in Gera; 40 Mk. von einer Versammlung in Halle a. S.; 10 Mk. von Dr. R. Keil in Weimar; 20 Mk. von Hauptmann a. D. Schweder in Berlin; 50 Mk. von Fabrikbesitzer Grosser in Ohlau; 30 Mk. von Abg. Seyffardt in Crefeld; 20 Mk. von Abg. v. Eynern in Barmen; 15 Mk. von Jul. Reusch, Gut Idylle b. Krufft; 500 Mk. von Sr. Hoheit Herzog von Ratibor; 10 Mk. von Jakob Böhm We., Frankfurt a. M.; 6 Mk. 80 Pf. von einer goldenen Hochzeit in Langenhain b. Bad Nauheim; 10 Mk. von H. Röstel, Berlin; 100 Mk. von L. Betschke, Halle a. S.; 10 Mk. von Buchhändler Schwetschke das.; 3 Mk. von Dr. A. R., Berlin; 30 Mk. von Dr. Schwetschke, Berlin; 3 Mk. von J. H. F., Mülheim a. d. R.; 5 Mk. 70 Pf. von einer fröhlichen Gesellschaft in Brunsbüttel; 50 Mk. von Kommerzienrath Hr. Gust. Selve, Altena; 10 Mk. 25 Pf. Sammlung des Deutschen Vereins in Toftlund; 15 Mk. von W. Aufermann, Wiesbaden; 3 Mk. von Λαικός Diutiseo; 10 Mk. von Otto Westermann, Bielefeld; 10 Mk. von Theod. Dilthey, Rüdesheim; 5 Mk. von Dr. Wilh. Ahlmann, Kiel; 10 Mk. von P. Volkers, Helgoland; 20 Mk. von Abg. Berger, Horchheim; 8 Mk. 10 Pf. von dem Verein für Handlungskommis v. 1858 in Elberfeld; 11 Mk. von dem Gesangverein, Emmerich; 128 Mk. von Heinr. Bulthausen, Essen, Sammlung; 4 Mk. 46 Pf. von der Zahlmeister-Aspiranten-Vereinigung, Straßburg i. E.; 66 Mk. von der Loge in Bochum; 2 Mk. von M. und J. auf Helgoland; 64 Mk. 30 Pf. Sammlung bei einem Festessen in Bockenheim; 1 Mk. 10 Pf. von einem Skattisch in Lemförde bei Osnabrück; 8 Mk. Sammlung von Fr. Wilh. Reichard in Neuwied; 9 Mk. Sammlung von John Harrisson in Amsterdam; 9 Mk. 20 Pf. Tellersammlung des Militärvereins in Mannheim; 20 Mk. von J. W. Hamdorff in Altona; 10 Mk. 10 Pf. vom Verein der Arbeitsscheuen in Berlin; 50 Pf. von Ferd. Hampe in Zörbig; 3 Mk. von Plassink und Starke in Großenhain; 15 Mk. 10 Pf. Sammlung alter Arionen in Dresden; 16 Mk. 24 Pf. desgl. des Kriegervereins in Altwasser; 10 Mk. von der Loge in Soest; 15 Mk. von Sr. Durchl. Prinz Heinrich von Schönaich-Carolath; 20 Mk. von Louis Lesbebusch; 20 Mk. von Otto Jäger; 20 Mk. von Heinrich Eisenloh; 100 Mk. von der „Gartenlaube“. Summa: 1637 Mk. 85 Pf.

Weitere Beiträge sind selbstverständlich stets willkommen und an den Herrn Geh. Regierungsrath Robert Fischer in Gera (Reuß) zu senden, welcher die weiteren Quittungen an dieser Stelle veröffentlichen wird.

Zu Unterstützung der Sache führen wir noch die Namen derjenigen Herren auf, welche inzwischen jenen Aufruf unterzeichnet haben. Es sind folgende:

Herzog von Ratibor, Fürst von Corvey, General der Kavallerie, Präsident des Herrenhauses. Heinrich Prinz zu Schönaich-Carolath. Baehr, Paul, Lieutenant a. D. in Oeynhausen. Baumbach, Rudolf, in Meiningen. Berger, Louis, in Horchheim. Dr. Beumer, W., Generalsekretär in Düsseldorf. Dr. Bothe, Bertha, in Görlitz. Dr. Bulthaupt, Heinrich, Stadtbibliothekar in Bremen. Busch, Peter, Kommerzienrath in Hochneukirch. Dahn, Felix, Geheimrath in Breslau. Dauber, Gymnasialdirektor, Professor in Wolfenbüttel. von Eynern, Abgeordneter des preuß. Abgeordnetenhauses in Barmen. Fischer, Robert, Geh. Regierungsrath in Gera. Fontane, F., Verlagsbuchhändler in Berlin. Friederichs, Karl, Kommerzienrath in Remscheid. Dr. Gaedertz, K. Th. Kgl. Bibliothekar in Berlin. Dr. jur. Gensel, Julius, in Leipzig. Dr. Gerstenberg, H., in Hamburg. Dr. Goldbaum, W., Redakteur der „Neuen Freien Presse“ in Wien. Graef, Karl, Schleswlg-Holsteinischer Ingenieur, Lieutenant a. D. in Dresden. Grosser, G., Fabrikbesitzer, Hauptmann a. D. in Ohlau. Heyl, Ferd., Kurdirektor, kaiserl. Ottomanischer V.-Konsul in Wiesbaden. Hirsche, Dr. theol., Hauptpastor in Hamburg. Hupfeld, Hermann, in Kassel. Dr. Keil, Robert, Rechtsanwalt in Weimar. Knetsch, George, in Kassel. Dr. Kreyenberg, Gotthold, Direktor der höheren Töchterschule in Iserlohn. von Lilienthal, L., in Elberfeld. Neumann, J., Redakteur in Groß-Lichterfelde. Pfingsten, Ernst, Buchdruckereibesitzer in Itzehoe. Dr. Pfundheller, Emil, Realgymnasialdirektor in Barmen. Reusch, Julius, Gut Idylle bei Krufft. von Riehl, W. H., Geheimrath, Professor in München. Rittershaus, Emil, in Barmen. Dr. Rodenberg, Julius, in Berlin. Rosegger, P. K., in Graz. Scherenberg, Ernst, in Elberfeld. Dr. Scherer, Georg, Professor in München. Schwartz, A., Hofbuchdruckereibesitzer in Oldenburg. Schweder, M., Hauptmann a. D. in Berlin. Dr. phil. Schwetschke, Eugen, in Berlin. Selke, Oberbürgermeister in Königsberg i. Pr. Seyffardt, Louis, Abgeordneter in Crefeld. Stettenheim, Julius, in Berlin. Träger, Albert, Rechtsanwalt in Nordhausen. Wolff, Julius, in Charlottenburg.



Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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