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Verschiedene: Die Gartenlaube (1890)

der unterirdische Gasvorrath sein, der ein solches, durch Jahrtausende brennendes „ewiges Licht“ zu speisen vermag! Br.     


Die Erben eines fleißigen Schülers werden gesucht! Von einem Leser der „Gartenlaube“ erhalten wir die freundliche Benachrichtigung, daß er durch einen Kauf älterer Holzschnitte zufällig in den Besitz eines vergilbten, doch sehr gut erhaltenen Bildnisses des Apostels Judas Thaddäus gelangt sei, welches offenbar einstmals dem Zwecke gedient habe, einen fleißigen Schüler zu Köln für seine guten Leistungen zu belohnen. Auf der Rückseite des Blattes findet sich nämlich folgender handschriftliche Vermerk:

„Am Ende des Schuljahrs 1807 verdiente diese Belohnung Everhard Bartman, der in der Geschichte den 2., in der Uebersetzung aus der deutschen in die lateinische Sprache den 3. und in der Religionslehre den 4. Platz erhielt.
Köln, den 25. Sept. 1807. Henr. Jos. Appell, Prof.“     

Der gegenwärtige Besitzer dieses ehrenden Zeugnisses für Everhard Bartman würde sich freuen, wenn durch die Vermittlung der „Gartenlaube“ ein etwa noch lebendes Mitglied der Familie Bartman Kenntniß von diesem merkwürdigen Funde erhielte, und ist gern bereit, ihm denselben abzutreten.

Junges Leben. (Zu unserer Kunstbeilage.) Ein herrlicher erquickender Glanz liegt auf der Natur in ihrer seligen Werdezeit. In sattem Grün wölben die Bäume des Waldes ihre Kronen, Gräser und Blumen sprossen aus saftiger Wiesenflur, sie kennen nur die lebenspendende, noch nicht die lebenverzehrende Kraft des Sonnenstrahls, noch trübt nicht der fliegende Staub der Straße ihr frisches leuchtendes Farbenspiel und noch wissen sie nichts von der Schärfe der mähenden Sense. Unverkümmerter Lebensdrang und Lebensodem allüberall!

Und so ist die glückliche Kindesseele! Auch sie wiegt sich fröhlich im Blumenmeer; noch hat kein brennend heißer Sonnenstrahl sich mit lähmender Schwere auf sie gelegt, noch hat kein häßlicher Staub ihren klaren Spiegel getrübt, und noch ahnt sie nichts von der mähenden Sense!

Mit Frühlingsblüthen spielt auf frischgrünender Wiese das Kind. Mit kurzem Aermchen streckt es die lieblichen Boten des Lenzes der Mutter entgegen, die, selbst eine Blume des Feldes, von ihrer Ackerarbeit herbeigeeilt ist auf ihres Lieblings jauchzenden Freudenruf – Mutter und Kind und Blumen und Wiese und Wald, ein Bild fröhlich athmenden „jungen Lebens“!== 


Denkwürdigkeiten des Herzogs Ernst von Sachsen Coburg-Gotha. Der dritte sehr umfangreiche Band der Schrift des Herzogs „Aus meinem Leben und aus meiner Zeit“ (Berlin, Wilhelm Hertz) bringt diese hochbedeutsamen Mittheilungen aus dem Leben eines deutschen Fürsten zum Abschluß. Die Gründung des Norddeutschen Bundes ist der Schlußstein der eingehenderen Aufzeichnungen; auf die folgende Zeit ist nur ein kurzer Rückblick geworfen, der indeß bei der lebensvollen Darstellung des Verfassers noch manches tief sich einprägende Bild, besonders aus dem Kriege von 1870, enthält. Was aber den Zeitraum der letzten zwanzig Jahre betrifft, so sagt der Verfasser, daß die Ereignisse, die sich in demselben abgespielt haben, nicht in gleichem Maße der Geschichte angehören wie diejenigen, „welche in langsamer und harter Entwickelung die gesicherten Grundlagen des neuen Bundes und Staates herbeigeführt haben. Nicht nur in Anbetracht dessen, daß noch weit mehr persönliche Interessen durch eine Erzählung dieser neuesten Phasen berührt werden mußten, sondern besonders deshalb, weil die Empfindungen und Parteistellungen des Tags viel unmittelbarer und stärker auf eine Darstellung der Dinge einwirken und das Urtheil darüber viel leidenschaftlicher beeinflussen würden. Es wäre ein Zeichen wenig tiefgehender und staatsmännischer Einsicht, wenn jemand sich rühmen wollte, er vermöchte die Begebenheiten der letzten zwanzig Jahre heute schon mit der gleichen Unbefangenheit vorzutragen, wie ich dies wohl von meinen voranstehenden dreißig Büchern behaupten darf. Meine Mittheilungen würden zu völlig anderen Erörterungen und Betrachtungen der politischen Tageslitteratur Anlaß geben, als die Darstellung jener älteren vollendeten und abgeschlossenen Thatsachen, da der größte Theil dessen, um was es sich handelt, noch zum täglichen Brot des politischen Lebens gehört.“

Von den Ereignissen, welche jenseit jener Zeitgrenze liegen und welche der fürstliche Verfasser daher als geschichtlich betrachtet, führt er uns eine Reihe der wichtigsten vor, bei denen allen er selbst theils als Augenzeuge zugegen, theils als Vermittler und Rathgeber mitthätig war, theils endlich selbständig mit bedeutsamen Anregungen vorging. Es ist von selbst einleuchtend, daß kein anderer Berichterstatter aus jener Zeit in der Lage war, gleichverbürgte Mittheilungen über die Strömungen in den höchsten, den Ausschlag gebenden Kreisen, über die Ansichten der Monarchen selbst und ihrer einflußreichsten Berather zu machen; so enthalten denn auch diese Denkwürdigkeiten eine Menge der werthvollsten Aktenstücke, die sonst dem Geschichtschreiber wohl unzugänglich geblieben wären: Briefe des Königs Wilhelm von Preußen, in denen sich die Umsicht, Klarheit, Festigkeit und liebenswürdige Freundlichkeit des späteren deutschen Kaisers abspiegelt; Briefe des Prinzen Albert, die, mit Geist und Schärfe abgefaßt, Schlaglichter auf die damaligen englischen Zustände werfen, und der Königin Viktoria, welche ihrem Schwager stets das vollstes Vertrauen entgegenbrachte. Die zahlreichen Briefe des Königs von Belgien zeugen von der politischen Weisheit dieses Fürsten, der mit Recht als eine Art von Orakel galt. Nimmt man hinzu, daß der Herzog wiederholt mit dem Kaiser Napoleon und dem Kaiser von Oesterreich Unterredungen hatte, welche wichtige Fragen der Tagespolitik betrafen, so wird man ihm unter den Geschichtschreibern jener Tage unbedingt einen ganz hervorragenden Rang einräumen müssen.

Der dritte Band umfaßt ungefähr das Jahrzehnt von 1860 bis 1869 und beginnt mit Darstellung der Vermittelung des Herzogs bei den preußischen Verfassungskämpfen und seiner Anwesenheit bei dem Fürstentag in Baden, von dem er nun eine eingehende Schilderung entwirft. Die Streiflichter, die auf Kaiser Napoleon fallen, lassen denselben keineswegs in einem ungünstigen Licht erscheinen. Der Herzog verfehlte nicht, ihn auf das Erstarken des deutschen Volksbewußtseins nachdrücklich hinzuweisen. Ergötzlich ist die Anekdote, wie der nervös abgespannte Kaiser durch ein starkes Gewitter, welches beim Frühstück der versammelten Fürsten hereinbrach so betroffen wurde, daß man ihn beruhigen zu müssen glaubte und er wiederholt und in der unbehaglichsten Stimmung erklärte, er erinnere sich nicht, etwas so Schreckliches je erlebt zu haben. Der Herzog von Gotha, als Schutzherr des Nationalvereins wurde von den vier anwesenden Königen, welche beim Prinzregenten von Preußen Anklagen gegen diesen Verein richteten, mit mißtrauischen Augen angesehen. Die Antworten, die er später auf seine an die vier Fürsten gerichteten Briefe erhielt, sind ebenso charakteristisch für die Anschauungen derselben wie in ihrer verschiedenartigen Fassung für ihre persönliche Eigenart.

Bei allen nahen Beziehungen zum preußischen Hofe war des Herzogs Verhalten doch auch dort mehrfach Mißdeutungen ausgesetzt, welche indeß bald durch seine Erklärungen und des Königs Entgegenkommen beseitigt wurden. Dies gilt namentlich von dem Auftreten des Herzogs bei dem Frankfurter Schützenfest, 1862, dessen Bild durch allerlei Berichte vielfach entstellt und verzerrt worden ist. Herzog Ernst wohnte im einfachen Schützenkleide als Ehrenpräsident des Schützenbundes der Feier und dem Festzuge bei und sprach bei der Uebergabe der Fahne an die Stadt Frankfurt begeisterte Worte, die ein stürmisches Echo fanden; er mahnte, „treu zu stehen beim Vaterlande und seines Rufes gewärtig bei wehrhaftem Bunde waffengeübt zu werden“. In Berlin wurde es angeklagt, in Frankfurt die zahlreich anwesenden Mitglieder der Opposition in ihren Widerstand gegen die Regierung bestärkt zu haben, und der König selbst schrieb ihm in dieser Angelegenheit. Das Mißverständniß löste sich sogleich durch die Antwort des Herzogs, für welche der König seinen besten Dank sagte, indem er hinzufügte: „Daß ich momentan an eine solche Handlung Deinerseits glauben konnte, wirst Du nicht ganz unbegreiflich finden, wenn Du Dir alles zurückrufen willst, was in Frankfurt gesprochen und gedruckt worden ist.“

Auch des Herzogs Anwesenheit und Auftreten bei dem Frankfurter Fürstenkongresse 1863 fand nicht ungetheilte Anerkennnung in Berlin, da er zwischen dem österreichischen und preußischen Standpunkte zu vermitteln suchte. Die eingehende Schilderung dieses Kongresses ist einer der werthvollsten Theile des Werkes. Niemand konnte berufener dazu sein als der Herzog, der ja zu den dort tagenden Fürsten gehörte. Der Leitung der Versammlung durch den Kaiser von Oesterreich läßt er die vollste Anerkennung zutheil werden. Als einen der spannendsten Augenblicke der Berathung schildert er denjenigen, in welchem die Fürsten zurückblieben, nachdem der Kaiser von Oesterreich den Saal verlassen hatte mit der Erklärung, das Recht Oesterreichs auf das Präsidium im Bunde müsse auch in Zukunft aufs allerbestimmteste gewahrt werden. Mit der Annahme dieses Artikels der Vorlage war das Schicksal des Fürstenkongresses besiegelt.

Allen andern Staaten des Bundes voran ging Herzog Ernst durch den Abschluß seiner Militärkonvention mit Preußen, ein Vorgang, der zunächst keine Nachfolge fand, und durch die Anerkennung des Augustenburgers nach dem Tode des dänischen Königs Friedrich VII. Die schon früher durch die That bewährte Theilnahme für Schleswig-Holstein bewies der Herzog von neuem, indem er zwei seiner besten Beamten der Regierung des Augustenburgers zur Verfügung stellte und sich bei dem Bunde und den deutschen Fürsten fortwährend für seine Sache verwandte, obschon er keineswegs mit allem einverstanden war, was seitens der vergeblich um ihre Anerkennung kämpfenden Regierung beschlossen wurde.

Wir können hier dem inhaltvollen Werke nicht durch alle Windungen und Wendungen der darin geschilderten politischen Verwicklungen folgen. Als es zum Bruch zwischen Oesterreich und Preußen kam, da schloß sich der Herzog seinem Kriegsherrn, dem König von Preußen, an und fand bald nach Beginn der Feindseligkeiten Anlaß, sich am Kampfe gegen die Hannoveraner bei Langensalza mit seinen Truppen zu betheiligen. Ueber die Verhandlungen, die dem blutigen Treffen vorausgingen, giebt er eine Auskunft, die um so willkommener sein wird, als bisher über dieselben ein noch ungelichtetes Dunkel herrschte.

Als ein anmuthendes Zwischenspiel zwischen den schwerwiegenden Verhandlungen der Kabinette und den kriegerischen Thaten der Heere schiebt sich die afrikanische Reise des Herzogs ein, die denselben nach Massaua und Keren in die Vorgebirge von Abessinien führte, in jene Gegenden, welche jetzt Italien in seinen Machtkreis gezogen hat. Die Schilderung der Reise, der Jagdabenteuer, der Naturbilder und Volkssitten ist überaus lebendig.

So erweisen sich die Denkwürdigkeiten des Herzogs Ernst, die überdies in einer vortrefflichen, ebenso durchsichtigen wie lebensvollen Darstellungsweise abgefaßt sind, als einer der werthvollsten Beiträge zur Geschichte dieses Jahrhunderts. Ritterlich, geistvoll, thatkräftig tritt uns das Bild des Fürsten selbst daraus entgegen, der in Wort und That immer einer der mannhaftesten und unermüdlichsten Vorkämpfer der deutschen Einheit war, für die er stets seine ganze bedeutende Persönlichkeit einsetzte.     

Die Volkswirthschaftslehre soll neuerdings in den öffentlichen Volksschulunterricht aufgenommen werden. Einen solchen Vorschlag macht Jende in den „Deutschen Zeit- und Streitfragen“ Verlagsanstalt u. Druckerei A-G. (vorm. J. F. Richter), Hamburg). Er geht von dem Grundsätze aus, daß bei den wirthschaftlichen Verhältnissen der Gegenwart der kleinste Geschäftsmann, ja der einfache Arbeiter darauf angewiesen sei, ein kleiner Volkswirth und Finanzmann zu sein. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß bei geeigneter Stoffauswahl für ländliche Verhältnisse und städtische Fortbildungsschulen damit ein wünschenswerther Fortschritt in der Volksbildung erzielt würde. Klarheit über solche Begriffe wie Arbeit, Kapital, Preis, Geld, Kredit, Papiergeld, Grundrente, Arbeitslohn, Versicherungen, Unternehmergewinn ist heutzutage für jeden unentbehrlich, der im großen Getriebe unseres wirthschaftlichen Lebens mitthätig ist. Der Lehrer halte sich an das Nächste, und er wird Verständniß und Aufmerksamkeit finden.      

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1890). Leipzig: Ernst Keil, 1890, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1890)_194.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)