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Verschiedene: Die Gartenlaube (1890)

lauschte die Menge den eindringlichen, schlichten Worten, welche der Oberpfarrer Hofmann aus Altona von der Spitze des Herzenshügels aus zu seiner militärischen Gemeinde sprach: „Du Volk in Waffen und du Volk im Bürgerkleid! Euch alle hat ein unvergeßlich Kaiserwort begrüßt. So sei’s auch heute wahrgehalten. Auch hier zu Lande ein Volk kerndeutscher Art, ein Bruderstamm von altbewährter Treue! Zum ersten Male seit seiner Thronbesteigung rauscht dem Kaiserpaare der meerumschlungenen Lande Wogengruß. An seiner Heimath Hügeln hängt des Volkes Herz, an diesem Herzenshügel heut’ der ganzen Lande Herz. Wo es in angestammter Liebe der Enkelin Herzogs Christian August huldigend zu Füßen liegt, da schlägt es auch dem Enkel Kaiser Wilhelms jauchzend entgegen. An diesem Altar auf dem Herzenshügel sei ein Gelübde eines heiligen Herzensbundes erneut: Schleswig-Holstein auf ewig eins und ungetheilt in deutscher Treue, so bleibe es fortan stammverwandt dem Kaiserhause, dem Vaterlande!“

Der Uebergang der 18. Division über den Sund von Sonderburg nach Düppel.

Dem Feldgottesdienst folgte am Nachmittage das von den Provinzialständen dem Kaiserpaare angebotene und angenommene Festmahl im Kurhause zu Glücksburg, und hier war es, wo der Kaiser, dem Zuge seines Herzens folgend, jenen Toast ausbrachte, dessen freudiger Widerhall bis in die fernsten Gegenden des deutschen Vaterlandes drang, jenen Toast, in welchem er der deutschen Frauentugend huldigte, indem er die eigene Gattin als Sinnbild derselben feierte. „Das Band,“ sagte er, „welches mich mit dieser Provinz verbindet und dieselbe vor allen anderen Provinzen meines Reichs an mich kettet, das ist der Edelstein, der an meiner Seite glänzt, Ihre Majestät, die Kaiserin. Dem hiesigen Lande entsprossen, das Sinnbild sämtlicher Tugenden einer germanischen Fürstin, danke ich es ihr, wenn ich imstande bin, die schweren Pflichten meines Berufes mit dem freudigen Geiste zu führen und ihnen obzuliegen, wie ich es vermag.“

Nun begann die ernste Arbeit, die Vorbereitung des Friedens für den Krieg. Dem diesjährigen Kaisermanöver lag die Idee zu Grunde, daß eine feindliche Armee von Jütland kommend Flensburg bedrohte. Am 5. September wurde diese feindliche Armee, durch einige Abtheilungen Infanterie, Kavallerie und eine Batterie dargestellt, in dem Gelände bei Bau, woselbst vor nunmehr 42 Jahren der erste Zusammenstoß der jungen, ungeübten, großenteils aus Freiwilligen bestehenden schleswig-holsteinischen Armee mit den weit überlegenen dänischen Truppen erfolgte, von dem gesamten 9. Armeecorps angegriffen und nach einer erfolgreich ausgeführten Schwenkung des linken Flügels von seiner Verbindung mit dem Norden abgeschnitten und nach Sundewitt und Alsen gedrängt. Nach beendetem Gefecht trennte sich das Armeecorps. Das Nordcorps wurde nun bei den im Sundewitt sich abspielenden Manövern von der 18. Division dargestellt, unterstützt von dem aus 8 schweren Panzerschiffen, der Kreuzerkorvette „Irene“, 3 Avisos und einer Torpedodivision zusammengesetzten Manövergeschwader, während das angreifende Südcorps von der 17. Division gebildet wurde, welcher zwei Torpedodivisionen beigegeben waren. Das Nordcorps unter dem Generallieutenant von Scherst war, wie erwähnt, nach dem Gefecht bei Bau zurückgegangen nach der Insel Alsen. Das Südcorps unter dem Generallieutenant Fink von Finkenstein war dem zurückweichenden Feinde gefolgt und hatte auf den historischen Düppeler Höhen eine feste Stellung eingenommen.

Die Düppeler Höhen, welche in ihrem höchsten Punkte, der Düppeler Mühle, 68 m über dem Meeresspiegel sich erheben, fallen ostwärts allmählich zum Alssunde, südwärts steiler zum Wenningbund, nordwestlich steil und etwa 30 m tief zu einem breiten Grunde ab, der vom Dorfe Düppel ostwärts nach Oster-Düppel und von dort nordwärts zum Alssunde sich zieht, in den er zwischen Lillemölle und Surlücke mündet.

Am 8. September morgens ging nun das Nordcorps von Alsen aus zum Angriffe über. In unglaublich kurzer Zeit wurden von dem 9. Pionierbataillon die 13. Bataillone Infanterie unterhalb der Stadt Sonderburg in Pontons über den Alssund gesetzt unter fortwährendem Geschützfeuer der Batterien des in vortrefflicher Stellung auf den Höhen stehenden Südcorps. Nach der Ueberführung des Nordcorps auf das Festland wurde ein Bajonettangriff auf die Düppelstellung gemacht, aber zurückgewiesen. Nunmehr griff die Flotte ein. Acht der größten Panzerschiffe unserer Marine, sowie eine Kreuzerkorvette fuhren in den Wenningbund, sie legten sich mit ihren Breitseiten in geringer Entfernung vom Lande vor die Düppeler Höhen und eröffneten mit ihren schweren Geschützen eine stundenlang währende gewaltige Kanonade auf das Südcorps. Im Schutze dieses Feuers versuchten

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1890). Leipzig: Ernst Keil, 1890, Seite 691. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1890)_691.jpg&oldid=- (Version vom 10.2.2023)